Flixbus-Chef André Schwämmlein„Köln hat sich auf totalen Einzelweg begeben“
Köln – Köln hat vor drei Jahren Fernbusse aus der Innenstadt verbannt. Flixbus-Chef André Schwämmlein ärgert das. Daher unterstützt er die Petition eines Bus-Unternehmers, der auch für Flixbus fährt. Darin wird ein Fernbusbahnhof in der Kölner City verlangt.
Wie zufrieden sind Sie mit der Petition?
Wir freuen uns darüber, dass unser Partnerunternehmen die Petition angestoßen hat. Am Anfang sind die Zahlen der Unterstützer durch die Decke gegangen. Inzwischen hat es wieder etwas nachgelassen. Aber wir sind zuversichtlich, dass die 10 000 Unterstützer zügig zusammenkommen.
Wie steht es um das Gesprächsangebot an die Oberbürgermeisterin?
Es wird im Januar einen Gesprächstermin mit Vertretern von Flixbus und dem Rathaus stattfinden. Wir hoffen darauf, dass Frau Reker persönlich teilnimmt, um ihr unsere Argumente noch einmal ordentlich darzulegen.
Die Stadt hat erklärt, es gebe keinen Handlungsbedarf, solange die Politik ihre Entscheidung nicht überdenkt.
Ich hoffe schon, dass in der Politik inzwischen verstanden wurde, dass sich was verändern muss. Köln hat sich da auf einen totalen Einzelweg begeben. Es gibt in Europa keinen einzigen Nachahmer. Als das Thema im Rat verabschiedet wurde, hat man gesagt: „Wir schauen uns das an, wird schon nicht so schlimm werden.“ Heute können wir anhand des Datenmaterials belegen, dass die Zahl der Köln-Touristen massiv abgenommen hat und die Zahl unserer Kunden mit Ziel Köln analog zurückgegangen ist. Köln hat ein Fernbusangebot wie eine Mittelstadt, nicht das einer Metropole. Die Verantwortlichen sollten sich doch fragen, warum sie nicht mehr für ihre Stadt tun wollen.
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Welchen Beitrag würden Sie für einen ZOB in der Kölner Innenstadt investieren?
Das kann ich leider nicht genau beziffern. Wir haben aber verschiedene Beispiele in Europa, wo investiert wurde und in einem Nutzungskonzept sichergestellt wurde, dass es kein Zuschussgeschäft wurde. In Frankfurt etwa entstand ein Parkhaus mit einem Zentralen Omnibusbahnhof im Erdgeschoss und einem Hotel. Wir helfen da, wo wir können. Mit Personal, darunter Sicherheitsleute, einem Flixbus-Shop. Da nehmen wir durchaus Geld in die Hand.
In der Vergangenheit haben Sie sich bereits einmal ganz aus Köln zurückgezogen, diese Entscheidung dann aber wieder revidiert. Könnten Sie erneut erwägen, sich ganz aus Köln zu verabschieden?
Wir liegen heute immer noch deutlich unter dem ursprünglichen Angebot. Aber ganz auf Köln zu verzichten, hielte ich für falsch. Ich will auch nicht drohend durch die Gegend laufen. Wir sind auf Köln zugegangen. Wir sind bereit, Geld in die Hand zu nehmen, damit es kein Zuschussgeschäft wird. Wir sind bereit dafür zu sorgen, dass es mit der Verkehrslage funktioniert. Das bekommen wir in viel komplizierteren Lagen hin. Und wir hätten auch unseren E-Bus von Köln aus starten lassen können.
Ein E-Bus – schön und gut. Um ein gutes Angebot zu machen, müssten Sie trotzdem mit Verbrennern in die Stadt.
Sie müssen sich doch nur mal die Ausweichbewegungen anschauen. Statt der Busse halten am Breslauer Platz nun die Autos der Mitfahrzentrale. Das ist doch der Witz: Es ist kein Verkehr aus der Stadt verdrängt worden, sondern allenfalls der Individualverkehr erhöht worden – Wildparkerei inklusive. Das ursprüngliche Ziel der Politik ist massiv verfehlt worden.
Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit den E-Bussen gesammelt?
Wir betreiben derzeit zwei Linien: Frankfurt - Mannheim und Paris – Amiens. Bislang sind wir sehr zufrieden. Technologisch läuft es wie erhofft. Wir sind aber noch nicht so weit, dass wir das Programm deutschlandweit ausrollen.
Die Bahn kämpft mit dem Verspätungschaos – zuletzt wegen eines Warnstreiks der EVG. Wie groß ist Ihre Schadenfreude?
Wir sind nicht schadenfroh. Ich bin selbst Bahn-Kunde, weil ich mit der S-Bahn zur Arbeit fahre. Natürlich sehen wir, dass es bei Streiks Ausweichtendenzen gibt. Unsere Busse waren am Streiktag randvoll. Und wegen der kurzen Ankündigungsfrist haben wir es leider nicht geschafft, noch mehr Busse bereitzustellen.
Zur Person
André Schwämmlein, im Jahr 1981 geboren, wurde als Jugendlicher für die Grünen in den Kreistag gewählt und war jüngster Fraktionsvorsitzender in Bayern. Der Wirtschaftsingenieur gründete nach Stationen beim Sportwagenbauer Porsche und bei der Unternehmensberatung Boston Consulting vor sieben Jahren mit zwei Schulfreunden das Unternehmen Flixbus. (max)