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„Konkurrenzkampf“Banken buhlen wieder um Sparer

Lesezeit 4 Minuten
Ein Sparschwein liegt verschlagen auf einer grünen Oberfläche, es sind Geldmünzen in dem Schwein.

Symbolbild

Sparer bekommen wieder Zinsen, für Verbraucher lohnt sich wieder das Vergleichen. Jedoch kann die Inflation nicht ausgeglichen werden und wer höhere Renditen will, kommt an mehr Risiko nicht vorbei.

Millionen Sparer in Deutschland freut’s: Nach dem Ende der Zinsflaute buhlen Kreditinstitute wieder um ihre Gunst. „Aktuell sehen wir vor allem unter den Top-Anbietern einen intensiven Konkurrenzkampf um die Spargelder der Anleger“, schildert Oliver Maier von der Vergleichsplattform Verivox. Sparzinsen steigen demnach auf breiter Front, ein rasches Ende ist nach Maiers Einschätzung angesichts des Wettbewerbs unter den Banken vorerst nicht in Sicht. „Um dabei nicht ins Hintertreffen zu geraten, sind die Institute gezwungen, ihre Konditionen kontinuierlich nachzubessern.“ Die Schattenseite höherer Zinsen: Für Kreditnehmer wird es teuer.

  1. Die Sparkasse KölnBonn hat nach den jüngsten Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt durch die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt beschlossen, wieder Zinsen auf das Tagesgeldkonto-Angebot zu zahlen. Ab dem 16. Januar 2023 liegt der Zinssatz bei 0,2 Prozent. Bei den Festgeldangeboten mit Laufzeit von zwei Jahren bietet die Sparkasse bis zu 3 Prozent. Bei kürzeren Laufzeiten reduziert sich der Zins: Bei drei Monaten liegt er bei 1,35, bei einem Monat nur noch bei 0,55 Prozent.
  2. Die Kreissparkasse Köln hingegen bietet ihren Kunden aktuell lediglich Tagesgeldkonten mit einem Zinssatz von derzeit 0,25 Prozent.
  3. Auch die Volksbank Köln Bonn bietet für ihre Tagesgeldprodukte beitragsunabhängig 0,25 Prozent an. (dhi)

Einer Verivox-Auswertung zufolge bringen bundesweit verfügbare Festgeldangebote mit zwei Jahren Laufzeit im Schnitt inzwischen 2,09 Prozent Zinsen (Stand: 20. Dezember). Im August waren es gerade einmal 0,82 Prozent. Tagesgeld wirft nach Jahren der Null- und Negativzinsen durchschnittlich 0,45 Prozent ab. Die hohe Inflation mindert allerdings den Ertrag. Regionalbanken hinken der Auswertung zufolge hinterher. So liegt der Durchschnittszins zweijähriger Festgeldanlagen bei Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie Sparda-Banken bei 1,14 Prozent. Sparkassen zahlen für Festgeld im Schnitt 1,21 Prozent. Die Tagesgeld-Zinsen liegen bei regionalen Instituten im Schnitt nur knapp über der Nulllinie. „Die Regionalbanken müssen aufpassen, dass ihnen die Kunden nicht weglaufen“, meint Maier. „Aktuell werben mehrere Wettbewerber mit Kampfkonditionen und versuchen, den anderen Banken so die Kundschaft abspenstig zu machen“, sagt der Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Verivox wertet nach eigenen Angaben alle gut 700 Banken mit Tages- und Festgeldangeboten aus, die ihre Zinsen online veröffentlichen. Auch das Verbraucherportal Biallo berichtet von steigenden Zinsen.

