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ReportageEin Blick hinter die Kulissen der Kölner Messe

Lesezeit 5 Minuten
Die letzten Vorbereitungen vor der Eröffnung laufen.

Die letzten Vorbereitungen vor der Eröffnung laufen.

An den Messetagen präsentieren sich die Aussteller in bestem Licht. Doch bis es soweit ist, fällt viel Arbeit an.

Früher war die Sache mit dem Messebau relativ einfach. Der dickste Lkw oder wahlweise die Fahrer mit den dicksten Armen kamen zuerst dran. Heute funktioniert das glücklicherweise längst ganz anders, der Aufbau einer Messe folgt einem fein austarierten, im Grunde fast schon geräuschlosen Muster. Die meisten Aussteller kennen sich untereinander, die Aufbaufirmen auch, die Räder greifen an vielen Stellen ineinander.

Ausgefeiltes Verkehrsleitsystem

Schon die Anfahrt für den Auf- und Abbau gestaltet sich in Köln geordneter als in anderen Messestädten. Was auch damit zu tun hat, dass die Messe mehr oder weniger im Zentrum der Stadt liegt und die Zu- und Abfahrten demzufolge deutlich stärker gelenkt werden müssen als anderswo. Das Konzept funktioniert: Die Kölnmesse wurde kürzlich erst mit dem „Ingenieurpreis Straße und Logistik“ für ihr Verkehrsleitsystem ausgezeichnet.

Manche Gartenlandschaft könnte auch in der Kölner Flora beheimatet sein.

Manche Gartenlandschaft könnte auch in der Kölner Flora beheimatet sein.

Was nicht heißt, das immer alles reibungslos abläuft. Es ist im Messegeschäft fast schon ein Naturgesetz, dass manch einer durchackert bis buchstäblich kurz vor der Eröffnung. Weil irgend etwas falsch geliefert wurde, etwas vergessen wurde, der Kapo krank ist oder Material verschwunden ist. Aber irgendwie klappt es dann doch immer, und selbst einen Tag vor der Eröffnung bleibt die Stimmung mittlerweile ganz überwiegend gelassen.

Weltweit größte Grill- und Gartenmesse

So auch auf der Spoga / Gafa an diesem Samstag, der weltweit größten Grill- und Gartenmesse. Über 30.000 Besucher werden an den nächsten drei Tagen erwartet, rund 1800 Aussteller verteilen sich über 14 Messebereiche. Camillo Tomanek ist einer von ihnen, ein Urgestein. Seit gut zwei Jahrzehnten ist er hier vor Ort und hat mit seinem „Don Caruso BBQ“ bereits Dutzende Titel eingeheimst bis hin zum Grillweltmeister. „Manche Kolleginnen und Kollegen kenne ich seit ihren Anfängen, als sie mit einem Zwei-mal-drei-Meter-Stand und einem aufgepeppten VW Bulli hier auftauchten. Heute belagern sie das Vielfache an Standfläche, mischen im internationalen Geschäft mit und zählen zu den Großen in der Branche“, sagt er.

Camillo Tomanek kennt das Messegeschäft seit vielen Jahren.

Camillo Tomanek kennt das Messegeschäft seit vielen Jahren.

Tomanek, unter anderem eifrig frequentierter BBQ-Blogger, ist in der Szene bekannt wie ein bunter Hund, wird hier und da freundschaftlich begrüßt, man kennt sich und schätzt sich. Es erinnert an manchen Ecken fast an ein Familientreffen, und genau das sei es auch, versichert Tomanek. „Ich gönne absolut jedem hier seinen Erfolg,“ sagt er. Sich selbst natürlich auch, aber er wirkt am letzten Aufbautag freundlich und entspannt. Die Aufregung hat er längst hinter sich.

Konzentriert, aber nicht angespannt

Ein paar Meter weiter putzt Mauricio Tripodi peinlichst genau seine Grillgeräte. Die elterliche Familie war während der Militärdiktatur von Argentinien nach Europa ausgewandert und in Köln gelandet. Heute führen Tripodi und seine Frau Marina zwar immer noch viel Fleisch aus der alten Heimat ein, haben sich mit ihrer DAT-Handelsgesellschaft aber mittlerweile längst auch auf andere Geschäftsbereiche verlegt. Der Stand ist nicht groß, aber liebevoll hergerichtet und blitzt bereits an allen Ecken und Kanten. „Es ist schön wieder hier zu sein“, sagt Tripodi. Früher war die Firma oft hier, dann eine Weile nicht mehr. Und jetzt eben wieder, man geht mit der Zeit. Konzentriert, aber nicht angespannt wirkt der Firmenchef und mit ihm das kleine Team, das er um sich herum versammelt hat.

