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Folgen des Ukraine-KriegsLanxess fährt Engagement in Russland zurück

Lesezeit 3 Minuten

Symbolbild

Köln – Lanxess fährt angesichts des Kriegs gegen die Ukraine sein Engagement in Russland zurück. Bei der Vorlage der Bilanz für 2021 in einer virtuellen Pressekonferenz versicherte Lanxess-Chef Matthias Zachert, der Spezialchemie-Konzern unterstütze die verhängten Sanktionen vollständig. Investitionen in Russland seien gestoppt, ebenso das Neugeschäft. Die Geschäftstätigkeit mit russischen Kunden sei so weit eingestellt, wie das möglich sei.

Weniger als 60 Millionen Umsatz in Russland

Die Umsätze in der Ukraine seien für den Kölner Konzern ohnehin zu vernachlässigen. In Russland habe der Umsatz bei weniger als 60 Millionen Euro gelegen. Nur 45 Mitarbeitende hat Lanxess in Russland. Neben einem Büro in Moskau gibt es ein Werk für Kautschuk-Additive in Lipetzk. Diese Anlage werde heruntergefahren und bediene nur noch internationale Kunden. Im Falle des Rückzugs aus Russland seht Lanxess Wertminderungen von etwa 20 Millionen, die Außenstände dort bezifferte Zachert auf einen mittleren einstelligen Millionenbetrag.

Der Ausblick

Für 2022 ist Lanxess-Chef Zachert optimistisch, trotz unklarer Auswirkungen des Ukraine-Konflikts und steigender Kosten für Energie und Rohstoffe.

Für das erste Quartal geht Lanxess von einem Gewinn- sprung aus und rechnet mit einem operativen Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen von 280 bis 320 (Vorjahreszeitraum: 242) Millionen Euro.

Im laufenden Jahr stehe der Schuldenabbau im Fokus, große Zukäufe seien nicht geplant, so Zachert weiter. (raz)

Mit dem abgelaufenen Jahr zeigte sich der Konzern-Chef zufrieden, auch wenn die Kölner zum Jahresende hin die hohen Kosten für Rohstoffe, Energie und Transport deutlich zu spüren bekamen. So blieben im Schlussquartal vom erhöhten Umsatz noch 10,2 Prozent als bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) hängen – nach 13,3 Prozent im Vorjahresquartal. Für das Gesamtjahr betrug die Ebitda-Marge 13,4 Prozent.

Konzern erreicht Ziele in schwierigem Umfeld

Die Pandemie, angespannte Lieferketten und höhere Transportkosten, höhere Preise für Rohstoffe und Energie, die Flutkatastrophe und die Explosion im Chempark Leverkusen – 2021 bot zahlreiche Herausforderungen. Dennoch stieg der Konzernumsatz – auch dank der Übernahme des US-Spezialchemikalien-Herstellers Emerald Kalama – um fast ein Viertel auf 7,56 Milliarden Euro (siehe Grafik). Das bereinigte operative Ergebnis legte um gut 17 Prozent auf 1,01 Milliarden Euro zu und entsprach damit der Prognose des Konzerns. Unter dem Strich blieb mit 267 Millionen deutlich weniger Überschuss hängen als im Vorjahr. Damals hatte Lanxess aber durch den Verkauf der Anteile am Chemiepark-Betreiber Currenta einen hohen außerordentlichen Ertrag erzielt. Jedenfalls will Lanxess die Dividende für 2021 um fünf Cent auf 1,05 Euro erhöhen.

In allen Geschäftsbereichen zugelegt

Alle Geschäftsbereiche haben laut Zachert zugelegt. Die Kunststoffsparte profitierte etwa vom Anziehen der Autokonjunktur, das Geschäft mit Additiven vom wieder zunehmenden Luftverkehr und die Sparte Consumer Protection rund um Materialschutz, Konservierungs- und Desinfektionsmittel von Zukäufen. Noch ist dies die kleinste der vier Lanxess-Sparten, Zachert erwartet aber gerade von ihr deutlich steigende Gewinne.

Alle Sparten hätten gestiegene Kosten an die Kunden weitergeben können. Lanxess habe zudem Energieklauseln in die Verträge eingearbeitet, die die Weitergabe steigender Kosten auch hier ermöglichten.

Zachert wandte sich gegen ein Embargo für russisches Öl und Gas. Moralisch sei das eine nahe liegende Option. Sie müsse aber gut vorbereitet werden. Das Land und besonders die Industrie seien abhängig von Öl und Gas, die als Prozess-Energie gebraucht würden. Er zollte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und der Bundesregierung Respekt, die in dieser Frage sehr rational agierten.