Ikea verzeichnet einen Umsatzrekord. Doch wegen der Inflation sparen viele Verbraucher, Deutschlands größter Möbelhändler will Kaufanreize liefern.
„Investieren massiv in Preissenkungen“Ikea will Kosten für hunderte Produkte reduzieren
Ikea Deutschland lockt nach einem Rekordumsatz im vergangenen Geschäftsjahr Kunden mit niedrigeren Preisen. „Mit Start in das Geschäftsjahr 2024 investieren wir massiv in Preissenkungen, mit dem Ziel, rund 800 Produkte günstiger anzubieten“, sagte Deutschland-Chef Walter Kadnar der Deutschen Presse-Agentur.
Darunter seien beliebte Schrank- und Regalsysteme. Die Pläne betreffen knapp ein Zehntel des Sortiments – insgesamt führt Ikea Deutschland rund 10.000 Artikelnummern. Wie stark die Preise sinken sollen, sagte Kadnar nicht. Es gehe um „deutliche Preisschnitte“, betonte er.
Ikea hatte nach weltweiten Krisen Preise zunächst angehoben
Ikea hatte Ende 2021 global Preiserhöhungen von im Schnitt neun Prozent angekündigt und auf teure Rohstoffe sowie Energie verwiesen. „Die Störung der weltweiten Lieferketten, der Krieg in der Ukraine, die Inflation und in der Konsequenz stark gestiegene Einkaufspreise führten dazu, dass auch Ikea zu Beginn des Geschäftsjahres 2023 gezwungen war, die Preise zu erhöhen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Nun wolle man die Preise wieder nach unten schrauben und dabei auch das Thema Nachhaltigkeit stärken. Durch Investitionen will Ikea bis 2030 alle Einrichtungshäuser auf innovative Heiz- und Kühlsysteme mit Energie aus erneuerbaren Quellen umrüsten, wie der Konzern ankündigte.
Ikea will Preise senken und Attraktivität festigen
Ziel bleibe es, erschwinglich für die breite Masse zu sein, sagte Kadnar. „Die Preissenkungen sollen unsere Attraktivität festigen.“ Das Budget der Menschen für Möbel und Einrichtung sei angesichts der hohen Inflation geschrumpft. „Zugleich kommen nun auch Menschen zu Ikea, die zuvor in einer höheren Preisklasse eingekauft haben.“
Im vergangenen Geschäftsjahr 2022/2023 (bis Ende August) ließ Ikea Deutschland Umsatzeinbußen in der Corona-Pandemie weit hinter sich. Der Erlös wuchs nach Angaben von Mittwoch um 13,3 Prozent auf gut 6,4 Milliarden Euro. Die Zahl der Besucher in den 54 Einrichtungshäusern stieg um rund 11 Prozent auf 81,8 Millionen. Der Rekord von etwa 97 Millionen Besuchern von vor der Pandemie wurde aber verfehlt.
Ikea verkauft knapp ein Viertel der Produkte Online
Ikea, Deutschlands größter Möbelhändler mit fast 19.500 Beschäftigten, befindet sich unterdessen im Umbruch und baut das Digitalgeschäft aus. Im vergangenen Geschäftsjahr kauften 5,6 Millionen Menschen online bei Ikea ein, der Umsatz stieg um 6,9 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Die Online-Verkäufe machten mit 23,2 Prozent knapp ein Viertel des Umsatzes ohne Lebensmittel aus – ähnlich wie ein Jahr zuvor.
„Ziel ist es weiter, unser Online-Geschäft auszubauen, auch wenn die zweistelligen Zuwachsraten wie in der Pandemie erst einmal vorbei sind“, sagte Kadnar. Ikea Deutschland investiere viel in dem Bereich, etwa in sein Online-Planungstool für Küchen und Kleiderschränke. Auch das Geschäft mit Bestellungen im Netz und Abholen vor Ort floriere.
Ikea senkt Preise: Einrichtungshäuser sollen zentrales Element bleiben
Zugleich blieben die Einrichtungshäuser das zentrale Element, betonte Kadnar. Dort profitiert das Unternehmen von Impulskäufen der Kunden beim Bummeln. Die klassischen Filialen hat Ikea mit Planungsstudios in Metropolen wie Berlin und München ergänzt, wo sich Kunden etwa beim Kauf von Küchen beraten lassen können. Weitere dieser City-Filialen seien geplant, sagte Kadnar.
Deutschland ist für den gesamten Konzern der größte Einzelmarkt vor den USA, Frankreich und Großbritannien. In der Bundesrepublik hatte Ikea nach eigenen Angaben zuletzt einen Marktanteil von 9,1 Prozent, deutlich mehr als im Geschäftsjahr 2021/2022 mit 8,0 Prozent. (pst/dpa)