Neuer Job in Sicht: Karriereberaterin gibt Tipps, wie man mit der heiklen Frage zum Gehalt umgeht.
Gehaltsvorstellungen in BewerbungenWie viel Geld sollten Bewerber verlangen?
Beim Gehalt gilt: Wissen ist Macht. Denn nur wer ausreichend Informationen über sein Branchenumfeld hat und seinen Marktwert kennt, kann eine angemessene Gehaltsforderung stellen. Und trotzdem ist es gar nicht so einfach, seine Lohnvorstellungen konkret zu beziffern, wie es in vielen Stellenausschreibungen oftmals gefordert wird. Personalverantwortliche meinen damit das erwartete Bruttojahresgehalt inklusive aller Zusatzleistungen. Doch welches Gehalt sollten Bewerber angeben, damit es fair ist?
„Die Angabe von Gehaltsvorstellungen in Bewerbungen ist durchaus heikel“, sagt auch Karriere-Coach und Diplom-Psychologin Elke Wagenpfeil. „Setzen Bewerber den Betrag zu niedrig an, verkaufen sie sich unter Wert. Fordern sie zu viel Geld, werden sie schnell nicht eingeladen und sind bei der Neubesetzung raus.“ Auch wer trotz Aufforderung keine Gehaltsvorstellung nennt, kann im Bewerbungsprozess schnell aussortiert werden. „Dies geschieht aber immer seltener, da Bewerber oft knapp sind“, so Wagenpfeil.
Gedanken über den eigenen Marktwert machen
Doch weil im Gespräch das Thema Geld sowieso spätestens auf den Tisch kommt, rät die Karriereberaterin dazu, sich so frühzeitig wie möglich über den eigenen Marktwert Gedanken zu machen. „Deshalb können Bewerber auch vorab ruhig schon mal eine Gehaltsspanne angeben.“ Aber wie viel ist genau richtig? Als Basis für die Festlegung des Wunschgehalts sollten Bewerber mit ihrem aktuellen Grundgehalt starten. Dazu zählen neben Weihnachts- und Urlaubsgeld unter anderem auch vermögenswirksame Leistungen, Boni, Prämien und sonstige geldwerte Vorteile wie beispielsweise Firmenwagen. Diesen Ausgangswert sollten Bewerber dann mit den marktüblichen Gehältern für ihre Position vergleichen. Eine gute Orientierungshilfe können dabei Angaben aus Datenbanken wie dem Statistischen Bundesamt oder von Gehaltsportalen wie Kununu.de oder Gehalt.de sein.
Diese sollten aber nur der ersten Orientierung dienen. Denn es gibt deutliche Gehaltsunterschiede nicht nur zwischen Branchen, Regionen und der Größe des Unternehmens, sondern teilweise auch zwischen vergleichbaren Positionen und Unternehmen, erklärt Wagenpfeil. Der Grund ist, dass es eine ganze Reihe unterschiedlicher Faktoren gibt, die die Höhe des Gehaltes beeinflussen und bei der Formulierung der eigenen Gehaltsvorstellung entsprechend berücksichtigt werden sollten. Allen voran zählt dazu die eigene Qualifikation und Berufserfahrung – die nicht zuletzt in Form sichtbarer Erfolge wie abgeschlossener Projekte zum eigenen Marktwert beitragen.
„Einfach ausgedrückt: Je mehr Erfahrung Bewerber in die Waagschale werfen, desto mehr Gehalt muss der Arbeitgeber auf der anderen Seite nachlegen“, sagt Wagenpfeil. Zudem zähle der höchste Abschluss, sprich ob Bachelor, Master oder eine Promotion vorhanden sind. Auch die Verantwortung und Spezialisierung, die ein Job verlangt, sind entscheidende Kriterien für die Gehaltshöhe. Im Fachjargon ist hierbei auch von „Job Grading“ die Rede, was im Prinzip eine Art Stellenbewertung meint. „Dieses umfasst meist die Kategorien Wissen, Komplexität, Koordination, Interaktion und Ergebnisverantwortung, die eine Stelle erfordert beziehungsweise beinhaltet“, sagt Wagenpfeil. Es gilt: Je mehr Fachwissen gefordert wird, je komplexer die Stelle, je mehr man sich und andere koordinieren muss, je mehr Interaktionen mit verschiedenen Beteiligten notwendig sind, je höher der Grad an Verantwortung, desto höher ist auch das Gehalt.
Lohnlücken
Die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen sind regional unterschiedlich verteilt. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervor. Demnach hinken Frauen beim Verdienst den Männern im Bodenseekreis um 39,9 Prozent hinterher. In Dessau-Roßlau verdienen Frauen sogar etwas mehr (1,8 Prozent) als Männer. Im bundesweiten Schnitt erhielten 2021 Männer 18,9 Prozent mehr Lohn. (dpa)