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Digital X-Kongress in KölnTelekom-Chef Höttges will „Made in Germany“-Siegel stärken

Lesezeit 4 Minuten
Höttges dpa

Timotheus Höttges will die Marke „Made in Germany“ wieder aufleben lassen.  

Köln – „Wir werden die Lebensadern der Digitalisierung in Deutschland bauen“, sagt Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Telekom, und erntet donnernden Applaus. Mitten im Mediapark in Köln ist die „Inspiration Stage“ auf der Digital X, einer von der Telekom ins Leben gerufenen Ausstellung der Digitalisierung, aufgebaut. Vor der Bühne ist kein Platz mehr frei, 2500 Gäste wollen hören, was Höttges zu sagen hat, über die Zukunft, die Digitalisierung und Deutschlands Rolle darin.

Globalisierungswelle brachte Siegel in Gefahr

„Made in Germany war mal ein hervorragendes Qualitätssiegel“, beginnt Höttges seine Rede zur Eröffnung der Digital X. „Ich bin in Solingen aufgewachsen, da waren die Schneidwaren früher ein Riesending. Das war eine Qualitätsgarantie. Doch das wurde von der ersten Globalisierungswelle einfach hinweggefegt.“ Höttges zeichnet ein durchaus düsteres Bild Deutschlands als Unternehmerland. Er werde im Ausland von vielen Menschen immer wieder gefragt, „Was ist eigentlich in Deutschland los?“

Höttges Digital X

Timotheus Höttges in Köln 

Das Land sei einmal in vielen Industriebereichen führend gewesen, nun hinke man hinterher Deutschland habe viel erreicht, betont der Telekom-Vorsitzende. „Doch wie kann es sein, dass wir uns auf unserem hart erarbeiteten Wohlstand ausgeruht haben und jetzt nicht mehr führend sein wollen?“ Genau dieser Anspruch solle in Deutschland wiedererweckt werden. „Und genau deswegen machen wir die Digital X, denn ich will Ihnen hier anhand der Digitalisierung zeigen, dass wir diesen Anspruch haben, führend zu sein und dass das auch geht.“

Digital X 2022 in Köln: „Gemeinsam das Morgen gestalten“

Höttges’ Fokus liegt auf Investition in Innovation, denn nur dadurch könne eine Souveränität erreicht werden. Die Telekom entwickele sich zum größten Telekommunikationsanbieter der Welt. „ Unsere Infrastruktur hat eine gute Basis für die Zukunft. Wir wollen alles tun, um unsere Gesellschaft digital zu unterstützen.“

Zeitenwende

Um Zeitenwende und veränderte Risiken geht es im Gespräch von Oliver Bäte, CEO der Allianz SE, mit Telekom-Geschäftsführer Hagen Rickmann auf der Inspiration Bühne im Mediapark.

Versorgung und Energie seien zu Recht die großen Themen, sagt Bäte, und findet deutliche Worte für die aktuelle Situation. „Wir haben jetzt rund 20 Jahre lang in einem Schlaraffenland gelebt, haben uns immer auf das vergleichsweise günstige Gas aus Russland verlassen – mit blindem Vertrauen in die Marktwirtschaft. Das ist jetzt vorbei. Wir sind in einem Wirtschaftskrieg.“ (at)

Unter dem Motto „Gemeinsam das Morgen gestalten“ findet die Digital X 2022 in Köln am Dienstag und Mittwoch statt. In Zusammenarbeit mit mehr als 300 Partnern geht es um alles in puncto Digitales: Es gibt Vorträge zu Top-Themen wie Bildung und Gesundheit, Urbanisierung, Sicherheit und Nachhaltigkeit sowie Workshops, Präsentationen der neuesten Technik-Trends, Start-ups und Innovation. Zu den bekanntesten Vortragenden gehören neben Timotheus Höttges und Hagen Rickmann von der Telekom Steve Wozniak, Mitbegründer von Apple, Journalist Claus Kleber, Andrea Nahles als Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, der Kölner Autor Frank Schätzing und die US-Schauspielerin Jessica Alba als Gründerin des Unternehmens „Honest Company“, das verspricht, mit Kosmetik oder Babyartikeln Menschen zu einem gesunden und glücklichen Leben zu verhelfen.

An vier Orten, dem „Future Quartier“ im Stadtgarten, dem „Interactive Quartier“ im Friesenviertel, dem „Inspiration Quartier“ im Mediapark und dem „Disruption Quartier“ im Belgischen Viertel, gibt es ein umfangreiches Programm – und die Vielfalt kommt gut an bei den Besuchern. Im Samsung Brandhouse im Mediapark tummeln sich die Besucher um die neuesten Smartphones des Herstellers. Vielen hat es vor allem das zusammenklappbare Galaxy Z Flip 4 angetan, zwei junge Männer, die privat hierhergekommen sind, begutachten das Gerät von allen Seiten. Vor dem Gebäude wartet zudem ein „Express Repair Bus“, in dem sich schnelle Reparaturen an den Geräten erledigen lassen.

Das Friesenviertel verwandelt sich in eine Welt des „Gaming“, dort wird das Finale des „Magenta eTrophy“-Computerspielwettkampfs ausgetragen. Im Future Quartier im Stadtgarten präsentieren verschiedene Start-ups auf der Bühne ihre Ansätze für Nachhaltigkeit, wie beispielsweise das Unternehmen „Awatree“, das ein Smart City System zur Rettung von Stadtbäumen entwickelt hat.