Kölner Volksbank-Chef Jürgen Pütz„Die Corona-Pandemie bringt uns zusätzlich zusammen“
- Mit Jürgen Pütz, dem Vorstandschef der Volksbank Köln Bonn sprach Ralf Arenz über Herausforderungen für das Institut, nicht nur durch die Corona-Pandemie.
Die Volksbank Köln Bonn will für 2019 eine Dividende ausschütten. Passt das in die Corona-Zeit?Wir haben eine Dividende von drei Prozent vorgeschlagen nach vier Prozent im Vorjahr. Die Bankenaufsicht BaFin hatte mit Blick auf die Pandemie gebeten, auf Ausschüttungen bis Ende Oktober zu verzichten. Jetzt kann bei positiven Ertragsprognosen und ausreichend Eigenkapital institutsspezifisch ausgeschüttet werden. Beide Voraussetzungen erfüllen wir. Wir sind der Überzeugung, dass unser Vorschlag ausgewogen ist im Hinblick auf die Beeinträchtigung durch die Corona – Pandemie und dem Anspruch der Mitglieder, am erfolgreichen Jahr 2019 zu partizipieren.
Zur Person
Jürgen Pütz wurde am 18.Juli 1965 in Bonn geboren. Bei der Volksbank Bonn absolvierte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann, an der Akademie Deutscher Genossenschaften eine Weiterbildung zum Diplom-Bankbetriebswirt und Manager of Banking.2011 rückte er an die Spitze der Volksbank Bonn Rhein-Sieg, nach der Fusion mit der Kölner Bank an die Spitze der Volksbank Köln Bonn. Pütz ist verheiratet und hat drei Kinder. (raz)
Es gibt eine schriftliche Abstimmung.
Ja, das Verfahren hat sich schon bei der Vertreterversammlung im Sommer bewährt. Da hatten wir zum Beispiel den Vorstandsbericht per Video zur Verfügung gestellt und ein Forum für Fragen eingerichtet. Ich war überrascht von der positiven Resonanz und der Beteiligung, die höher war als bei den früheren Präsenzveranstaltungen. Dennoch sind mir Präsenzveranstaltungen mit einem persönlichen Austausch lieber.
Wie laufen die Geschäfte?
Der Vertrieb entwickelt sich besser als im Vorjahr. Wir erwarten bis zum Jahresende zum Beispiel ein Kreditwachstum von bis zu acht Prozent. Bei den Kosten haben wir Entlastungen, weil Dienstreisen und Veranstaltungen kaum noch stattfinden. Entscheidend wird aber werden, in welcher Höhe wir Wertberichtigungen bei Krediten vornehmen müssen. Die Einschränkungen in Folge der Corona – Pandemie belasten auch mittelständische Unternehmen in unserer Region. Bei stark betroffenen Branchen wie der Gastronomie, der Hotellerie sowie im Veranstaltungsbereich beobachten wir schon den Wunsch nach Stundungen sowie eine angespannte Liquidität. Wir haben hierfür Vorsorge getroffen und verfügen über eine gute Basis und ausreichend Ertragskraft. Wir sind Partner des Mittelstands. Gerade in der derzeitigen Situation sehen wir uns als Genossenschaft gefordert, unsere Mitglieder und Kunden zu unterstützen.
Muss die Bank womöglich sparen und wo tut sie das?
Schon seit Jahren stehen wegen der Niedrigzinsphase und der Regulatorik die Kosten im Fokus. Wir besetzen auch nicht jede freiwerdende Stelle neu und bauen so pro Jahr etwa 20 Stellen ab. Andererseits investieren und verstärken wir die Digitalisierung. Ziel ist es aber vor allem, über ein nachhaltiges Wachstum im Kundengeschäft den Erfolg der Bank zu sichern. Nur mit Kostensenkungen allein geht das nicht.
Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf den Bankbetrieb aus. Wie viele Mitarbeiter sind bei Ihnen im Homeoffice?
Wir haben gleich im März 250 Mitarbeitende mit mobilen Geräten sowie mit den unerlässlichen sicheren Zugängen zur IT der Bank ausgestattet. Aktuell richten wir weitere 100 mobile Arbeitsplätze ein, so dass jetzt fast die Hälfte der Mitarbeitenden flexibel arbeiten kann. Einige sind ganz im Homeoffice, andere an einzelnen Tagen. Es geht uns um Flexibilität. Wir haben auch zwei Vorstandsteams gebildet. Ein Team ist jeweils im Homeoffice, das andere in der Kölner Hauptstelle. Unsere Filialen haben alle geöffnet, natürlich mit Hygienekonzept.
