Klage erhobenStreit um Solarworld-Insolvenz in Bonn geht vor Gericht

Das Firmenlogo vor dem Solarworld-Gebäude in Bonn.
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Bonn – Der Insolvenzverwalter des 2017 in Insolvenz gegangenen Bonner Herstellers von Solaranlagen Solarworld hat Klage gegen fünf ehemalige Vorstandsmitglieder der Aktiengesellschaft erhoben. Das war im Nachgang zu einer Pressemeldung des zuständigen Bonner Landgerichts zu erfahren. In der Meldung ist nur von einem deutschen Industrieunternehmen der Solarbranche mit Sitz in Bonn die Rede.
In dem Zivilverfahren werden die Parteien am kommenden Donnerstag im Rahmen eines Gütetermins und zur ersten mündlichen Verhandlung aufeinandertreffen. Laut Meldung geht es um Ansprüche aus Insolvenzverschleppungshaftung und Insolvenzanfechtung in dreistelliger Millionenhöhe.
Dem Vernehmen nach richtet sich die Klage auch gegen Firmengründer Frank Asbeck. Weder der Unternehmer, der wegen seines genussfreudigen Lebensstils auch als „Bonner Sonnenkönig“ bekannt geworden war, noch der Insolvenzverwalter wollten das anstehende Verfahren vorab kommentieren.
Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit nicht
Die Bonner Staatsanwaltschaft bestätigte auf Nachfrage, dass es aktuell keine Ermittlungen gegen die Beteiligten gebe. Standardmäßig würden Insolvenzverfahren von der Ermittlungsbehörde überprüft, es hätten sich seinerzeit aber keine Anhaltspunkte für etwaige Straftaten wie beispielsweise Insolvenzverschleppung oder Bankrott ergeben, sagte Sprecher Alexander Klingberg dieser Zeitung.
Heutige Aktivitäten
Frank Asbeck und Familie besitzen und verwalten Häuser, Schlösser und Gewerbegebäude in Bonn und Umgebung. Ein Bonner Gebäude hat er für ein halbes Jahr mietfrei Flüchtlingen überlassen. Als Geschäftsführer der Eifelstrom will er in der ehemaligen Tongrube Leimersdorf auf der Grafschaft eine zehn Hektar große Photovoltaikanlage errichten. (mah)
Die Solarworld AG war einmal so etwas wie das Aushängeschild der deutschen Solarbranche: 1998 von dem Industriellensohn und aktiven Grünen-Mitglied Frank Asbeck in Bonn gegründet, ging das Unternehmen ein Jahr später erfolgreich an die Börse. Nicht zuletzt dank der Solarstromförderung aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes EEG legte der Produzent von Solarzellen und Solarmodulen sowie schlüsselfertiger Photovoltaikanlagen schnell ein starkes Wachstum an den Tag.
Ab dem Jahr 2011 entwickelte sich der zuvor über Jahre rasant gestiegene Umsatz aber wieder rückläufig. Der Grund dafür dürfte insbesondere ein zunehmender Preiskampf bei der Photovoltaik, den sich der Platzhirsch mit in den Markt drängenden Konkurrenten aus China lieferte, sowie die Kürzung der Fördergelder aus dem EEG gewesen sein.
Eine erste Krise im Jahr 2013 konnte das Unternehmen mit den beiden Produktionsstandorten im sächsischen Freiberg und im thüringischen Arnstadt aber dank eines Schuldenschnitts und des Einstiegs eines Katarischen Investors noch überwinden.
Am 11. Mai 2017 reichte die Aktiengesellschaft beim Amtsgericht Bonn dann einen Insolvenzantrag ein; am Vortag hatte die Firmenleitung bekannt gegeben, dass sie keine Chance für das Fortbestehen des Unternehmens mehr sehe. Am 12. Mai folgten Insolvenzanträge für drei Tochterunternehmen. Noch bei der Vorstellung der Firmenbilanz Ende März 2017 hatte Asbeck den Aktionären die dauerhafte Rückkehr in die schwarzen Zahlen bis 2019 in Aussicht gestellt.
Unter dem Namen Solarworld Industries versuchte Asbeck im August 2017 einen Neustart. Im März 2018 kam aber die Pleite dieses Unternehmens mit 600 Mitarbeitenden.