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Bei schwierigen RahmenbedingungenKölner Versicherer Gothaer steigert den Überschuss

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Gothaer-Chef Oliver Schoeller im Treppenhaus der Konzernzentrale

Gothaer-Chef Oliver Schoeller im Treppenhaus der Konzernzentrale in Köln

Die Gothaer-Gruppe steigert im laufenden Jahr nach vorläufigen Zahlen den Gewinn um 1,1 Prozent. Angesichts schwieriger Rahmenbedingungen zeigte sich Konzern-Chef Oliver Schoeller damit sehr zufrieden. Der Versicherer legte im Geschäft mit Unternehmenskunden zu.

Im kommenden Jahr will die Gothaer deutlich wachsen. Das kündigte Vorstandschef Oliver Schoeller bei der Präsentation des vorläufigen Zahlenwerks für 2022 am Dienstag an. „Unser Kompositversicherer – die Gothaer Allgemeine – und die Gothaer Krankenversicherung trotzen den schwierigen Marktbedingungen und wachsen im Vergleich zum Vorjahr“, so Konzernchef Oliver Schoeller. Der Überschuss steigt voraussichtlich um 1,1 Prozent auf 83 Millionen Euro.

Sachversicherung wächst um 5,5 Prozent

Die gebuchten Bruttobeiträge des Sachversicherers Gothaer Allgemeine klettern getrieben durch das Firmenkundengeschäft wohl um 5,5 Prozent auf 2,13 Milliarden. Dabei ist das Begleichen von Schäden in der Sparte deutlich teurer geworden, weil Baustoffe und Bauleistungen oder Reparaturkosten für Autos im Preis deutlich angezogen haben. Die Schaden-Kosten-Quote sank auf 97,8 (121,1) Prozent. Insbesondere der Aufwand für Naturschäden sei nach dem Rekordjahr 2021 mit den Flutkatastrophen wieder auf normalem Niveau. Dabei gab es auch im Februar dieses Jahres teure Sturmschäden.

Kaufzurückhaltung bei der Lebensversicherung

In der Lebensversicherung sinken die Beiträge voraussichtlich um 18 Prozent auf 1,08 Milliarden. Vor allem das Geschäft gegen Einmalbeitrag ging zurück. Es gebe eine inflationsbedingte Kaufzurückhaltung und wieder mehr Alternativen bei den Anlagen nach der Zinswende. Kurzfristig drückt die den Wert der Anleihen unter den Kapitalanlagen des Versicherers. Bei Neuanlagen erhält der Versicherer dagegen höhere Zinsen. Die Zinszusatzreserve, die gebildet werden musste, weil alte Lebensversicherungsverträge eine Verzinsung bis zu vier Prozent garantierten, sei ausfinanziert. Die Gothaer könne sie sogar zum Teil auflösen. Das wirkt sich mit einer Zeitverzögerung auf die Überschussbeteiligungen für die Versicherten aus, die auf den Sparanteil der Verträge bezogen sind.

Krankenversicherung gewinnt Kunden

Die gebuchten Bruttobeiträge der Krankenversicherung steigen voraussichtlich um ein Prozent auf 918 Millionen. Erstmals versichert das Unternehmen mehr als 700 000 Menschen, darunter 125 000 Vollversicherte. Besonders deutlich legt die betriebliche Krankenversicherung (bKV) zu. „Diese Entwicklung bestätigt nicht nur unsere herausragende Positionierung im Unternehmerkundengeschäft, sondern auch, dass immer mehr Unternehmen die bKV als überzeugendes Instrument im Kampf um Talente für sich entdecken“, so Sylvia Eichelberg, Vorstandsvorsitzende der Gothaer Krankenversicherung.

100 Millionen-Invest in Naturkapital

Die Gothaer erweitert ihre Anlagen um Investments in Naturkapital. Das erste Investment ist mit 100 Millionen Dollar der Natural Capital Fund. Der hat ein Zielvolumen von einer Milliarde und plant Anlagen in nachhaltige Land- und Forstwirtschaft in Europa, Nordamerika, Australien und Neuseeland. Aus der kohlebasierten Energiewirtschaft will die Gothaer in OECD-Staaten bis 2030 aussteigen, in den anderen Staaten bis 2040. Auch läuft ein Programm, bei dem die Gothaer bis zu 500 mittelständischen Kunden hilft, den CO2-Ausstoß in den nächsten fünf Jahren um 50 Prozent zu reduzieren.

Zahl der Mitarbeitenden legt zu

Die Zahl der Mitarbeitenden steigt voraussichtlich auf 5005 (2021: 4985), 3434 (3279) arbeiten in Köln.