Die Grillgiganten von Weber lassen sich vor der Eröffnung nicht in die Karten schauen.

Die Grillgiganten von Weber lassen sich vor der Eröffnung nicht in die Karten schauen.

Von Bescheidenheit dagegen ist beim Platzhirsch, den amerikanischen Grill-Spezialisten von Weber, keine Spur zu finden. Eine riesige rote Wand trennt den Stand - genauer gesagt, das Areal - vom Rest der Halle ab. Es ist der einzige Bereich, zu dem der Zutritt nicht erlaubt ist. Zu groß ist die Sorge, dass von den Neuentwicklungen etwas nach außen dringt. Denn, das mussten nicht nur die Amerikaner leidvoll erfahren, das Segment boomt. Und das weckt Begehrlichkeiten. Ganze Outdoor-Küchen sind zurzeit im Trend, größer als in manchem Einfamilienhaus. Da schaut sich die Konkurrenz dann doch schon gegenseitig auf die Finger.

Viele Aussteller aus Fernost

„Die Konkurrenz“, auch das wird an diesem Aufbautag deutlich, kommt immer öfter aus Asien. Nicht nur aus China, aber oft. Es mag vielleicht einem wie auch immer gearteten Klischee geschuldet sein, aber es wirkt, als würde hier noch sorgfältiger arrangiert, geputzt, an den letzten Kleinigkeiten gefeilt. Und es hat den Anschein, als sei man mitunter nicht ganz so entspannt an diesem letzten Aufbautag. Was aber auch am Unverständnis der chinesischen Sprache liegen kann.

Die letzten Schrauben werden gesetzt.

Die letzten Schrauben werden gesetzt.

Es gibt große Stände und kleine, hohe und niedrige, luftige und verbaute. Manche aus klassischem Octanorm-Standbau, manche mit eindrucksvoller Glasfront, andere mit aufwendigen Handwerksarbeiten verziert. Im Gartenbereich grünt und blüht es, als sei der Frühling in der Flora ausgebrochen. Anlagen mit jeder Menge Lebend-Pflanzen, Hochgärten, Beete und natürlich die unvermeidlichen Gartenzwerge. Größtenteils mittlerweile auch aus chinesischem Anbau. In diesen Hallen, so scheint es, sind die Vorbereitungen schon mehr oder weniger abgeschlossen. Die letzten Kartons werden gefaltet, Müll entsorgt.

Teambesprechung vor dem Einsatz

Mittlerweile werden auch die letzten Einsatzbesprechungen durchgeführt. Steffen de With, Marketing Manager Europa des kanadischen BBQ-Ausrüsters Napoleon, schwört seine Mannschaft auf die nächsten drei Tage ein. Gibt die letzten Briefings, zeigt noch einmal die Handgriffe, die bei der Vorführung sitzen müssen. Nicht gerade leise, dafür um so motivierender. Es erinnert ein bisschen an die Kabinenansprache des Trainers vor dem Spiel.

Teambesprechung: Steffen de With schwört sein Team auf die nächsten drei Tage ein.

Teambesprechung: Steffen de With schwört sein Team auf die nächsten drei Tage ein.

Wenn alles durch ist an diesem Samstag, kommt noch der Auftritt des Bodenschwärzers. Die Wegeverbindungen werden noch einmal gesäubert und tiefschwarz glänzend eingefärbt. Dann herrscht für ein paar Stunden Ruhe, von gelegentlichen Last-Minute-Aufbauten mit ein wenig Radio Bob abgesehen. Bis die Messe morgens ihre Tore öffnet und die Gäste in die vielfältige Landschaft aus Barbeque, Pflanzenreich und Schrebergärtchen eintauchen. Drei Tage lang - dann beginnt die Prozedur von Neuem. Beim Abbau.