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Handwerkskammer zu KölnVollversammlung wählt Werdel zum Hauptgeschäftsführer

Lesezeit 3 Minuten
Erik Werdel - neuer Hauptgeschaeftsfuehrer der Handwerkskammer an einem Rednerpult

Erik Werdel startet im Juni als neuer Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln

Der 54-jährige Jurist Erik Werdel ist der neue Hauptgeschäftsführer. Mit seiner langjährigen Erfahrung als Kreisdirektor will er sich den Herausforderungen des Handwerks in der Region stellen.

Nicht mit einem einfachen „Ja“, sondern den ausdrücklichen Worten: „Ja, ich nehme die Wahl sehr gerne an, vielen Dank“, läutete Dr. Erik Werdel ein neues Kapitel für die Handwerkskammer zu Köln (HWK) ein: Die Vollversammlung wählte den 54-Jährigen, den das Präsidium einstimmig vorgeschlagen hatte, zum neuen Hauptgeschäftsführer der Kammer. Gegenstimmen gab es nicht, nur zwei Enthaltungen, denen 48 Ja-Stimmen gegenüber standen. In seiner Vorstellung hatte sich Werdel, der mit seiner Familie in Overath lebt, zuvor bodenständig präsentiert. Ein Politiker sei er nicht, „eher ein Verwaltungsmensch, immer versucht, hart an der Sache zu arbeiten.“ Er werde darauf verzichten, zum jetzigen Zeitpunkt etwas über die Verwaltung der Kammer zu sagen, da er diese noch nicht kenne. Am 1. Juni tritt er seinen neuen Posten an.

In den zurückliegenden 16 Jahren war Werdel Kreisdirektor des Rheinisch-Bergischen Kreises, was ihn seinen Worte zufolge nicht nur zum Vorgesetzten von 1400 Mitarbeitern machte, sondern auch mit zahlreichen Zusatzfunktionen einherging, unter anderem bei der Polizei, im Jobcenter und im Tourismus ebenso wie in der Abfallwirtschaft: „Ich bin in der Region gut vernetzt“. Schwerpunkte hat Werdel im Bereich der Wirtschaftsförderung; kleine und mittlere Unternehmen lägen ihm sehr am Herzen, so der in Trier geborene Jurist.

Betriebe leiden unter überbordender Bürokratie

Dem Handwerk in der Region dürfte diese Vielseitigkeit gut zupass kommen: Die 33 000 Betriebe im Kammerbezirk seien mit ihren Größenordnungen vom Ein-Mann-Betrieb bis zu Unternehmen mit mehreren tausend Mitarbeitern „ein Querschnitt der Gesellschaft“, hatte HWK-Präsident Hans Peter Wollseifer zuvor beschrieben. Er zählte zudem auf, welche Probleme den Kammermitgliedern derzeit zu schaffen machen: „ungerechte Flächenvergabe, Fachkräftemangel, Fahrzeugaufbrüche“, außerdem überbordende Bürokratie, Verkehrsversuche und ein jüngst verabschiedetes Wachstumschancengesetz, von dessen ursprünglichen Inhalten so viel geplündert worden sei, dass der wirtschaftliche Effekt sehr überschaubar sei. „Das ist Politik, die am Bedarf von Wirtschaft und Handwerk vorbeigeht“, kritisierte Wollseifer. Ein Lichtblick sei, dass die Stadt Bonn einige Parkplätze als Wirtschaftszonen ausgewiesen habe, weitere müssten nun folgen, und „in Köln wären wir schon froh, wenn wenigstens eine Wirtschaftszone in Aussicht stünde.“ Ihn wundere es nicht, wenn einzelne Unternehmer die Stadtzentren gar nicht mehr ansteuerten.

Im Vorfeld der Europawahl: Votum für Demokratie

Trotz aller Kritik gab es auch ein Plädoyer für die Politik: In einer Resolution spricht sich die HWK-Vollversammlung für Demokratie und die europäische Einheit aus. Erstmals dürfen bei einer Europawahl dieses Jahr Menschen ab 16 Jahren wählen: „Vor diesem Hintergrund fordern wir alle diejenigen, die Verantwortung tragen für junge Auszubildende im Handwerk, dazu auf, diese zu motivieren, wählen zu gehen und die Gesellschaft politisch mitzugestalten“, heißt es in der Resolution. Auch alle anderen im Handwerk seien aufgerufen, wählen zu gehen. „Die EU ist die größte Errungenschaft der Nachkriegszeit. Die europäische Einheit ist Teil der Lösung, nicht Teil des Problems“, so Wollseifer.