Rewe zeigt sich mit dem abgelaufenen Jahr zufrieden. Umsatz und Gewinn stiegen.
„2024 war ein gutes Jahr für uns“Reiselust lässt den Umsatz der Rewe-Gruppe klettern

Firmenschild der Rewe Group steht vor der Firmenzentrale in Köln.
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„2024 war ein gutes Jahr für uns“, sagte Konzernchef Lionel Souque am Mittwoch. Der Gesamtaußenumsatz der Rewe Group legte nach vorläufigen Zahlen um 4,6 Prozent zu auf 96,1 Milliarden. In Deutschland betrug das Plus sogar 5,3 Prozent auf 66,1 Milliarden. In den Zahlen sind die Erlöse der 1573 (2023: 1537) selbstständigen Kaufleute enthalten. Ohne sie betrug der Umsatz 87,9 Milliarden, ein Plus von ebenfalls 4,6 Prozent. 58,1 Milliarden davon erzielte der Rewe-Konzern in Deutschland.
100 neue Märkte eröffnet
Das Wachstum sei jeweils zu einem Drittel auf höhere Preise durch die Inflation, mehr Verkäufe auf gleicher Fläche und Flächenausweitungen zurückzuführen, sagte Souque. Um rund 100 sei die Zahl der Märkte gestiegen. Das operative Ergebnis (Ebita) stieg auf 2,0 (1,8) Milliarden. Wegen einer Steuerrückerstattung und geringeren Abschreibungen kletterte der Jahresüberschuss um 37,2 Prozent auf eine Milliarde.
„Das Geschäftsjahr 2024 war angesichts der EU-weit unsicheren Rahmenbedingungen, der verhaltenen Konsumstimmung und der tendenziell negativen Wirtschaftsentwicklung alles andere als ein Selbstläufer“, so Souque weiter. Rewe-Finanzvorstand Telerik Schischmanow nannte die „breite resiliente Aufstellung als internationale Unternehmensgruppe“ mit Handel, Touristik und Convenience wie die Rewe To Go-Läden als einen wesentlichen Faktor für den langfristigen Erfolg.
Eigenmarken wachsen stärker als Markenartikel
Der Umsatz in den Rewe und Penny-Märkten in Deutschland stieg um 3,2 Prozent auf 41,6 Milliarden. Davon wurden 31,6 Milliarden in den Rewe-Märkten erzielt. In den Märkten im Ausland stieg der Umsatz um 4,6 Prozent auf 20,1 Milliarden. Das Verhältnis zu den Lieferanten, die in den Vorjahren heftig um die Preise gerungen hatten, hat sich entspannt. „Die Lieferanten sind vernünftiger geworden“, so Souque. Die Kunden würden auch auf Eigenmarken ausweichen, wenn die Hersteller von Markenprodukten die Preise kräftig erhöhten. Eigenmarken hätten bei Rewe und Penny um 7,5 beziehungsweise 3,0 Prozent stärker zugelegt als das Marken-Segment. Preisaufschläge erwartet der Rewe-Chef allerdings bei Schokolade und Kaffee, weil die Preise für den Rohstoff deutlich gestiegen seien. Zucker sei dagegen billiger geworden.
Sehr zufrieden ist Rewe mit Selbstbedienungskassen. In 400 Märkten seien sie im abgelaufenen Jahr eingeführt worden, Ende dieses Jahres sollen sie in 2000 Märkten stehen. Wo die Automaten stehen, nutzten 30 Prozent der Kunden diese Kasse anstatt sich in eine Schlange zu stellen. Das entlaste auch die Kassiererinnen, so Souque.
Rekordplus für die Touristik
Die Touristik rund um die Dertour-Gruppe hat den Umsatz um 21,7 Prozent auf 8,7 Milliarden gesteigert. Es gebe so viele Gäste wie vor der Pandemie. Die Gäste hätten wieder Lust auf das Reisen, buchten längeren Urlaub und zahlten auch mehr etwa für Meerblick, so Souque. Reisen in die USA fielen zahlenmäßig für die Rewe kaum ins Gewicht.
Das Geschäftsfeld der Tochter Lekkerland wuchs im abgelaufenen Jahr trotz negativer Einflüsse einer verschärften Tabak-Gesetzgebung in den Niederlanden um 0,2 Prozent auf 15,1 Milliarden. In dieser Sparte sind etwa der neue Kiosk im Kölner Hauptbahn auf dem Gleis 10 und 11 angesiedelt oder auch Selbstbedienungskioske, wie es sie im Eduardus-Krankenhaus in Köln-Deutz gibt, wo Kunden ohne Kasse einkaufen können. Die Rewe teste viele neue Konzepte so Souque. Wenn sie sich bewährten würden sie ausgebaut.
Weniger Umsatz in den Baumärkten
Bei den Baumärkten sank der Umsatz um 1,4 Prozent auf 2,5 Milliarden. Angesichts von Kaufzurückhaltung und ungünstiger Witterung sei das eine respektable Leistung. Ab 2026 will Rewe bundesweit Tierfachmärkte unter der Marke Zoo Royal aufmachen. Vier erste Märkte waren testweise vor zweieinhalb Jahren in Hamburg eröffnet worden und zeigten eine kontinuierliche positive Entwicklung. Aktuell sucht das Unternehmen bereits nach passenden Standorten. Zunächst sollen Märkte in urbanen Regionen eröffnet werden, die von selbständigen Rewe-Kaufleuten betrieben werden.
Bis 2028 will Rewe 16 Milliarden Euro investieren. Der Schwerpunkt liege auf dem Vorantreiben der Digitalisierung, dem Ausbau und der Modernisierung der Märkte und Infrastruktur sowie auf Immobilien-Eigenprojekten. Ein Drittel der Summe werde in Immobilien fließen, so Schischmanow. Die Rewe wolle sich zum einen gut laufende Märkte sichern. Bei eigenen Märkten ließen sich auch Photovoltaik-Anlagen oder E-Mobilität leichter umsetzen sowie neue umweltfreundliche Baukonzepte.
Erster Markt in Holzbauweise
In Tschechien gebe es etwa bereits einen Markt in Holzbauweise, sie sollen aber auch in Deutschland gebaut werden. Ein Motiv für eigene Märkte sei auch das Vermeiden von Mieten, die an die Inflation gekoppelt sind, was in den letzten Jahren zu hohen Aufschlägen geführt habe. Ziel sei eine Mischung aus angemieteten Objekten und eigenen Märkte, so Schischmanov. Das seien auch Investitionen in die Substanz des Unternehmens und schaffe stille Reserven.
Rewe beschäftigt 380.000 Mitarbeitende, darunter 272.000 in Deutschland. Hier ist die Zahl der Mitarbeitenden um 2619 gestiegen.