Hiobsbotschaften gab es keine bei der Vorstellung des aktuellen Konjunkturberichts der Handwerkskammer zu Köln. Zufrieden ist das Handwerk aber auch nicht.
Konjunkturbericht des HandwerksBetriebe in Köln und der Region sind wenig zuversichtlich
„Der Negativtrend der letzten Jahre konnte beendet werden, wirklich positive Impulse fehlen jedoch“, sagte Kölns Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer am Donnerstag. Er beklagte hohe Lohnzusatzkosten und Steuern, überbordende Bürokratie. Die Standortbedingungen müssten besser werden, damit das Handwerk wieder zuversichtlicher werde und investiere, so Wollseifer. Teilgenommen an der Umfrage im September haben 1150 von insgesamt rund 35.000 Betrieben im Kammergebiet.
Im gesamten Kammerbezirk, zu dem die Städte Köln, Bonn und Leverkusen sowie die Kreise Rhein-Berg, Oberberg, Rhein-Sieg und Rhein-Erft gehören, bewerten 40,6 Prozent der Betriebe die Lage als gut und 14,5 Prozent als schlecht. Das sich daraus ergebende Saldo von 26,1 Punkten liegt vier Punkte höher als im Frühjahr.
Verhaltener Blick in die Zukunft
Andererseits sind die Betriebe pessimistischer, was die nächsten sechs Monate angeht. 19 Prozent der Betriebe rechnen mit einer verbesserten Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten, 21 Prozent erwarten schlechtere Geschäfte. Im Frühjahr hatte Optimisten und Pessimisten sich noch die Waage gehalten. Der Geschäftsklimaindex, der Lage und Erwartungen zusammenfasst, hat sich mit 110,9 Punkten im Vergleich zum Frühjahr nur um 0,4 Punkte verbessert. Der langjährige Durchschnitt liegt zwischen 120 und 125 Punkten.
Die Zahlen lassen laut Wollseifer auf eine konjunkturelle Seitwärtsbewegung im regionalen Handwerk schließen. Dem Handwerk gehe es aber besser als der Industrie, räumte er ein. Die einzelnen Gewerke Handwerker, die Produkte oder Vorprodukte für die Industrie herstellen, zeigen sich in der Umfrage so auch belastet. Auch schwächelt die Baukonjunktur, worunter vor allem das Bauhauptgewerbe leidet. Außerdem schwächelt das Kfz-Gewerbe. Besser geht es dagegen den Betrieben im Gesundheits- und Lebensmittelgewerbe sowie dem Handwerk für personenbezogene Dienstleistungen wie Friseure, Kosmetiker, Schneider und Uhrmacher. Die hatten allerdings auch besonders unter der Corona-Pandemie gelitten.
Fast die Hälfte der Betriebe erhöhten die Preise
Der Umsatz ist laut Wollseifer in der Tendenz leicht rückläufig. 32 Prozent der Betriebe berichten über sinkende Erlöse, 25 Prozent über steigende. Dabei steigen die Verkaufspreise wegen teurerer Vorleistungsgüter und höheren Arbeitskosten. 44 Prozent der Betriebe können nach der Umfrage die höheren Kosten an die Kunden weitergeben, 46,8 Prozent halten die Preise konstant. In Gewerken mit schwacher Konjunktur wirke steigender Wettbewerbsdruck dämpfend auf die Preise.
Die Kunden bekommen immerhin wieder schneller einen Handwerker. Über alle Gewerke beträgt der durchschnittliche Auftragsbestand 6,1 Wochen nach 7,5 Wochen vor einem Jahr. Überdurchschnittlich ist die Wartezeit im Baugewerbe. Bei der Beschäftigung geht es leicht bergab. 20 Prozent geben einen gesunkenen Personalbedarf an, 16 Prozent einen steigenden. Dem Handwerk fehlen laut Wollseifer weiterhin Fachkräfte. Mehr als jeder dritte Betrieb habe derzeit offene Stellen. Und hinsichtlich der Investitionen halten sich die Betriebe, die Geld in die Hand nehmen und die, die die Investitionen zurückschrauben, die Waage.
Handwerk in Bonn geht es vergleichsweise gut
In Bonn geht es den Handwerkern besser als in anderen Teilen der Region. Hier bezeichnen 49,3 Prozent der Betriebe in Bonn ihre aktuelle Lage als gut und nur 9,1 Prozent als schlecht. Auch der Blick in die Zukunft fällt vergleichsweise optimistisch aus. 26,3 Prozent erwarten bessere Geschäfte, 14,5 Prozent befürchten schlechtere. Anders sieht es in Städten und Kreisen aus, in denen die Industrie stärker vertreten ist wie in Leverkusen und dem Oberbergischen Kreis. Der markiert das Schlusslicht in der Befragung. Im Oberbergischen Kreis zeigen sich nur 33,5 Prozent der Betriebe mit der Lage zufrieden, 16,1 Prozent sind unzufrieden. Leicht überdurchschnittlich ist die Lagebeurteilung noch in den Kreisen Rhein-Berg, Rhein-Erft und Rhein-Sieg. Köln liegt leicht unter dem Schnitt.