Dispozinsen teils deutlich gestiegen

Seit die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen in mehreren Schritten erhöht hat, wächst das Interesse an Einlagen der Sparer. Die Geldhäuser verdienen daran, dass sie mehr Zinsen für Kredite kassieren, als sie Sparern zahlen. Nach Daten des Vergleichsportals Check24 kostete beispielsweise ein Ratenkredit über 10000 Euro mit einer Laufzeit von 60 Monaten bei einem Abschluss im Januar 187 Euro im Monat. Für einen Kredit mit gleicher Summe und Laufzeit wurden Mitte Dezember 196 Euro monatlich fällig. Stiftung Warentest konstatiert zugleich deutlich gestiegene Dispozinsen für die von Banken eingeräumte Kontoüberziehung. „Wenn Kreditinstitute derzeit die Dispozinsen erhöhen, dann gleich kräftig. Die Dynamik hat sich seit Mai verstärkt“, berichtete Heike Nicodemus von der Zeitschrift „Finanztest“ der Stiftung unlängst. Einer Auswertung (Stand: 21. Dezember) von gut 450 Kontomodellen bei 171 Kreditinstituten zufolge verlangen die Geldhäuser im Schnitt derzeit 9,94 Prozent Dispozinsen. Im Mai vor der Girokontenuntersuchung von „Finanztest“ waren es bei einer Stichprobe 9,25 Prozent. Mit der EZB-Zinserhöhung vom 21. Juli entfiel auch der Einlagenzins von 0,5 Prozent, den Kreditinstitute zahlen mussten, wenn sie Gelder bei der Notenbank parkten. Viele Geldhäuser hatten die Kosten dafür als sogenanntes Verwahrentgelt auch an Privatkunden weitergegeben. Trotz der Zinswende ist das Thema nicht vom Tisch: So will beispielsweise Commerzbank-Privatkundenvorstand Thomas Schaufler das Instrument von Verwahrentgelten für Notfälle nicht ganz aus der Hand geben. Schaufler betonte zugleich: „Aber es ist kein Werkzeug – und da sind wir uns alle einig –, das wir in normalen Zeiten wieder aus dem Werkzeugkasten rausholen wollen.“


Kommentar von Nina Kallmeier zu den steigenden Zinsen

Lange haben Sparer darauf gewartet, endlich ist es so weit: Auf Tages- und Festgeldkonten gibt es vielerorts wieder Zinsen. Und nicht nur das, sie steigen auch noch an. Davon profitieren nicht nur die vielen risikoscheuen Anleger, denen Aktien, Fonds und ETFs nach wie vor suspekt bleiben, sondern auch jene, für die Tages- und Festgeld insgesamt zur Anlagestrategie gehören.

Die Entwicklung heißt auch: Es lohnt sich für Verbraucher wieder, Angebote zu vergleichen und Zinserträge – auch wenn sie vergleichsweise niedrig bleiben – mitzunehmen. Denn eines bleibt bei aller Euphorie über die steigenden Guthaben-Zinsen ein Fakt: Die Inflation ausgleichen können sie aktuell nicht. Das sollten Verbraucher im Hinterkopf behalten, um nicht unseriösen Anbietern auf den Leim zu gehen.

Wer eine höhere Rendite erzielen will, für den wird an risikoreicheren Geldanlagen – dazu zählen auch Aktien – kein Weg vorbeiführen. Dafür müssen Anleger jedoch auch die nötige Ausdauer mitbringen, um Schwankungen am Aktienmarkt auszusitzen. In einer Zeit, in der das tägliche Leben immer teurer wird, ist das nicht einfach.


Verbraucherschützer wollen Verwahrentgelte für Privatkunden auch für die Zukunft ausschließen. Aktuell sind sechs Klagen des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes (vzbv) zu dem Thema anhängig. „Wir sehen keinen Grund Klagen zurückzuziehen, solange Kreditinstitute unseren Anspruch nicht als berechtigt anerkennen oder Unterlassungserklärungen abgeben“, betont vzbv-Rechtsreferent David Bode. „Wir bezweifeln, dass die Verwahrentgelte tatsächlich auf den Einlagenzins bei der Notenbank zurückzuführen sind, zumal die EZB den Kreditinstituten seit 2019 hohe Freibeträge eingeräumt hat.“ Sollten Verwahrentgelte unrechtmäßig erhoben worden sein, stünden Bankkunden möglicherweise Erstattungen zu, meinen die Verbraucherschützer. (dpa)