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Interview

Gamescom startet in Köln
„Spiele für die Gesundheit sind ein wichtiger Trend“

Lesezeit 3 Minuten
Felix Falk hat ein Mikrofon vor dem Mund

Felix Falk, Geschäftsführer des Verbandes Game, hat die Gamescom mit organisiert.

Weiteres Trendthema auf der Gamescom sind laut Branchenangaben Spiele zum Schutz der Demokratie.

Baller-Spiele, Strategie-Aufgaben oder Sport-Spiele ziehen auf der Gamescom wieder das Publikum an. Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands Game, erweiteret im Gespräch mit Ralf Arenz den Fokus.

„Spiele schützen die Demokratie“ ist ein Trendthema der Gamescom. Gibt es die Spiele?

Demokratien rund um die Welt stehen unter großem Druck und immer mehr gesellschaftliche und politische Institutionen setzen daher auf das enorme Potenzial von Computer- und Videospielen, um demokratische Werte zu vermitteln. Hierzu gehören beispielsweise die Bundeszentrale für politische Bildung, der Verfassungsschutz, das Auswärtige Amt und unterschiedlichste Gedenkstätten oder international etwa die Europäische Kommission und die Vereinten Nationen.

Welches Umsatz-Potenzial sehen Sie für derartige Spiele?

Bei diesen Spielen geht es an erster Stelle darum, konkrete Lerneffekte zu erzielen und Aufmerksamkeit für die Themen zu schaffen, die uns als Gesellschaft wichtig sind. Der kommerzielle Gewinn spielt daher meist nur eine Nebenrolle, häufig werden die Spiele sogar kostenfrei angeboten. Denn hier ist vor allem die Wirkung das Entscheidende: Insbesondere bei den Jüngeren, die über klassische Aufklärungskampagnen kaum noch abzuholen sind.

Die Branche nimmt auch stärker Senioren in den Fokus. Um welche Altersgruppe geht es hier genau?

Das überrascht viele, aber die Spielerinnen und Spieler über 50 Jahre stellen eine der größten und am schnellsten wachsenden Altersgruppen dar. Ein Drittel der Spielenden in Deutschland ist zwischen 50 und 69 Jahre alt. Die meisten der sogenannten „Silver Gamer“ haben schon vor 30 oder 40 Jahren gespielt und sind ihrem Hobby bis heute treu geblieben. Viele entdecken aber auch erst jetzt Computer- und Videospiele, die etwa über Alltagsbegleiter wie das Smartphone zugänglicher denn je sind.

Wie groß ist das Marktsegment „Spiele für Senioren“?

Ein klar abgegrenztes Spielesegment für Senioren gibt es genauso wenig wie das bei Büchern oder Filmen der Fall ist. Denn eine der herausragenden Eigenschaften von Spielen ist, dass sie überall auf der Welt und ganz unabhängig vom Genre Jung und Alt gleichermaßen begeistern. So gibt es für die einen zahlreiche entspanntere Spiele am Markt, sogenannte „Cosy Games“, oder einfachere Gelegenheitsspiele. Für die anderen kann es aber auch ein actionreicheres Spiel sein. Dass es hier keine Altersgrenze nach oben gibt, beweist etwa das Esport-Team „Silver Snipers“ im Action-Game „CS:GO“, das ausschließlich aus älteren Gamerinnen und Gamern besteht, oder die im Internet prominenten Spielenden von „Senioren zocken“.

Gibt es spezielle Angebote zum Training von Gleichgewichtssinn oder Gedächtnis für die einzelnen Spielerinnen und Spieler?

Ja, die gibt es. Spiele für die körperliche und mentale Gesundheit sind sogar ein wichtiger Trend, den wir seit einigen Jahren beobachten. Immer häufiger werden dabei Computer- und Videospiele eingesetzt, um Schmerzpatienten oder die Auswirkungen von Demenzerkrankungen zu lindern. Neben eigens dafür entwickelte Games eignen sich hierfür häufig auch zahlreiche frei verfügbare Spiele. So lässt sich die Kognition selbst mit einfachen Rätsel- oder Strategie-Games ganz beiläufig trainieren.

Gibt es spezielle Angebote für Senioreneinrichtungen?

Ein prominentes Beispiel ist hier die Spielekonsole memoreCare, die speziell für ältere Menschen in Pflegeeinrichtungen entwickelt wurde. Sie wird bereits in mehreren Hundert Einrichtungen in Deutschland eingesetzt, etwa in der Bewegungstherapie. Erste Krankenkassen bezahlen das übrigens bereits.