Blumen aus fairem Handel waren im abgelaufenen Jahr nicht so gefragt. Insgesamt zeigte sich Claudia Brück, Vorständin von Fairtrade Deutschland aber zufrieden.
Fairtrade in KölnAbsatzplus für fair gehandelte Produkte
Der Umsatz mit Fairtrade-Produkten kletterte 2022 nominal um elf Prozent auf 2,36 Milliarden Euro. Ein Plus von gut fünf Prozent gab es aber auch unter Berücksichtigung der Teuerung. Die Erlöse kommen aus der Vergabe des Fairtrade-Siegels, wobei alle Akteure entlang der Lieferkette kontrolliert und zertifiziert werden.
Die Produzenten der Produkte erhalten Mindestpreise über dem Weltmarktniveau, die nachhaltiges Wirtschaften ermöglichen sowie Prämien, die die Produzenten für Fortbildungen, Investitionen ins Geschäft oder soziale Projekte nutzen können. Dabei war 2022 ein „turbulentes Jahr“, so Fairtrade-Vorständin Claudia Brück, mit einem „fantastischen Start“ bis dann die hohen Energiepreise und die Inflation für Kaufzurückhaltung auch bei fair gehandelten Produkten sorgten.
Deutscher Markt ist der größte für fair gehandelte Produkte
Das gilt vor allem für Blumen, deren Absatz um 23 Prozent auf 484 Millionen Stile zurückging. In den ersten Corona-Jahren waren Blumen allerdings auch außerordentlich gefragt gewesen. Die Bundesbürger, die übriges dafür sorgen, dass der Markt für faire Produkte der größte ist gefolgt von dem Vereinigten Königreich, der Schweiz und Frankreich, hätten in der Pandemie vor allem Haus oder Wohnung geschmückt, so Brück.
Ein Minus gab es auch beim Kaffee, dem wichtigsten fair gehandelten Produkt. Der Absatz sank um 1,5 Prozent auf 24 000 Tonnen. Wie bei anderen Produkten gab es ein Minus in den Supermärkten, das durch den wieder stark anziehenden Verkauf in Gaststätten oder Kantinen nicht kompensiert werden konnte. Der Kaffee-Anbau wie auch der Anbau von Kakao oder Bananen leiden unter der Klimakrise.
Höhere Preise für Kaffee-Anbauer
„Anpassungsmaßnahmen sind mit massiven Kosten verbunden“, sagte Matthias Lehnert, Aufsichtsratsvorsitzender von Fairtrade Deutschland. Damit dürften Kleinbäuerinnen und Kleinbauern nicht alleine gelassen werden. Den Mindestpreis für Kaffee erhöht Fairtrade ab August. Für Arabica-Kaffee steigt er um 29 Prozent auf 1,80 Dollar für das englische Pfund von gut 453 Gramm. Der Preis für Robusta-Bohnen klettert um 19 Prozent.Außerdem gibt es noch einen Aufschlag für Bio-Kaffee.
Die Anbauerinnen und Anbauer sollen so Investitions- und Planungssicherheit erhalten und sich besser gegen Krisen wappnen können, so Brück. Das sei auch ein Schritt hin zum existenzsichernden Einkommen für die insgesamt 900.000 Produzenten in 31 Ländern. „Die Anbaupraktiken müssen sich ändern“, so Juan Pablo Solis, Klimaexperte beim Dachverband Fairtrade International. Kaffee muss etwa verstärkt im Schatten angebaut werden. Dazu werden Bäume gepflanzt, deren Früchte die Kaffee-Produzenten auf dem lokalen Markt verkaufen können.
Faires Gold als Wachstumsmarkt
Zulegen konnte der Absatz von Bananen um acht Prozent auf 117 000 Tonnen und der von Kakao um vier Prozent auf 81 000 Tonnen. Und besonders stark wuchs der Absatz von Gold, einem recht neuen Angebot des fairen Handels. Der legte um 43 Prozent zu auf noch eher bescheidene 16 Kilogramm. „Wir wollen eine bessere Alternative zu Gold aus oft unbekannter Herkunft mit belastenden Fördermethoden für die Schürfer und die Umwelt“, so Brück.
Bei Absatz gebe es aber noch viel Luft nach oben. Auch der Absatz der anderen fairen Produkte könnte zulegen, so Brück. Beim Kaffee setzen die Anbauer etwa 30 Prozent der Ernte fair ab, den Rest zu niedrigeren Preisen. Kunden wollten weiter nachhaltig einkaufen.