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GeschäftsklimaindexKeine Belebung im Handwerk in der Region

Lesezeit 3 Minuten
Das Bauhandwerk wartet auf Impulse für den Wohnungsbau.

Das Bauhandwerk wartet auf Impulse für den Wohnungsbau.

Der Geschäftsklimaindex im Handwerk der Region zeigt Stagnation. Betriebsschließungen und sinkende Umsätze sind besorgniserregend.

„Die Handwerkskonjunktur in der Region tritt auf der Stelle“, sagte Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln. Abzulesen ist das am Geschäftsklimaindex, einem Mix aus aktueller Lagebeurteilung und Geschäftserwartungen für die nächsten Monate. Der sank in der aktuellen Umfrage der Kammer leicht auf 109,3 Punkte nach 110,9 Punkten im Herbst.

Veränderungen lassen sich allenfalls in einzelnen der insgesamt 130 Handwerken beobachten. Auch in den Regionen gibt es Verschiebungen abhängig davon, welche Handwerke hier überrepräsentiert sind.

Die Geschäftslage

Die Mehrheit der Betriebe bewertet ihre Lage positiv. Rund 35 Prozent der Betriebe   bezeichnen die Lage als gut, 17 Prozent als schlecht. Daraus ergibt sich ein Saldo von 17,9 Punkten nach 26,1 Punkten bei der Umfrage im Herbst. Zu einer anhaltenden Schwäche der Baukonjunktur kommt laut Wollseifer eine geringe Exportdynamik, die vor allem das Handwerk trifft, das für die Industrie arbeitet, eine Zurückhaltung bei den Investitionen sowie eine schwächere Nachfrage der Konsumenten wegen der Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre.

So berichten 38 Prozent von sinkenden Umsätzen und nur 19 Prozent über steigende Erlöse. Eine Folge: Handwerksbetriebe schließen. So sank die Zahl der Betriebe im Kammerbezirk im abgelaufenen Jahr auf 34.396 (2023: 34.833).

Die Geschäftserwartungen

Ein Lichtblick. Erstmals seit zwei Jahren ist hier der Saldo wieder positiv, wenn auch nur knapp. Rund 20 (Vorumfrage: – 2,5). Es gebe positive Signale aus Industrie und Baugewerbe, ein möglicher Aufschwung sei aber weiter mit Fragezeichen versehen, so Wollseifer. Der hänge etwa mit der angekündigten Entlastung der Betriebe zusammen. Die Sozialabgaben seien gestiegen und könnten eine Quote von 45 Prozent in den nächsten Jahren erreichen. Das belaste die Betriebe gerade im Handwerk mit seinen hohen Lohnquoten und lasse den Mitarbeitenden weniger netto vom Bruttolohn, so dass die sich weniger leisten könnten. Hier müsse die Politik Abhilfe schaffen. Auch müsse die Schwächephase im Bausektor überwunden werden, so Wollseifer.

Die Branchen

Der Wohnungsbau bleibe unter seinen Möglichkeiten – trotz dringend benötigten Wohnraums. „Das spüren neben Maurern und Betonbauern mittlerweile auch die Elektrotechniker sowie Installateure und Heizungsbauer“, so Wollseifer.

Sinkende Inflation und zuletzt steigende Kaufkraft haben die Nachfrage im Gesundheitsgewerbe steigen lassen sowie im Handwerk für personenbezogene Dienstleistungen.

Die Beschäftigung

Es gibt offene Stellen im Handwerk. Die hat nach der Umfrage mehr als jeder dritte Betrieb. Bei Betrieben mit mehr als fünf Mitarbeitenden sogar jeder zweite. Angesichts des Fachkräftemangels bemühe sich das Handwerk auch die Mitarbeitenden zu halten, so Wollseifer. Dennoch berichten 22 Prozent der Firmen von einem gesunkenen und nur 11 Prozent über einen gestiegenen Personalstamm.

Und bei Investitionen hält sich das Handwerk zurück. Erhöht haben die 26 Prozent, verringert aber 30 Prozent.

Folgen für die Kunden

Die gute Nachricht: Wer Handwerker braucht, muss nicht mehr so lange auf den warten. Über alle Gewerke beträgt der Auftragsbestand 6,7 Wochen nach 6,9 vor einem Jahr. Dabei gibt es im Bauhauptgewerbe einen Bestand für 12 Wochen, während der beim Gesundheitsgewerbe etwa bei weniger als zwei Wochen liegt.

Die schlechte Nachricht: Die Preise sind gestiegen. 48 Prozent der Betriebe haben die Preise erhöht, rund zehn Prozent haben sie gesenkt.

Die Region

Gut ist die Stimmung im Oberbergischen Kreis, wo es vergleichsweise viel Bauhandwerk gibt, dem es zwar schlechter, aber immer noch vergleichsweise gut geht. Hier zeigen sich 44,4 Prozent der Betriebe zufrieden. In Bonn dagegen ist die Stimmung laut Wollseifer gesunken. Hier nennen nur noch 37,9 Prozent ihre Lage gut. Grund sei die Verpackungssteuer. Die sorge für viel bürokratischen Aufwand und koste vor allem Bäcker, Konditoren und Eishersteller viel Geld. Der Umwelt helfe sie nicht, wie Untersuchungen in Tübingen zeigten, wo es die Steuer schon länger gibt. „Die Verpackungssteuer ist für mich reine Geldschneiderei“, so Wollseifer. In Köln ist sie in der Diskussion.