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Schwacher WohnungsbauKüchenindustrie rechnet mit schwierigem Jahr

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Das Geld für Küchen saß im abgelaufenen Jahr nicht mehr so locker.

Der Blick auf das abgelaufenen Jahr ist wenig erfreulich für die deutsche Küchenindustrie. Die Talsohle sei aber erreicht. Jetzt sollte es wieder aufwärts gehen.

„Im Laufe dieses Jahres hoffen wir angesichts der sinkenden Inflationsrate und der Erholung des Konsumklimas auf eine Belebung des Geschäfts“, sagte Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e. V. (AMK), am Montag in Köln. Dabei war der Jahresauftakt wenig verheißungsvoll. Die Branche verbuchte in den Monaten Januar und Februar einen Umsatzrückgang von knapp zehn Prozent, wie die Auswertungen des Verbands der Deutschen Küchenmöbelindustrie auf Basis der amtlichen Statistik ergaben. Immerhin fiel der Rückgang bei Absatz und Umsatz im Fachhandel geringer aus als in den Vorjahresmonaten, wie die Konsumforscher der GfK ermittelten.

Schwacher Wohnungsbau belastet die Küchenbranche

Ein wichtiger Absatztreiber fehlt der Branche noch: Der Wohnungsneubau kommt nicht in Fahrt. Dabei bedeutet eine neue Wohnung auch eine neue Küche. Die Branche setzt auf die Renovierungsneigung, so AMK-Vorstandssprecher Michael Mehnert. „Die steigenden Einkommenserwartungen sollten wir im Jahresverlauf auch bei der Küchennachfrage spüren“, ergänzte AMK-Vorstandssprecher Markus Sander.

Nach den Corona-Jahren, in dem die Bundesbürger viel Geld in die eigenen vier Wände gesteckt hatten, griffen sie nicht mehr so tief in die Tasche für eine neue Küche. Die Durchschnittsausgaben sanken nach jahrelangem Anstieg um 54 Euro auf 11.325 Euro. „Viele Haushalte haben während der Pandemie den Küchenkauf vorgezogen, weil der große Jahresurlaub ausfiel – dementsprechend stand dort auch überdurchschnittlich viel Budget zur Verfügung, bei den meist einkommensstarken Käufern“, kommentierte Markus Wagenhäuser, Leiter des Bereichs Großgeräte bei der GfK, die Entwicklung. Zudem wurden in den Corona-Jahren auffallend häufig ältere, aber noch funktionsfähige Hausgeräte durch neue, leistungsfähigere Geräte ersetzt, wie GfK-Konsumentenbefragungen ergaben.

Premiumsegment leidet besonders

Im abgelaufenen Jahr sank der Umsatz der Branche, zu der neben dem Handel die Hersteller von Küchenmöbeln, Hausgeräten, Spülen und Küchenzubehör zählen, erreichte laut amtlicher Statistik rund sechs Milliarden Euro. Das waren 3,3 Prozent unter dem Vorjahr. Der Küchenfachhandel verzeichnete laut GfK einen Rückgang der Verkaufsmenge um 18,9 Prozent und ein Umsatzminus von um 19,2 Prozent. Auf dem Einbaugerätemarkt sanken die Verkaufsmenge um 9,5 Prozent und der Verkaufsumsatz um 9,4 Prozent.

Besonders litt das erfolgsverwöhnte Premiumsegment. So sank der Umsatz mit Küchen zum Preis von 20.000 Euro aufwärts um 26 Prozent. Bei Küchen bis 5000 Euro kam es zu einem Umsatzminus von 18,2 Prozent. Deutlich wachsen konnten allerdings 2023 besonders energieeffiziente Hausgeräte. So legte der Umsatzanteil der Kühlgeräte der Energieeffizienzklassen A, B und C von 16 Prozent auf 25 Prozent zu. Auch bei Geschirrspülern waren die Top-Energieeffizienzklassen gefragt. Der Umsatzanteil der Klasse A, B und C erhöhte sich von 34 Prozent auf 43 Prozent.

Smarte Hausgeräte sind gefragt

Im Trend lagen zudem mit schwarzer Front versehene Einbaubacköfen und designorientierte Multidoor-Kühlgeräte. Wachsender Beliebtheit erfreuten sich auch Backöfen mit einem großem Garraum von mehr als 75 Litern. Darüber hinaus gewinnen smarte Haushaltsgeräte kontinuierlich an Bedeutung. Sie machen inzwischen ein Viertel des Umsatzes mit Hausgeräten aus. Treiber sind vor allem smarte Geschirrspüler, die sich unter anderem durch eine automatische Auswahl des passenden Programms je nach Art und Menge des Geschirrs auszeichnen.