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Kölner Wohnungsbaupolitik„Haus und Grund“ sieht 2024 als Schicksalsjahr für Köln

Lesezeit 4 Minuten
Die Weichen für den Wohnungsbau der Zukunft müssen jetzt gestellt werden, fordert der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein.

Die Weichen für den Wohnungsbau der Zukunft müssen jetzt gestellt werden, fordert der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein. 

Der Haus- und Grundbesitzerverein Köln warnt eindringlich vor einer Fortsetzung der bisherigen Kölner Wohnungsbaupolitik.

„Wir sind längst nicht mehr der einsame Rufer in der Wüste“, sagt Thomas Tewes voller Überzeugung. Der Hauptgeschäftsführer des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins ist sich einer breiter Phalanx der  Immobilienwirtschaft sicher, wenn er die „hauseigenen“ Kölner Probleme beim Wohnungsbau anspricht. Was ihm und dem Vorstandsvorsitzenden Konrad Adenauer missfällt, macht er bei der Jahresbilanz des Vereins deutlich: „Es geht nur noch um Ideologie, nicht um den Wohnungsbau.“ 

Der Regionalplan

Die Bezirksregierung stellt derzeit den Regionalplan für den Regierungsbezirk Köln bis 2046 neu auf. Ziel ist es festzulegen, welche Flächen künftig für Wohnungsbau und Industrie genutzt werden können. Nach Ansicht des HuG müsse die Stadt dringend ihre bisherigen Eingaben überarbeiten und deutlich mehr Flächen ausweisen: „Die Innenstadtverdichtung reicht nicht aus“, sagt Tewes. Es sei geradezu fahrlässig, nicht deutlich mehr zusätzliche Außenflächen auszuweisen: „Wir reden hier über eine Festlegung für die nächsten 25 bis 30 Jahre. So kommt der Wohnungsbau ganz zum Erliegen.“ 

Die Baukosten

Die größten Stellschrauben lägen zwar nicht bei den Kommunen, führen Adenauer und Tewes aus. Dennoch hätten auch diese Möglichkeiten, maßvoll auf die Baukosten einzuwirken: So habe sich der Bund bereits von der Pflicht zum Neubau nach KfW-Standard 40 verabschiedet, der eine wesentlich striktere energetische Effizienz aufweise als der bisherige Standard KfW 55. Doch Köln halte unverändert daran fest. Dabei, so Tewes, lägen Kosten und Nutzen bei dem neuen Standard in keinem Verhältnis: „Das Bauen wird massiv teurer, der energetische Einsparungseffekt aber ist gering.“ 

Das Erbbaurecht

„Ein Modell, das von niemandem in Anspruch genommen wird, kann man doch nicht einfach so weiterlaufen lassen“, empört man sich bei Haus und Grund. Der Rat hatte 2022 beschlossen, weniger Grundstücke zur Bebauung verkaufen und statt dessen mehr als Erbbaurecht vergeben. Insbesondere bei mehrgeschossigen Mietwohnungen soll „vorrangig“ nur noch das Erbbaurecht zum Zuge kommen. Doch bei den von der Stadt vorgegebenen Rahmenbedingungen - unter anderem festgelegter Zinssatz nur für die ersten 60 Jahre, 80 Jahre insgesamt - sei es kein Wunder, dass kaum Interesse vorhanden sei.  

Das Höhenkonzept

Als „schlichtweg provinziell“ bezeichnet Haus und Grund den Hochbau der Stadt. Ein einheitliches Höhenkonzept müsse endlich klare Bedingungen für Investoren setzen. „Es kann nicht sein, dass die Genehmigung des DEVK-Hochhauses am Rhein von dessen Nutzung abhängt. Das ist eine rein städtebauliche Entscheidung und sonst gar nichts“, sagt Tewes. Je mehr politischen Druck ein Investor aufbaue, um so größer seien dessen Chancen auf Erfolg. Wobei einzelne Hochhäuser ohnehin kaum etwas zur Wohnungsnot beitrügen: „Besser wäre es, die gesamte Stadt um ein oder zwei Stockwerke aufzustocken, wie das in anderen Großstädten auch der Fall ist.“ 

Die Verkehrswende

Dass sich Haus und Grund und Grüne nicht nur bei der Verkehrspolitik nicht immer grün sind, ist nicht neu. Dort aber besonders. Die „einseitige Festlegung auf ein Verkehrsmittel“ - das Fahrrad - bringe jede Menge Probleme mit sich. „Das Verkehrsdezernat führt ein reges Eigenleben“, sagt Tewes. Nur mit der Durchsetzung vernünftiger Ideen wie etwa den seit langem geforderten Quartiersgaragen sei es nicht weit her. Weniger innerstädtischer Verkehr liege durchaus auch im Interesse des HuG, aber dann müsse man auch die Voraussetzungen schaffen und die KVB nicht immer weiter herunter- statt hochzufahren. 

Die Stadtspitze

„Es fehlt an personeller Verantwortung. Jedes Dezernat macht, was es will. Eine klare Führung ist nicht erkennbar.“ Deutliche Worte in Richtung der Oberbürgermeisterin. Henriette Reker trete nicht so auf, als ob sie den Stadtvorstand auf ein gemeinsames Ziel einschwöre. Aber das sei auch kein Wunder, meint Adenauer: „CDU und Grüne sind wie Hund und Katz'. Sie passen einfach nicht zueinander.“


Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein

1888 wurde der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein gegründet. Stand Januar 2024 hatte er 29 000 Mitglieder und ist damit laut eigener Angabe die größte lokale Interessenvertretung privater Haus- und Grundeigentümer in Nordrhein-Westfalen. Zum Jahresanfang hat Haus und Grund seinen Auftritt nach außen hin grundlegend überarbeitet und modernisiert. Neben einem neuen Logo, allerdings stark angelehnt an das bisherige, wurde auch das bekannte Schriftgrün leicht geändert und erscheint nun einen Tick leichter. Ebenfalls grundlegend überarbeitet wurden das Layout der hauseigenen Mitgliederzeitschrift „Eigentum“ sowie der Internet-Auftritt mit allen Service-Bereichen. Das Leistungsspektrum bleibt gleich und reicht von der kurzen Auskunft über die persönliche Beratung bis hin zur Erstellung von Schriftverkehr gegen Schreibgebühr. (two)