Die Computerspiele-Branche ist verwöhnt. Lange Jahre legten die Umsatzahlen zu. Im ersten Halbjahr gab es jetzt ein Minus. Die Branche rechnet aber mit einer Erholung.
GamescomKölner Messe für Computerspiele wächst weiter – Rekordzahl an Ausstellern
Der Markt für Computerspiele in Deutschland ist ins Minus gerutscht. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent auf 4,28 Milliarden Euro zurück, wie Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands game, am Dienstag im Vorfeld der Kölner Computerspielemesse Gamescom sagte. Um vier Prozent auf 2,59 Milliarden sank nach Zahlen der Marktforschungsunternehmen Consumer Panel Services GfK und data.ai der Umsatz mit Spielen. Bei der Hardware wie Konsolen oder Rechner betrug das Minus 18 Prozent auf 1,18 Milliarden. Zulegen konnten dagegen die Umsätze mit Online-Services wie kostenpflichtige Abo-Dienste oder das Spielen in der Cloud. Hier gab es ein Plus von 25 Prozent auf 516 Millionen.
„Die Corona-Pandemie hat einiges in der Branche auf den Kopf gestellt“, sagte Falk zur Begründung. Nach stetigen jährlichen Wachstumsraten um die zehn Prozent habe es zunächst einen Boom für die Branche mit Wachstumsraten von über 30 Prozent gegeben. Dann seien Spiele verspätet auf den Markt gekommen und Konsolen wegen Lieferschwierigkeiten zeitweise nicht verfügbar gewesen. So seien die Vergleichszahlen bei der Hardware für das erste Halbjahr 2023 geprägt von Nachholeffekten. Jetzt habe sich der Absatz laut Falk wieder normalisiert. Auch seien 2023 außergewöhnlich viele neue Spiele mit Spitzenbewertungen auf den Markt gekommen.
„Der Games-Markt wird allerdings nicht lange im Rückgang bleiben. Die bevorstehende Gamescom macht das bereits mit ihrer Rekordzahl an Ausstellern und ihren zahlreichen angekündigten Spielen deutlich“, sagte Falk. Angemeldet sind eine Woche vor Messestart über 1400 (Vorjahr: 1227) Unternehmen aus 64 Ländern. Es seien aber noch nicht alle Unternehmen gemeldet, die in Länderpavillons ausstellen. Deren Zahl stieg von 33 auf 48. Die Zahl der Länder, die solche Pavillons nutzen, von 26 auf 37.
„Das weltweit größte Games-Event wächst weiter“, sagte Messechef Gerald Böse. Er sieht dadurch auch die Strategie bestätigt, Ableger in Südamerika und in Asien zu veranstalten oder eine Gamescom Lan in Köln aus der Taufe zu heben. Von der gibt es nach der Premiere in diesem Jahr mit 1700 Besuchern im kommenden Jahr eine Fortsetzung. Belegt werden von der Gamescom wie im Vorjahr 230 000 Quadratmeter.
Freundschaften durch Games
Böse unterstrich, dass die Entwicklerkonferenz Devcon in diesem Jahr im neuen Kongresszentrum der Messe stattfinden werde und damit besser an die Messe angebunden sei. Und an der Opening Night der Gamescom, bei der schon Neuheiten präsentiert werden, am Abend des 20. August könnten jetzt 5000 Besucher vor Ort teilnehmen statt 2600 im Vorjahr, so Böse. Moderiert wird die Show wieder vom kanadischen Videojournalisten Geoff Keighley. Mit über 20 Millionen Views am ersten Tag zählt sie 2023 zu den größten Shows der Branche weltweit.
„Die größte Gemeinschaft der Welt“ heißt das Leitthema der diesjährigen Gamescom. Passend dazu präsentierte Falk eine Umfrage, nach der bereits 16 Millionen Bundesbürger durch Games schon Freundschaften geschlossen hätten. Und das gelte nicht nur für die Jüngeren. Auch knapp ein Drittel der 45- bis 54-Jährigen habe nämlich schon Freundschaften geschlossen.
Computerspiele als Technik-Treiber
„Spiele schützen die Demokratie“ lautet ein Gamescom-Trend. Falk verwies auf Institutionen wie die Bundeszentrale für politische Bildung, auf Auswärtiges Amt, Verfassungsschutz und EU-Kommission, die Games zur Wissensvermittlung. Immerhin nutzte. 78 Prozent der Bundesbürger glauben, dass Games dabei helfen können, historische Zusammenhänge zu vermitteln. Dass Games bei der Vermittlung von demokratischen Grundwerten helfen könnten, glauben 70 Prozent der Befragten.
Laut Falk investieren die größten Unternehmen der Welt kräftig in Games. Die Technik für Computerspiele sei anspruchsvoll. Und wer weiß, wie Cloudgaming geht, der beherrsche auch anderen Techniken. 67 Prozent der Deutschen gaben in der Umfrage an, dass es in einem globalen Games-Markt wichtig ist, dass es auch in Deutschland international vergleichbare, wettbewerbsfähige Bedingungen für Games-Unternehmen gibt.
Samstag ist bereits ausverkauft
Für Privatbesucher hat die Gamescom Donnerstag und Freitag von 10 bis 20 Uhr geöffnet, Samstag und Sonntag von 9 bis 20 Uhr. Allerdings ist der Samstag bereits ausverkauft. Tageskarten kosten 29,50 Euro, ermäßigt etwa für Schüler, Azubis und Studenten 21 Euro. Abendkarten für den Eintritt ab 16 Uhr kosten 9,50 Euro, Familienkarten für maximal fünf Personen 65 Euro.