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VerkehrsverbündeVRS und AVV bereiten einheitlichen Tarif fürs Rheinland vor

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Straßenbahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) stehen im Betriebshof in der Hauptverwaltung. Reisen im Nahverkehr hier und in Aachen einfacher werden.

Die Stempelkästen in Bahnen und Bussen im Rheinland sollen verschwinden. Im Zuge einer Tarifreform Anfang 2026 werden Tickets abgeschafft, darunter die 4er-Karte, die entwertet werden muss.

Bahnfahren im Rheinland soll einfacher werden. Dazu arbeiten der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und der Aachener Verkehrsverbund (AVV) an einer umfassenden Tarifreform. Der Rheinlandtarif soll kundenfreundlicher, einfacher und auch für die Verkehrsunternehmen günstiger umsetzbar sein, so VRS-Geschäftsführer Michael Vogel. Statt heute sieben Tarifzonen zwischen Köln und Aachen sollen es künftig nur noch drei sein.

Einzelheiten des Tarifs müssen noch festgezurrt werden. Abstimmungen dazu sind nicht nur mit den Verkehrsunternehmen in AVV und VRS zu treffen, sondern auch mit der Politik und den jeweiligen regional zuständigen Gremien. Und letztlich muss die Bezirksregierung, grünes Licht geben. Angestrebt ist ein Start des neuen Tarifs am 1. Januar 2026. Und gelten soll er zwischen Monheim und Bad Honnef sowie zwischen Aachen und Gummersbach.

Großteil der Kunden nutzt das Deutschlandticket

Hintergrund der Reform ist zum einen das Deutschlandticket. Über 700.000 Fahrgäste waren im Juni im VRS mit im Verbund gekauften D-Tickets unterwegs, beim AVV waren es 150.000. Dazu kommen dann noch Deutschlandtickets, die Nutzer in den beiden Verkehrsverbünden bei anderen Anbietern wie der Deutschen Bahn erworben haben. AVV und VRS gehen jedenfalls von einem Marktanteil von etwa drei Vierteln für das Deutschlandticket aus.

Damit werden aber voraussichtlich immer noch 150 Millionen Euro im laufenden Jahr im VRS mit anderen Tickets eingenommen und 30 Millionen im AVV. Tendenz: sinkend. Andererseits werde der Smartphone-Tarif eezy.nrw, bei dem die Entfernung auf der Luftlinie für den Fahrpreis entscheidend ist, beliebter, auch wenn die Relevanz noch niedrig sei, so Vogel. Eezy als einfacher Digitaltarif soll gestärkt werden.

Streifenkarte im VRS entfällt

In den sogenannten Bartarifen soll es dann für Erwachsene noch Einzelfahrscheine, 24-Stunden-Tickets und Monatskarten geben. Die 4er-Streifenkarte im VRS entfällt also. Einen Preisvorteil bieten die Tickets ohnehin nicht mehr. „Die Stempelkästen in Bussen und Bahnen können damit Anfang 2026 abgehängt werden“, sagte VRS-Geschäftsführer Vogel. In Aachen gebe es diese Tickets schon nicht mehr, sagte AVV-Geschäftsführer Hans-Peter Geulen. Und damit auch keine Stempelkästen.

Vogel und Geulen setzen darauf, dass es das Deutschlandticket weiter gibt. Sie sehen zwar noch Klärungsbedarf etwa bei der nachhaltigen Finanzierung und wünschen sich, dass es auch für Landesbeamte wie Polizistinnen und Polizisten sowie Lehrende geöffnet wird. Am Zug, wenn es um den Fortbestand geht, sieht Vogel aber die, die sich für das Ticket exponiert haben. Und wenn es doch in Zukunft nicht mehr angeboten werden sollte, werde es ein Ersatzprodukt für die Region geben, so Vogel.

eezy.nrw soll gestärkt werden

Einfluss auf die Tarife hat jedenfalls die Preiserhöhung des Deutschlandtickets auf 58 Euro im kommenden Jahr. Aktuell gilt nämlich ein Preisdeckel von 49 Euro im Monat — der derzeitige Preis für das Deutschlandticket — für den eezy-Tarif. Wird der Betrag erreicht, sind die weiteren Fahrten, die in dieser App gebucht werden, umsonst. Dieser Preisdeckel könnte steigen, auch wenn Vogel sagt, dass das Ticket attraktiv gemacht werden soll. Ziel ist ja, das Ticket zum Standard für Gelegenheitsnutzer von Bus und Bahn zu machen.

Offen ist auch, welche Preise für die Fahrten genau verlangt werden. Klar ist, dass die Zuordnungseinheit die Stadt bleibe, so Vogel. Derzeit ist aber die Stadtfahrt in Aachen etwas billiger als in Köln oder Bonn. Dabei ist Köln deutlich größer und die Entfernungen, die mit dem Ticket für die Stadtfahrt zurückgelegt werden können, sind länger. Für Bonn gilt das im Vergleich mit Aachen aber nicht. Möglicherweise gibt es dann auch für Köln und Bonn unterschiedliche Preise. Jedenfalls werde die Fahrt in deutlich kleineren Städten wie etwa Much nicht so teuer sein wie in Bonn, betonte Vogel.


VRS erhöht die Preise

Die Verbandsversammlung des VRS hat zugestimmt, dass die Tarife im VRS-Verbundgebiet zum 1. Januar 2025 um durchschnittlich 5,9 Prozent erhöht werden. Da der Großteil der Zeitkarten auf das Deutschlandticket umgestellt wurde, betreffe die Maßnahme faktisch nur einen geringen Anteil der Fahrgäste, so der VRS.