Die Geschäftserwartungen trüben sich im Herbst aber ein, zeigt die Konjunkturumfrage der Kammer. Wir geben einen Überblick.
Umfrage der HandwerkskammerSo geht es dem Handwerk in der Region

Noch ist das Bauhauptgewerbe mit der Lage zufrieden, die Ausssichten trüben sich aber ein.
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„Die Lage ist gar nicht einmal schlecht“, beschreibt Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln die Situation in der Branche. Die Stirn in Falten lege vielmehr, was auf das Handwerk zukomme, so Duin am Dienstag. Befragt hat die Kammer die Unternehmen in der zweiten Septemberhälfte, ausgewertet wurden 920 Antworten.
Die Lage
In der aktuellen Konjunkturumfrage der Kammer beurteilten 42 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut, 15 Prozent nannten sie schlecht. Daraus ergibt sich ein Saldo von 27 Punkten, acht Zählern weniger als vor einem Jahr.
„Die Umfrageergebnisse zeigen aber auch, dass sich die Geschäftserwartungen zunehmend eintrüben“, sagte Duin. Im Vergleich zum Frühjahr blieb zwar der Gesamtumsatz in der Tendenz konstant, wobei 29 Prozent der Firmen steigere und 30 Prozent sinkende Umsätze vermeldeten. Der und Auftragsbestand geht aber zurück. 38 Prozent berichten über sinkende Orders, nur 26 Prozent über mehr Aufträge.
Die gute Nachricht für die Verbraucher: Im Schnitt müssen sie noch siebeneinhalb Wochen warten, bis ein Auftrag im Bauausbaugewerbe erfüllt wird. Vor einem Jahr waren es über acht Wochen. Allerdings müssen sie tiefer in die Tasche greifen. Die Verkaufspreise stiegen wegen Kostensteigerungen bei Vorleistungen oder teurer Energie, so Duin.
Während die Zahl der Betriebe im Kammerbezirk leicht auf gut 35 000 kletterte, ist die Beschäftigungsentwicklung rückläufig. 24 Prozent der Unternehmen berichten über einen sinkenden Personalstamm, 16 Prozent über einen gestiegenen. Gleichzeitig gibt es im Schnitt 1,9 (Vorjahr: 2,2) offene Stellen pro Betrieb. Im Schnitt beschäftigt ein Handwerksbetrieb sieben Mitarbeitende, wobei die Betriebe tendenziell größer werden. „Es kommt zu Zusammenschlüssen, wenn es für einen Betrieb keinen Nachfolger gibt“, sagt Duin. Auch schnürten die Betriebe dabei Angebote aus einer Hand, bei denen dann der Sanitärbetrieb auch Maurer- und Fliesenlegerarbeiten sowie Elektroinstallation anbiete.
Der Ausblick
Der Blick in die Zukunft trübe sich ein, so Duin. Nur noch 15 Prozent rechnen mit einer verbesserten Geschäftslage, 30 Prozent mit einer Verschlechterung. Auch erwartet das Handwerk generell sinkende Beschäftigtenzahlen. Das Bauhauptgewerbe erlebt Stornierungen von Aufträgen wegen gestiegener Bauzinsen oder höheren Materialkosten. Duin verwies auf Schwierigkeiten bei Projektentwicklern. Lange hätte die Handwerkskammer gar nicht über eine mögliche Erweiterung oder gar einen Neubau der Ausbildungsstätten in Köln-Ossendorf nachdenken brauchen. Es habe keine Grundstücke gegeben. Jetzt erhalte die Kammer Angebote. Auch führe die hohe Inflation zu Kaufzurückhaltung.
Licht und Schatten
Überwiegend positiv ist die Stimmung im Kfz-Gewerbe. 37,5 Prozent der Firmen berichteten über eine gute Lage nur 8,3 Prozent über eine schlechte. Und dennoch erwarten noch 10,6 Prozent bessere Geschäfte in der Zukunft. Im Ausbaugewerbe ist die Lage überwiegend gut. Die Branche sieht den nachlassenden Neubau, hat aber noch Arbeit im Wohnungsbestand. Im Lebensmittelhandwerk ist die Lage angespannt und die Erwartungen sind eingetrübt. Überdurchschnittlich viele negative Rückmeldungen habe es aus dem Bäcker- und Friseurhandwerk gegeben.
Die Region
Ausgesprochen positiv beurteilt das Handwerk in Bonn die Lage. Duin verwies auf große Unternehmen, die auch Handwerksleistungen nachfragten und auf eine hohe Kaufkraft der Bewohner. Andererseits beurteilt das Handwerk im Rhein-Sieg-Kreis die Lage vergleichsweise schlecht. Hier seien viele Firmen des Bauhauptgewerbes angesiedelt. Zuletzt hätten auch Betriebe, die viel für die Industrie arbeiteten, von einer Eintrübung.
Kunsthochschule
Der Umbau eines Gebäudeteils der Kammer, in den die Kunsthochschule für Medien einzieht, ist auf der Zielgeraden. Der Umbau sei innerhalb des Budgets erfolgt, so Duin, der Zeitplan nicht ganz eingehalten worden. Er habe sich eine Fertigstellung sechs Wochen früher gewünscht, sei aber froh, den 20-Millionen-Umbau bewältigt zu haben. Duin strebt im Frühjahr einen Wechsel an die Spitze des Regionalverbands Ruhr an.