Corona hat bis heute Auswirkungen. Das spüren auch Claudia und Herbert Aschbeck. Ihr Reisebüro „Prismare“ hat die Krise überstanden.
Kölner Reisebüro PrismareVier Jahre wie ein ganzes Geschäftsleben
Als die Rundschau im Juli 2020 das erste Mal über das Reisebüro „Prismare“ berichtete, ging es den Inhabern Claudia und Herbert Aschbeck wie den meisten selbstständigen Unternehmerinnen und Unternehmern: Sie wussten im Grunde nichts. Nicht was bislang an Schäden aufgelaufen war, nicht ob die Versprechen eingehalten würden, nicht wie lange die Krise anhalten und erst recht nicht, wie es nach Corona weitergehen sollte. Und sie standen damit nicht nur stellvertretend für andere Reisebüros, sondern für ganze Branchen.
Fast anderthalb Jahre später, im November 2021, wussten sie beim erneuten Gespräch mit der Rundschau schon ein bisschen mehr. Die staatlichen Hilfen wurden eingehalten, wie bei vielen anderen Unternehmen auch rettete bei den Aschbecks die Kurzarbeit das Personal - eine Auszubildende und ein fest angestellter Mitarbeiter. Herbert Aschbeck machte damals kein Geheimnis daraus, dass auch die eigenen Reserven angegriffen werden mussten. Aber: Das Reisebüro hatte die größten Corona-Einschläge umschifft und kämpfte tapfer weiter. Andere hatten da schon längst die Segel streichen müssen.
Der Kampf hat sich gelohnt
Der Kampf hat sich gelohnt, das Büro existiert noch und hat nach wie vor eine gesunde Grundlage. Aber es hat sich einiges verändert durch und nach Corona. Das erste, augenfällige: Die Auszubildende konnte nach der Ausbildung nicht übernommen werden. Und die Aschbecks haben sich von ihrem Mitarbeiter getrennt - „ich wollte nicht, dass er auf etwas wartet, was unter Umständen nicht weitergehen kann. Wir wussten ja selbst nicht, ob das Büro überleben würde“, sagt Herbert Aschbeck.
Die zweite, nicht minder augenfällige Änderung: Die Öffnungszeiten blieben auch nach Corona stark eingeschränkt und werden auch nicht mehr erweitert, unter der Woche von 11 bis 13 Uhr. Terminabsprachen sind jederzeit individuell möglich, aber auf gut Glück den ganzen Tag die Tür offenhalten, das machen die Aschbecks nicht mehr. Gut 80 Prozent des Geschäfts, schätzt Claudia Aschbeck, laufen über E-Mail und Telefon. Außer gelegentlichen Rundmails mit besonderen Angeboten wird auch keine Werbung mehr gemacht, fast alles läuft über Empfehlung, Mundpropaganda und Weiterempfehlung.
Das „Prismare“ hat eine treue Stammkundschaft. „Das sind sicher auch die Früchte der Beständigkeit“, sagt Claudia Aschbeck. Was nicht heißt, dass keine neue Kunden dazukämen. Was zuvor schon eher im Fokus des Büros stand, hat sich nun noch einmal deutlich ausgeweitet: Höherwertige Erlebnisreisen sind das Hauptgeschäft. Nicht, dass man im Büro keine der üblichen Pauschalreisen bekäme, die gängigen Angebote hat man hier natürlich auch. Aber sie werden eben weniger nachgefragt. Was ebenfalls spürbar nachgelassen hat, sind Familienreisen. Da wird dann doch häufig auf das Internet oder Großanbieter zurückgegriffen.
Eine Nische, die die Aschbecks schon lange für sich entdeckt haben, sind die begleiteten Reisen. „Unser Baby“, meint Claudia Aschbeck lächelnd. Maximal zwölf Teilnehmer, die Anbieter fahren selbst mit - „da haben sich schon echte Freundschaften daraus entwickelt“, sagt sie. Selbst sehen, ob der Qualitätsstandard ist wie versprochen, zur Not auch mal ein paar Sachen vor Ort regeln und vor allem, mit den Kundinnen und Kunden selbst in Kontakt kommen: Ein Erlebnis jedes Mal für beide Seiten.
Enge Bindung zur Kundschaft
Wer eine enge Bindung zur Kundschaft aufbauen will, muss vielleicht auch etwas mehr bieten als andere. So kommt es schon mal vor, dass Claudia Aschbeck zur Vorbereitung auf einen Wanderurlaub zum regelmäßigen Lauf-Treff einlädt. Wer mitmachen will, kommt vorbei. „Manchmal müssen wir unsere Knochen eben erst mal wieder etwas in Schwung bringen“, meint sie lachend. Eine Belastung sei das nicht, sagt Claudia Aschbeck, sie mache das gerne.
Viele Reisbüros haben die Corona-Krise nicht überlebt, mussten aufgeben. Auch Claudia und Herbert Aschbeck waren nicht immer sicher, ob und wie es weitergeht. Sie haben Schließungen im unmittelbaren Umfeld miterlebt und sahen natürlich auch, dass bei vielen Menschen das Geld weniger wurde, mal ganz abgesehen von den Reisebeschränkungen. Manche haben sich davon bis heute nicht erholt, andere sind langsam zurückgekommen, wieder andere konnten den ersten freien Flug gar nicht abwarten.
Die Erholung kam nicht über Nacht
Aber auch wenn heute wieder viel gereist wird, die Erholung kam nicht über Nacht. Es hat sich langsam entwickelt. Corona war nicht überall gleich „beendet“, die ohnehin schon nicht einfachen Einreisebedingungen mittlerweile genauso vielfältig wie die Destinationen selbst. Ein enormer bürokratischer Aufwand, der vielleicht auch abschreckend gewirkt hat. Und eine branchenübergreifende Vorsicht natürlich, nicht jeder traute dem Abklingen der Pandemie wirklich.
Vieles sei in der Zwischenzeit wieder besser geworden, darin sind sich die Aschbecks einig. Nicht besser geworden allerdings sei der Umgang der Fluggesellschaften mit ihren Passagieren. „Eher schlimmer“, sagt Herbert Aschbeck. Flugpläne, die zur Makulatur werden, Überbuchungen, elend lange Verfahren bei Ausfällen - eine wirkliche Kundenorientierung will man da nicht erkennen. Vielleicht heute noch weniger als vor Corona.
Sonst sind die zwischenzeitlichen Zweifel längst abgeschüttelt. Das Geschäft trägt sich, die Arbeitsteilung funktioniert und Claudia und Herbert Aschbeck freuen sich über alte und neue Kunden. „Ein paar Jahre möchten wir schon noch gerne dranhängen“, meinen sie.