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Gamescom in KölnFelix Falk über die Zukunft der Spielebranche

Lesezeit 5 Minuten
KR game felix falk

Blickt optimistisch in die Zukunft: game-Geschäftsführer Felix Falk.

Köln – Am Mittwoch, dem 24. August, startet die Gamescom in Köln. Im Interview mit Ralf Arenz sagt game-Geschäftsführer Felix Falk, was er sich von der Messe verspricht und wie die deutsche Spielebranche im internationalen Vergleich abschneidet.

Was verspricht sich die Branche von der gamescom?

Wir freuen uns gemeinsam mit der Branche und der Spiele-Community schon riesig auf die einmalige Atmosphäre des weltgrößten Festivals der Games-Kultur. Nirgendwo kann man besser in die Spielewelt eintauchen als auf der gamescom. Da wir als eines der ersten Events dieser Größe nach der Corona-Pause wieder zurück sind, versprechen wir uns auch eine Aufbruchstimmung – trotz der nach wie vor schwierigen Situation. Millionen Menschen auf der Welt werden zur gamescom wieder auf Deutschland und die gamescom schauen.

Nach stürmischem Wachstum in den Vorjahren betrug das Umsatzplus der Branche im ersten Halbjahr nur zwei Prozent auf 4,55 Milliarden Euro. Sehen Sie das als Dämpfer?

Die zwei Prozent Wachstum klingen zunächst nicht nach viel. Viele Experten sind aber von einem Rückgang ausgegangen. 2020 ist die Games-Branche noch um 32 Prozent gewachsen, 2021 um 17 Prozent. In der Corona-Pandemie haben die Menschen mit Spielen miteinander Kontakt gehalten und mehr gespielt. Dadurch hat auch die Zahl der Spielerinnen und Spieler um fünf Prozent zugenommen, sodass jetzt 6 von 10 Menschen in Deutschland Games nutzen. Endlich können die Menschen wieder rausgehen und haben mehr Freizeitaktivitäten zur Auswahl. Da wäre auch ein Umsatzrückgang möglich gewesen. Dazu kommt, dass es Lieferengpässe bei Konsolen gibt und auch zahlreiche Spiele-Veröffentlichungen verschoben wurden. Dass wir dennoch das hohe Corona-Niveau halten konnten, mit weiterem Wachstum, ist ein Erfolg.

Zur Person Felix Falk

Felix Falk, geboren 1979, ist seit dem 1. Februar 2018 Geschäftsführer des Verbands game. Zuvor war er in derselben Funktion bereits für den BIU tätig und setzte hierbei den Zusammenschluss der Verbände um. Von 2009 bis 2016 war er Geschäftsführer der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Als stellvertretender Vorsitzender der International Age Rating Coalition (IARC) entwickelte er unter anderem den globalen Kennzeichnungsstandard für Online-Spiele und Apps mit. Im Nebenberuf ist er als Saxophonist aktiv. (raz)

Wächst auch die Branche in Deutschland weiter?

Wir sind mitten in einem großen Aufwärtstrend. Damit startet in Deutschland ein Aufholprozess, nachdem es endlich eine Games-Förderung gibt, die viele andere Länder schon seit teilweise zehn Jahren haben. In den vergangenen beiden Jahren ist deshalb auch die Zahl der Games-Unternehmen in Deutschland um 26 Prozent gestiegen und die der Beschäftigten in der Games-Branche um zwölf Prozent.

Im abgelaufenen Jahr betrug das Plus bei den Mitarbeitenden drei Prozent auf 11242. Flacht das Wachstum ab?

Das unterschiedliche Wachstum bei der Anzahl der Mitarbeitenden hängt unter anderem damit zusammen, dass die Entwicklung eines Spiels viele Jahre dauern kann. Wenn also für ein großes Projekt viele neue Mitarbeitende eingestellt werden, dann ist das Team danach erst einmal ein paar Jahre stabil. Hinzu kommt, dass auch wir unter dem Fachkräftemangel leiden. Daher können nicht alle offenen Stellen besetzt werden, was wiederum zu einem schwankenden Wachstum bei den Beschäftigtenzahlen führt.

Wechseln Spieleentwickler nach dem Studium immer noch zu großen IT-Unternehmen?

Seit es die Förderung gibt, bleiben zum Glück mehr Games-Fachkräfte in der Spielebranche. Ein Hinweis darauf ist die überproportional steigende Zahl von kleinen Games-Unternehmen. Spieleentwicklerinnen und Spieleentwickler gründen offenbar häufiger als früher eigene Studios. Hier entsteht also gerade eine starke nächste Generation der Studios, und das ist eine sehr gute Nachricht.

Wie steht die deutsche Spielebranche international da?

Wir sind noch ziemlich klein verglichen mit Ländern wie Frankreich, England oder Kanada, wo die Games-Branche schon seit vielen Jahren gefördert wird. Eine Folge der Situation, dass die Entwicklung eines Spiels in Deutschland bislang bis zu 30 Prozent teurer war als in den Ländern mit Förderung. Mit der Games-Förderung und dem dadurch wettbewerbsfähigeren Niveau wachsen wir insbesondere bei den kleinen und mittleren Unternehmen und hoffen zudem auf die Ansiedlung von großen Unternehmen. Um diesen positiven Trend nicht abreißen zu lassen, ist es wichtig, dass die Bundesregierung den Koalitionsvertrag und die darin versprochene Verstetigung der Mittel umsetzt. Nur wenn der wachsende Bedarf gedeckt wird, können wir im Vergleich zu den anderen Standorten mithalten.

Gibt es etwas, was die deutsche Games-Industrie besonders gut kann?

Lange wurde gesagt, dass deutsche Spieleentwickler besonders gut bei der Entwicklung von Simulationen und Strategie-Spielen sind. Es geht aber deutlich darüber hinaus und die Vielfalt der Genres und Konzepte ist riesig. Aufholbedarf gibt es aber noch bei der Entwicklung von großen Blockbuster-Spielen. Dafür ist die Branche hierzulande noch nicht groß genug, aber auch das wollen wir gemeinsam mit der Politik noch schaffen.

Ein Branchentrend sind Spiele für die Gesundheit.

Das Fithalten im Wohnzimmer unterstützt von Spielen hat in der Corona-Pandemie einen Aufschwung erlebt. Dazu kommen zunehmend Spiele für die mentale Gesundheit, mit denen man entspannen und entschleunigen kann. Darüber hinaus gibt es in den USA bereits Spiele auf Rezept und auch in Deutschland zahlen Krankenkassen Spielekonsolen zur Sturzvorsorge oder für Demenz-Patientinnen und -Patienten in Altersheimen. Studien belegen auch positive Effekte wie bei der Behandlung von Verbrennungsopfern, wenn sie sich mit einer Virtual-Reality-Brille in eine Eiswelt begeben. Hier gibt es noch viel Potenzial.