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Kölner MotorenbauerBei der Deutz AG droht Kurzarbeit und Stellenabbau

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Die Produktionshallen der Deutz AG Köln

Die Produktionshallen der Deutz AG Köln

Weil die Konjunktur und die Nachfrage schwächeln muss der Kölner Motorenbauer seine Prognose für 2024 nach unten korrigieren. Kosten müssen gesenkt werden, Kurzarbeit und auch Stellenabbau drohen.

Überraschende Gewinnwarnung bei der Kölner Deutz AG: Der Motorenbauer hat am Donnerstag seine Prognose für 2024 nach unten korrigiert. Gründe dafür sind schleppender Absatz und rückläufiger Auftragseingang im dritten Quartal. Verbunden ist der Ausblick mit dem Hinweis, Deutz habe „auf die Marktsituation reagiert und verschärft die bereits eingeleiteten Kostenmaßnahmen wie Kurzarbeit.“

Nur noch 150 000 Motoren

Auch das vierte Quartal wird demnach keine Wende bringen in einem von Beginn an schwierigen Jahr 2024. Das Management geht, so heißt es weiter, „aktuell nicht von einer kompensierenden Erholung der Kundennachfrage im Motorengeschäft aus“. Der Absatz werde in 2024 voraussichtlich auf weniger als 150 000 Motoren hinauslaufen. Im August war noch von 160 000 Motoren die Rede.

Für den Umsatz bedeutet das im laufenden Geschäftsjahr eine Korrektur von etwa 100 bis 300 Millionen Euro auf 1,8 Milliarden Euro – ausgegangen war man ursprünglich von 1,9 bis 2,1 Milliarden Euro Umsatz.

Im ersten Halbjahr 2024 hatte die Deutz AG 875 Millionen Euro an Umsatz erwirtschaftet, was ein Minus von 12,6 Prozent bedeutete (die Rundschau berichtete). Aufs Gesamtjahr übertragen wird sich dieses Minus demnach bestätigen. Auch das betriebswirtschaftliche Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) wird in der Prognose-Mitteilung nach unten korrigiert. Der Vorstand erwartet eine EBIT-Rendite vor Sondereffekten von 4,0 bis 5,0 Prozent (zuvor: 5,0 bis 6,5 Prozent).

In einer Bekanntmachung an die Mitarbeitenden, die der Rundschau vorliegt, erklärte der Deutz-CEO Sebastian Schulte: „Auch wir können uns dem aktuell sehr schwierigen Umfeld nicht entziehen und spüren sehr deutlich, dass unsere Kunden weniger Motoren und Dienstleistungen nachfragen.“ Die aktuelle Situation zeige, dass es zusätzlicher Maßnahmen bedürfe, um weiter Kosten zu reduzieren. „Hier sind wir alle gefordert.“

Klare Einsparziele und Jobabbau

Der zum 1. Oktober neu berufene Finanzvorstand und Arbeitsdirektor Oliver Neu wird in der internen Mitteilung noch deutlicher: „Um die Effizienz von Deutz langfristig zu erhöhen und unsere Kosten nachhaltig zu senken, werden wir unsere Sparmaßnahmen in einem ganzheitlichen Kostenprogramm bündeln. Mit klaren Einsparzielen, zu denen wir alle beitragen, um uns für die Zukunft erfolgreich aufzustellen. Dabei wird es auch um strukturelle Veränderungen und somit um den Abbau von Stellen gehen. All das machen wir im engen Austausch mit der Mitbestimmung.“

In der Mitteilung wird dazu auch Petra Mayer, Chief Operating Officer, zitiert: „Eine erste Entscheidung ist die Aufgabe der Fertigung von Kurbelgehäusen am Standort Köln-Kalk bis voraussichtlich Ende 2026, die dem Nachfragerückgang bei den dort gefertigten Komponenten geschuldet ist. Dazu führen wir als Vorstand Gespräche mit dem Betriebsrat.“ Deutz werde allen knapp einhundert betroffenen Mitarbeitern eine Übernahme an andere Kölner Standorte anbieten.

Aber: Der Standort Köln stehe grundsätzlich nicht in Frage, so Unternehmenssprecher Mark C. Schneider auf Rundschau-Anfrage.

Um gegen Marktschwankungen gewappnet zu sein, will sich die Deutz AG weiterhin breit aufstellen. Das klassische Geschäft mit Verbrennermotoren bei Bau- und Landmaschinen bleibe, so Schneider weiter, ebenso wichtig wie die alternativen Antriebe und das Servicegeschäft. Gerade Letzteres sei mit einem Viertel des Umsatzes ein einträgliches Geschäft und mache außerdem resilient gegen konjunkturelle Schwankungen.

Am Dienstag steht der Kapitalmarkt-Tag für Analysten und Investoren an. Dort wird es auch um die strategische Ausrichtung des Unternehmens gehen, um die Sparte dezentrale Energieversorgung (wie die mobilen Stromerzeugungsanlagen Gensets) sowie um geplante Kooperationen und Übernahmen (ab 2027 mit indischem Landmaschinen-Hersteller Tafe und 2028 mit Daimler Trucks).

Börse reagiert: Aktie geht nach unten

Die Gewinnwarnung führte an der Börse zu einer deutlichen Talfahrt der Aktie. Sie verlor knapp zehn Prozent und lag zum Handelsschluss am Freitag bei 4,02 Euro – dem schwächsten Wert seit Jahresbeginn (Jahreshöchstwert: 6,35 Euro am 1. Juli)