Die Fertighausbranche in Deutschland steht schwierigen Zeiten gegenüber, bedingt durch unzureichende Förderprogramme und Verzögerungen bei Baugenehmigungen.
ImmobilienFertighausbranche in Deutschland steckt in der Krise
Vor rund einem Jahr hatte die Bundesregierung mit einem Maßnahmenpaket den Markt für Wohnungsbau ankurbeln wollen. Ein „Wumms“, sollte es werden, doch der ist ausgeblieben – auch aus Sicht der Fertighausbauer.
„Von Januar bis Mai 2024 wurden nur 4617 Ein- und Zweifamilienfertighäuser genehmigt, das sind gut ein Viertel weniger als im Vorjahreszeitraum“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau (BDF), Mathias Schäfer, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Fertigbaubranche im Abwärtsstrudel?
„Die Ampel hatte bei ihrem Wohnungsbaugipfel im September 2023 bestimmt gute Absichten, aber die Umsetzung kommt nicht wirklich voran. Wenn die Bundesregierung nicht bald umsteuert, droht die überwiegend mittelständisch geprägte Fertigbaubranche in einen Abwärtsstrudel zu geraten“. Es drohten Preiswettkampf, Arbeitsplatzabbau und Insolvenzen, warnte Schäfer.
Tatsächlich hatte der Fertigbauanteil bei Eigenheimen zuletzt mit 25,3 Prozent einen historischen Höchststand erreicht – wohl auch, weil die Menschen nachhaltigem Bauen eine immer größere Bedeutung beigemessen und sich viele Fertigbauer auf Nachhaltigkeit spezialisiert haben. Nun aber ist der Boom vorbei. Gefüllte Auftragsbücher sind zu einem Großteil abgearbeitet, es kommt zu wenig nach.
„Die wankelmütige Förderpolitik dieser Legislaturperiode hat viele angehende Baufamilien verunsichert und im Stich gelassen. Neben steigenden Preisen haben nicht zuletzt das Hin und Her bei der Neubauförderung und das Gerangel um die Wärmepumpe am Bauen interessierte Familien von einer Investition in das eigene Zuhause abgeschreckt“, sagte Schäfer. Zuletzt sei der Zuschuss für die Energieberatung um die Hälfte gekürzt worden.
Obwohl die Ampel allerorten und mehrfach Vereinfachung und bürokratische Entlastung beim Wohnungsbau versprochen hat, beklagt die Mehrheit der Hersteller und Zulieferer für Fertighäuser des BDF teils deutliche Verzögerungen und mehr Papierkram bis zur Erteilung von Baugenehmigungen – und das, obwohl tendenziell weniger Anträge zur Genehmigung vorliegen. „Eine absurde Entwicklung“, wie BDF-Präsident Schäfer bemerkt.
Bei rund 60 Prozent der Unternehmen hat sich der Genehmigungsprozess im Vergleich zum Vorjahr laut einer Umfrage des Verbandes demnach „deutlich verlängert“ (14 Prozent) oder „eher verlängert“ (45). Gut drei Viertel der Unternehmen gaben an, dass der Aufwand bis zum Bauantrag „deutlich zugenommen“ (54 Prozent) oder „etwas zugenommen“ (23) habe.
Ein Problem sieht Schäfer in den föderalen Strukturen. „Wenn ein Unternehmen einen seriell gefertigten Typ Fertighaus in Niedersachsen bauen darf, heißt das noch lange nicht, dass es auch in Hessen oder dem Saarland geht, dort müssen dann wieder extra Genehmigungen beantragt werden“. „Die Bundesregierung darf den Häuslebauer nicht im Stich lassen und dem Eigenheim nicht den Rücken kehren“, so Schäfer, „denn Einfamilienhäuser sind und bleiben die Wohnform, die sozialpolitisch und baukulturell am besten in den ländlichen Raum passt und den Wohnwünschen der meisten Familien entspricht“.