Bislang profitieren Unternehmen noch von Auftragsbeständen, die sie abarbeiten. Doch Experten warnen mit Blick auf die aktuelle Entwicklung.
KonjunkturAuftragseingang in der deutschen Industrie gibt kräftig nach
Der Auftragseingang in der deutschen Industrie ist im Oktober kräftig gesunken. Gegenüber dem Vormonat gingen 3,7 Prozent weniger Bestellungen ein, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Analysten hatten dagegen mit einem leichten Zuwachs von im Schnitt 0,2 Prozent gerechnet.
Belastet wurde die Entwicklung durch fehlende Großaufträge. Rechnet man diese Komponente raus, ergäbe sich ein Orderzuwachs um 0,7 Prozent. Darüber hinaus wurde der Anstieg des gesamten Auftragseingangs im Vormonat nachträglich von 0,2 auf 0,7 Prozent nach oben gesetzt. Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich gehen die Bestellungen um 4,6 Prozent zurück.
Die Auftragseingänge setzten ihren rückläufigen Trend fort, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin. Die Entwicklung der Großaufträge herausgerechnet, trete das Ordervolumen seit dem Frühjahr auf der Stelle. Eine nachhaltige Erholung der Industriekonjunktur dürfte demnach erst im nächsten Jahr zu erwarten sein.
Ökonom: Betriebe werden Produktion herunterfahren müssen
Im Detail gingen im Oktober weniger Aufträge für Vorleistungs- und Investitionsgüter wie Maschinen ein. Dagegen wurden mehr Konsumgüter bestellt als im Vormonat. Während die Nachfrage im Inland um 2,4 Prozent stieg, kamen aus dem Ausland 7,6 Prozent weniger Bestellung.
Bankökonomen hoben die Belastung durch fehlende Großaufträge hervor. Diese hätten das Ergebnis im Monat zuvor noch gestärkt. „Bisher haben viele Unternehmen die geringeren Auftragseingänge dadurch ausgeglichen, dass sie ihre Auftragsbestände abgearbeitet haben“, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. „Auf Dauer werden sie aber nicht darum herumkommen, ihre Produktion herunterzufahren, was für ein weiteres Schrumpfen der deutschen Wirtschaft im Winterhalbjahr spricht.“
Die deutsche Wirtschaft ist im Sommerquartal von Juli bis September leicht geschrumpft. Folgt im Schlussquartal ein weiterer Rückgang, könnte von einer technischen Rezession gesprochen werden - also einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in zwei Quartalen hintereinander. (dpa)