Rund 1000 Anbieter stellen in Köln bei der Kind + Jugend 2023 aus. Ein Blick durchs Sortiment fördert Erstaunliches zu Tage.
Die optimierte KindheitDas bietet die Messe Kind + Jugend in Köln
Theoretisch geht um mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung: „Derzeit sind 2,4 Milliarden Menschen unter 17 Jahre alt“, sagt Ursula Geismann, während sie als Trendanalystin über Messe Kind + Jugend 2023 führt. Praktisch wird wohl nur ein Teil von ihnen je in Berührung kommen mit den Neuheiten, mit denen knapp 1000 Aussteller aus 47 Ländern nach Köln gereist sind, um denen, die sich für das Wohlbefinden der nachkommenden Generation zuständig fühlen, Angebote zu machen. Noch seien die Zahlen nicht wieder wie vor der Pandemie, aber im Vergleich zu 2022 habe Fläche und Ausstellerzahl verdoppelt, bilanziert Jörg Schmale, Direktor der Kind + Jugend. Die Messe sei ein internationales Führungskräftetreffen.
Kinderzimmer als Oase der Zuversicht
Einen Megatrend sieht Ursula Geismann in Sachen Form und Farbe: „Schlichter, unkitschiger, einfacher. Die Dinge sollen langlebiger sein. Kultige Farben sieht man sich schnell leid, deswegen gibt es jetzt mehr Pastelltöne.“ Die seien nicht nur dezenter, sondern passen auch zu einer aktuellen Sehnsucht: „Das Kinderzimmer soll die Oase der Zuversicht sein.“ Gleichzeitig sei Nachhaltigkeit ein Anspruch vieler Eltern. Nun ist der, wenn man Neues auf einen Markt bringen will, der wie kein anderer mit gut erhaltenen Gebrauchtwaren bestückt ist, nicht so leicht zu erfüllen.
Hubert Kaltenegger vom Autositz-Hersteller Britax Römer sagt auf Nachfrage der Rundschau: „Derzeit stellen wir Überlegungen zur Circular Economy an“, also zu den Möglichkeiten, gebrauchte Sitze wieder entgegenzunehmen und aufzubereiten. Fertige Konzepte gebe es noch nicht, aber eine Kollektion von Sitzen, deren Bezüge aus Rezyklat hergestellt sind – Stoffe, deren Grundlage alte Kunststoffflaschen sind.
Die eigentliche Neuheit aber ist ein Autositz, der es erlaubt, das Kind während der Fahrt flach hinzulegen und der außerdem auf seinem Fuß drehbar ist, so dass er auf der Sitzbank stehend zur offenen Autotür gewendet werden kann, was das Hineinsetzen des Kindes erleichtert.
Für alle, die mit mehreren Kleinkindern zugleich unterwegs sind, gibt es Neuheiten im Sortiment der mehrsitzigen Kinder- und Bollerwagen. Dass es da nicht nur um praktische Fragen geht, zeigt der US-Anbieter Delta Children, der ein Modell mit dem Autofabrikanten Jeep entworfen hat, ein anderes mit der Modekette Gap.
Noch einen Schritt weitergedacht haben die Entwickler der taiwanesisch-amerikanischen Firma Unilove: Schließlich sind nicht alle Schützlinge, die zu klein oder zu müde zum Laufen sind, auf zwei Beinen unterwegs. Deswegen kann der Duoglider wahlweise mit zwei Kindersitzen oder auch mit einem Kindersitz und einem Hundekörbchen bestückt werden.
Wer es als Herausforderung sieht, Babys Getränke in optimaler Temperatur anzubieten, findet auch dafür eine Lösung auf dem Kölner Messegelände: Der Rapid Cooler vom belgischen Anbieter Nubi ist eine Flasche, die in ihrer doppelten Wand ein Industriegranulat enthält, das in zwei bis drei Minuten kochendes Wasser auf eine gute Trinktemperatur bringt. Damit auch wirklich nichts schief geht, ist der Behälter mit einer farbwechselnden Anzeige ausgestattet, an der sich gestresste Erwachsenen orientieren können, um zu wissen, wann sie den Sauger in den Babymund stecken dürfen.
Erleichterung für Eltern von zahnenden Babys bringen die in Amerika entworfenen Tiny Pops von EzPz: Förmchen mit Deckel und Griff – dazu entwickelt, Muttermilch einzufrieren. So entsteht ein winziges Eis am Stiel.
Die Bettchen, in die es dann gut genährt geht, sollen möglichst multifunktional nutzbar sein – etwa auch als Laufstall, wie vom Düsseldorfer Startup Naolima vorgestellt, oder später als Sofa. Darüber hinaus haben Anbieter auch im Bett Risiken identifiziert, für die sie Lösungen offerieren: Kissen der französischen Firma Candide, versehen mit einer Vertiefung in der Mitte, sollen eine schöne Kopfform begünstigen.
Ob das Kind Fieber hat, zeigt eine Kamera am Bett an
Kontrolle darüber, ob das Baby wie geplant auf seinem Kissen liegenbleibt oder sich vielleicht gar die Decke über den Kopf zieht, gewähren die app-gesteuerten Kamerasysteme von Chillax aus Hongkong und den USA.
Vorbei die Zeiten des Mobiles, das nur zum Vergnügen über dem Gitterbett hing: Platzieren Eltern dort stattdessen eine entsprechende Kamera, sind sie per WLAN ihrem Nachwuchs so verbunden, dass sie sogar dessen Fieber feststellen können, ohne die Hand auflegen zu müssen – eine multispektrale Anzeige macht es möglich.