AboAbonnieren

InterviewWarum Lichtblick den Rückkehr der Nachtspeicher-Heizung erwartet

Lesezeit 3 Minuten
Heizung

Symbolbild 

  1. Nachtspeicher-Heizungen gelten als Auslaufmodell. Trotzdem hat der Hamburger Versorger Lichtblick vor einigen Monaten das Heizstromkunden-Geschäft des Essener Energiekonzerns Eon mit rund 260000 Kundinnen und Kunden übernommen. Warum?
  2. Das erklärt Geschäftsführer Enno Wolf im Gespräch mit Ulf Meinke.

Herr Wolf, was haben Sie mit dem früheren Heizstromkunden-Geschäft von Eon vor?

Wir sind davon überzeugt, dass der Strom beim Heizen künftig eine entscheidende Rolle spielen wird. Wir müssen weg von Heizöl und Erdgas, um die Gebäude klimaneutral mit Wärme zu versorgen. Insofern ist die Übernahme des Eon-Heizstromgeschäfts für uns eine wichtige strategische Entscheidung.

So war es früher

Elektroheizungen waren in der Vergangenheit die Lieblinge der Energieversorger. In der Nacht, wenn die allgemeine Nachfrage eher niedrig war, fanden die Betreiber von Atom- und Kohlekraftwerken so Abnehmer für ihren Strom. Die Verbraucher wurden mit niedrigen Preisen belohnt.

Viele Nachtspeicher-Heizungen sind in die Jahre gekommen und wenig effizient.

Das stimmt, aber zu den Bestandskunden, die wir versorgen möchten, kommt das Geschäft, das wir ausbauen und weiterentwickeln wollen. Mehr und mehr Immobilien werden künftig mit elektrisch betriebenen Wärmepumpen ausgestattet. Das gilt vor allem für den Neubau, aber auch für den Bestand. Wärmepumpen können die bisherigen Anlagen, die bislang mit Erdgas betrieben werden, oftmals gut ersetzen. Wärmepumpen lassen sich auch mit Solaranlagen und Stromspeichern gut kombinieren. Klar ist: Damit Deutschland klimaneutral wird, ist nicht nur eine Strom-, sondern auch eine Wärmewende nötig.

Die neuen Anlagen sind kostspielig, hinzu kommen die Betriebskosten. Rechnet sich ein Umstieg von Gas auf Heizstrom für die Verbraucher?

Je teurer Öl und Gas werden, desto attraktiver wird ein Umstieg auf Heizstrom. Mit dem weiteren Zubau der erneuerbaren Energien kommt künftig mehr grüner Strom als bisher auf den Markt. Zudem plant die Regierung, die Abgabenlast auf Ökostrom zu verringern. Bislang bleibt Deutschland aber bei der energetischen Gebäudesanierung und beim Bau klimafreundlicher Immobilien hinter seinen Möglichkeiten zurück. Daher erhoffen wir uns Impulse der Bundesregierung, etwa durch eine stärkere Förderung klimaneutraler Heizungssysteme. Heizen mit grünem Strom sollte günstiger sein als Heizen mit Gas.

Sieht das Heizen mit grünem Strom als Zukunftsmodell: Lichtblick-Chef Enno Wolf.

Aber heizen mit billigem Nachtstrom – dieses Modell funktioniert doch nicht mehr.

Grundsätzlich stimmt das, allerdings gibt es auch in der Welt der erneuerbaren Energien Schwankungen im Netz. Nicht immer bläst der Wind oder ist die Sonneneinstrahlung hoch. Mit Hilfe einer intelligenten Steuerung ist es möglich, im richtigen Moment den Heizstrom einzuspeisen. Hinzu kommt, dass sich heißes Wasser vorproduzieren und speichern lässt. Wir stellen beim Heizstrom einen Imagewandel fest. Wir reden beim Heizstrom nicht mehr von einem Produkt der Atom- und Kohlekonzerne, sondern von erneuerbarer Energie. Kurz gesagt: Früher wurde mit Kohle- oder Atomstrom geheizt, heute mit Wind- und Solarstrom. Das ist die Zukunft. Neue Technik und Produkte machen das Segment der Wärmepumpen und Elektroheizungen auch optisch viel attraktiver.

Wie entwickelt sich die Zahl Ihrer Heizstrom-Kunden?

Mit der Übernahme der Eon-Kunden sind wir zu einem Marktführer für grünen Heizstrom geworden. Das ist das Fundament für dieses Geschäftsfeld. Wir sehen auch für die Zukunft große Potenziale. Derzeit werden in Deutschland pro Jahr rund 150000 Wärmepumpen installiert. Diese Zahl wird sich voraussichtlich deutlich erhöhen. Wir wollen mit Lichtblick auch selbst in das Geschäft mit Wärmepumpen einsteigen und unsere Kundinnen und Kunden bei einem Umstieg unterstützen. Wir werden zudem verstärkt in unsere eigene Energieerzeugung investieren und unsere Produktpalette ausweiten – neben Strom und Gas bieten wir Solaranlagen, Batterien und Wallboxen für Elektroautos an.