IHK KölnNeuer Anlauf für die Suche nach einem Domizil
Die Suche nach einer geeigneten Zentrale für die Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln geht in eine neue Runde. Und die dürfte länger sein als bislang erwartet. Letztlich schnürt die Kammer das komplette Paket noch einmal auf, wie die Vollversammlung am Donnerstagabend beschlossen hat. Die IHK-Rechnungsprüfungsstelle (RPS) hatte gefordert, dass sich die Vollversammlung mit der Thematik neu befassen und danach sachgerecht entscheiden muss.
Verfahren ist komplex
Das vom Präsidium dazu entwickelte Verfahren, für das jetzt 39 Vollversammlungsmitglieder grünes Licht gegeben haben bei 14 Enthaltungen und elf Nein-Stimmen, ist komplex. Ermittlung der Ansprüche von Kammermitgliedern, ehrenamtlich tätigen, Mitarbeitenden und Ansprüchen aus Politik und Gesellschaft. Entstehen soll ein Konzept für Büros, das etwa mobiles Arbeiten oder die Nutzung eines Arbeitsplatzes von mehreren Mitarbeitenden ebenso berücksichtigt wie eines für Veranstaltungsräume, Weiterbildung und Prüfungen. Dann wird in einer Machbarkeitsstudie geschaut, wie dieses Konzept umgesetzt werden kann im Ende 2019 gekauften Lofthaus in Köln-Mülheim oder an alternativen Standorten. Parallel sollen schon Nutzungsalternativen für das Lofthaus geprüft werden. Im Klartext: die IHK könnte sich von dem Gebäude wieder trennen, ohne es jemals genutzt zu haben.
Eine Alternative dazu gibt es laut Präsidium um die Präsidentin Nicole Grünewald nicht. Hatte doch die Rechnungsprüfungsstelle der IHKen den Ankauf überprüft und den entsprechenden Beschluss der damaligen Vollversammlung beanstandet. Zentraler Grund: Verstoß gegen den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit. Deshalb gab es ein Testat für den Jahresabschluss nur unter der aufschiebenden Wirkung, dass sich die Vollversammlung als höchstes Gremium der IHK erneut mit dem Lofthaus befasst.
Lofthaus ist nicht die wirtschaftlichste Lösung
Vor der Entscheidung für das Lofthaus gab es eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung. Bei der wurden Kosten für vier Immobilien gerechnet. Berücksichtigt wurden Kauf- oder Mietpreise, Finanzierungs- und Erwerbsnebenkosten, Kosten für Ausstattung und Umzug oder Restwerte von Gebäuden. Und dabei hatte das Lofthaus, das billigste Objekt mit Gesamtkosten von 39,2 Millionen Euro, nicht die Nase vorn, drei waren wirtschaftlicher. Nachträglich hätte sich die Vollversammlung aber laut Rechnungsprüfer nicht über das einmal aufgestellte Kriterium hinwegsetzen dürfen. Und leicht zu heilen ist dieser Fehler auch nicht, wie die RPS laut Präsidium in Gesprächen deutlich gemacht hat.
Ein neues Gutachten zum Nutzwert bringe die Sache jedenfalls nicht ins Lot, auch wenn dieser Eindruck vor einem halben Jahr entstanden sein mag. Ohnehin ist der Nutzwert des Lofthauses umstritten. Vollversammlungsmitglieder hatten vor der Entscheidung immer wieder betont, es gehe auch um Standort, Flächenangebot sowie Eignung der Gebäude für IHK-Aufgaben.
Altes Domizil hat die Nase vorn
Auf all diesen Feldern hat das alte Domizil in der Innenstadt wohl klar die Nase vorn, für das auch Grünewald immer mal wieder Sympathien gezeigt hatte. Eine Sanierung für geschätzt 57 Millionen hatte aber den zuvor eingezogenen Kostendeckel von 40 Millionen deutlich gesprengt. Jetzt könnte es ein Comeback für das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahre 1952 geben. Zumal nach einer Überprüfung des Zahlenwerks der damals beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der Abstand zwischen Lofthaus und dem dahinter platzierten alten Domizil laut RSP deutlich geringer ausfällt. Vielleicht lässt es sich auch billiger sanieren, und ganz vielleicht ist auch der Kostendeckel aus dem Jahre 2015 nicht in Stein gemeißelt.
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Liest man die Vorlage zwei bis drei Ma, legt das einen Schluss nahe: Das Lofthaus ist raus. Zu klein, so dass für Veranstaltungen für viel Geld Räume zugemietet werden müssen, nicht zentral gelegen, so dass der Organisationsaufand steigt, es verwässere auch die Marke IHK, weil beliebige Orte aufzusuchen seien für Veranstaltungen der Kammer, die letztlich weniger wahrnehmbar wäre in der Stadt Köln. Erhöhte Wahrnehmbarkeit ist aber ein wichtiges Ziel des seit einem Jahr amtierenden Präsidiums. Offen scheint da nur, ob das alte Domizil das Rennen macht, dessen einst eingeleiteter Verkaufsprozess längst gestoppt ist, oder gar ein drittes Gebäude ins Spiel kommt.