Das Institut
Die Volksbank Köln Bonn entstand aus der Fusion von Kölner Bank und Volksbank Bonn Rhein-Sieg. Im Jahresverlauf 2020 kletterte die Bilanzsumme um fünf Prozent auf 5,46 Milliarden Euro. Nach der Ergebnisvorschau wird der Jahresüberschuss am Jahresende voraussichtlich rund zehn Millionen betragen (2019: 9,6 Millionen). Die Gesamtkapitalquote des Instituts mit 67 Filialen und Selbstbedienungsstellen liegt bei 19,9 Prozent. Es hat 112 000 Mitglieder und beschäftigt 728 Mitarbeitende (2019: 743). (raz)
Welche Fragen bewegen die Kunden in der Pandemie besonders?
Bei den Firmenkunden ging es oft um Liquidität. Wie haben 900 Beratungen zu den KfW-Hilfskrediten durchgeführt und bislang 60 Millionen Euro beantragt. Firmen- und Privatkunden hatten Fragen rund um Stundungen bei Krediten. Im März, als die Aktienkurse eingebrochen sind, ging es bei der Beratung von Privatkunden auch oft um die Kapitalmärkte. Wir haben Kunden auch gezielt angesprochen. Sie waren besonnener als 2008 bei der Finanzmarktkrise. Nur wenige sind komplett aus Aktien ausgestiegen. Der Beratungsbedarf insgesamt war hoch. Live-Chats mit Bankberatern haben um 100 Prozent zugenommen, Telefongespräche um 40 Prozent.
Kommen die Kunden wieder in die Filialen?
Die Kunden nutzen seit Jahren auch andere Zugangswege zur Bank wie Telefon oder Video-Chat. Wir haben in die Digitalisierung investiert und erweitern gerade unsere Banking-App, bieten Überweisungen an, die per Scan erfasst werden. Außerdem haben wir 46 Bankkaufleute in unserem Kunden-Dialog-Zentrum, in dem fast alle Bankgeschäfte per Telefon oder Video-Chat erledigt werden können. Nur Bargeld kann der Kunden hier nicht einzahlen oder sich auszahlen lassen. Sie können hier aber vereinbaren, dass ihnen als Mitglied der Bank Bargeld kostenlos nach Hause gebracht wird.
Verstärkt die Corona-Pandemie einen Trend weg von der Filiale?
Heute gibt es in der gesamten Branche ein Drittel weniger Filialen als vor zehn Jahren. Es wird auch weitere Anpassungen beim Filialnetz geben. Konkrete Pläne haben wir aber nicht. Uns ist die Präsenz in der Fläche wichtig. Zuletzt haben wir in Köln-Kalk eine SB-Filiale in den Köln Arcaden neu eröffnet. Wir suchen ständig nach Wegen, die Filialen attraktiv zu halten. Ein Weg ist unser E-Kiosk in der Filiale in Köln-Sülz, wo Kunden etwa SIM-Karten fürs Telefon, Eintrittskarten für Events oder Gutscheine kaufen können.
Vor drei Jahren sind die Kölner Bank und die Volksbank Bonn-Rhein-Sieg zur Volksbank Köln Bonn fusioniert. Wie sind die beiden Institute zusammengewachsen?
Erstaunlich gut. Der Rhein verbindet, und auch die gemeinsame Idee der Mitgliederförderung der beiden Volksbanken hat das erleichtert. Wir haben aber auch viel dafür getan. Nach der gemeinsamen Entwicklung des Leitbildes, gab es im Oktober 2019 einen Zukunftstag mit all unseren Mitarbeitenden. Die Corona-Pandemie bringt uns zusätzlich zusammen. Um die Mitarbeitenden zu unterstützen, haben wir sie etwa für die Kinderbetreuung im Frühjahr 14 Tage freigestellt oder ihnen erlaubt, die Kinder mit zur Arbeit zu bringen. Wir haben auch Parkplätze bezahlt, damit die Mitarbeitenden, die nicht mit Bus und Bahn zur Arbeit kommen wollten, das Auto nehmen konnten.
Sind Sie offen für weitere Fusionen?
Es wird wegen des Drucks auf die Banken weitere Fusionen geben. Wir haben auch immer gesagt, dass dieser Prozess auch in der Region Köln Bonn weiter gehen wird. Wir führen derzeit aber keine Gespräche. Vor allem jetzt kümmern wir uns um unsere Mitglieder und Kunden.