Die von der Ampel-Koalition propagierte wertebasierte Außenpolitik stößt an ihre Grenzen. Denn kein anderes europäisches Land ist so verbandelt mit China, wie Deutschland.
KommentarEine Unabhängigkeit von China ist eine Illusion
Die gestörten Lieferketten während der Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine haben die Abhängigkeiten der deutschen Wirtschaft schonungslos offengelegt. Teile unseres Wohlstands sind darauf aufgebaut, dass Waren und Dienstleistungen billig aus dem Ausland kommen.
Das galt bislang für russisches Gas, und das gilt auch – wenn nicht noch stärker – für Rohstoffe aus China, die Deutschland dringend zur Bewältigung der Energie- und Klimakrise benötigt. Keine Solaranlagen, keine Elektroautos ohne Lithium und Seltene Erden aus dem Land der Mitte. Es wird ungleich schwieriger, sich von China unabhängiger zu machen als von Russland. Da nützt es auch nichts, wenn künftig in Deutschland und Europa Chips und Batterien gebaut werden sollen – die Rohstoffe müssen weiterhin importiert werden.
Eine Unabhängigkeit von China ist also eine Illusion. Das bedeutet auch, dass die von der Ampel-Koalition propagierte wertebasierte Außenpolitik an ihre Grenzen stößt. Man arrangiert sich mit dem schwierigen Partner. Auch, weil kein europäisches Land ökonomisch so mit China verbandelt ist wie Deutschland. Zumindest mit Blick auf Absatzmärkte, Produktionsstätten und Zulieferer wären Unternehmen gut beraten, ihre Wirtschaftsbeziehungen nach Asien zu diversifizieren. Zumal der Erdteil aus mehr Ländern besteht als nur China.