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Corona in der RegionDas sind die Ergebnisse der großen Online-Umfrage

Lesezeit 6 Minuten
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Die Befragung lief auf den Online-Seiten vom 4. bis 31. Januar.

  1. Als Onlinebefragung wurde die Studie vom 3. Januar bis zum 2. Februar im Auftrag von Kölnischer Rundschau und Kölner Stadt-Anzeiger mit Unterstützung der Sparkasse Köln Bonn und der Kreissparkasse Köln durchgeführt.
  2. Die Ergebnisse spiegeln laut der beauftragten delta Marktforschung die Sicht der „Onlinebevölkerung“ im Verbreitungsgebiet der beiden Zeitungen wider.
  3. Teilgenommen haben insgesamt 13.706 Personen. Die meisten kamen mit 5907 aus Köln.

Kräftig hat die Corona-Pandemie die Arbeitswelt durcheinandergewirbelt. Schon beim ersten Lockdown im Frühjahr haben fast alle Mitarbeitende des Versicherers Zurich, der sei Deutschlandgeschäft von Köln aus steuert, von zu Hause aus gearbeitet. So oder so ähnlich sah es auch bei den ebenfalls in Köln angesidelten Versichererungsunternehmen Gothaer oder Axa aus oder anderen Unternehmen mit vielen Büroarbeitsplätzen.

Glück hatte, wer mobiles Arbeiten schon eingeführt oder sich zumindest herangetastet und für eine dafür geeignete Ausstattung der Mitarbeitenden mit mobilenen Endgeräten gesorgt hatte. Alle anderen mussten lernen, und sie lernten schnell. 

53 Prozent der Beschäftigten waren im Januar im Homeoffice

Im Januar waren laut der Umfrage zu  Leben und Arbeiten im Rheinland 53 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice. Davon wiederum hatten 53 Prozent zuvor so gut wie gar keine Erfahrung mit dem Homeoffice sammeln können. 37 Prozent hatten Homeoffice bereits genutzt, aber deutlich weniger als in Corona-Zeiten. Und zehn Prozent sind Homeoffice-Profis, für die sich nichts geändert hat. Sie haben im Januar dieses Jahres genauso viel von Zuhause gearbeitet wie vor der Pandemie.  

Für sie wird sich auch in Zukunft nichts ändern, für sehr viele andere schon. Das Homeoffice wird wohl bleiben. Insgesamt 33 Prozent aller Beschäftigten im Rheinland erwarten, dass sie in Zukunft voraussichtlich mehr im Homeoffice arbeiten als vor der Krise. Unter denen, die im Januar einen heimischen Schreibtisch oder auch den Küchentisch genutzt haben, sind es 62 Prozent. 

Freilich sind nicht alle Berufe durch die Digitalisierung, die ja bereits Jahre vor der Pandemie eingesetzt hatte, gleichermaßen betroffen. Dennoch gaben insgesamt 56 Prozent der befragten Berufstätigen an, diese neue Technik habe den Arbeitsalltag sehr stark oder stark verändert.

Bei Angestellten in der freien Wirtschaft oder Beamten sowie Angestellten im öffentlichen Dienst sind das 61 beziehungsweise 59 Prozent. Bei Arbeitern und Facharbeitern ist der Arbeitsalltag von 34 Prozent verändert. Digitalisierung betrifft also beileibe nicht nur die Büros.

Mehrheit sieht Bedarf an Weiterbildung wegen Digitalisierung

Das hat Folgen, auch für die Gesundheit. Von denen, deren Arbeitsalltag stark oder sehr stark verändert wurde, gaben 43 Prozent an, dass die psychischen Arbeitsbelastungen zunehmen. Eine Mehrheit, die Weiterbildungsbedarf sieht, kann auch als Zeichen von Unsicherheit im Umgang mit der neuen Technik interpretiert werden.

Unklar ist, wie die Mehrheit, die mehr Flexibilität und Freiräume in der Arbeitszeitgestaltung als Auswirkung der Digitalisierung wahrnimmt, dies bewertet. „Das kann, muss aber nicht immer positive Auswirkungen haben“, heißt es in der Studie. Klar negativ wird wohl freilich die Abnahme des zwischenmenschlichen Austauschs empfunden. Den beklagen immerhin 61 Prozent. Unter dem Strich wird die Digitalisierung von den stark betroffenen Berufstätigen zwiespältig oder positiv gesehen. Lediglich sieben Prozent gaben an, dass für sie persönlich die Nachteile der Digitalisierung im Berufsfalltag überwiegen.

So leiden die Selbstständigen

„Die Situation ist erbärmlich!“ So schilderte eine Friseurmeisterin aus Köln Ende Januar dieser Zeitung ihre Lage.  Lockdown im Frühjahr, im Sommer Öffnung mit weniger Kunde, weil die Abstand halten mussten, und Kosten für Desinfektionsmittel oder Plexiglasscheiben, erneuter Lockdown  Mitte Dezember.

Nicht nur diese Friseurmeisterin sah ihre Existenz bedroht und auch die ihrer Angestellten, die unter erheblichen Entgelteinbußen in Kurzarbeit sind. Kurzarbeit trifft viele derzeit, Aushilfen, die etwa durch Jobs in der jetzt geschlossenen Gastronomie ihr Studium finanzieren, haben gar kein Einkommen. Insgesamt sehen sich 22 Prozent der Bevölkerung wirtschaftlich negativ von der Corona-Krise betroffen, wie sie in der Onlinebefragung „Wir im Rheinland – die große Wirtschafts- und Verbraucherstudie“ von Kölnischer Rundschau und Kölner Stadt-Anzeiger unterstützt von der Sparkasse Köln Bonn und der Kreissparkasse Köln angaben.

Unter den Berufstätigen sind es 24 Prozent: Zehn Prozent stimmen der Aussagen, dass sie „wirtschaftlich negativ betroffen sind“ voll und ganz zu, 14 Prozent stimmen eher zu. Die Belastungen sind dabei sehr unterschiedlich verteilt.

Am härtesten trifft es die Selbstständigen. Und auch hier lohnt noch ein genauerer Blick. Hart trifft es die Freiberufler und Soloselbstständigen. Unter ihnen beklagen 59 Prozent negative wirtschaftliche Folgen. Kaum besser geht es der Gruppe der Selbstständigen mit bis zu fünf Angestellten, zu der etwa die oben zitierte Friseurmeisterin gehört. Hier erleiden 53 Prozent negative Folgen. Bei den Selbstständigen mit mehr Angestellten sind es noch 41 Prozent.

Am größten ist die Not allerdings bei Arbeitssuchenden (59 Prozent). Sie haben möglicherweise durch Corona ihre Arbeitsstelle verloren oder befürchten in der Pandemie keine neue Stelle zu finden. Facharbeiter sehen sich stärker betroffen als einfache Arbeiter. Und so gut wie ganz unbeschadet kommen erwartungsgemäß Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst durch die Krise.

Das gilt auch für Rentnerinnen und Rentner. Entsprechend ist die Betroffenheit in der Altersgruppe  60 + mit 11 Prozent vergleichsweise gering.  In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen stimmen dagegen 26 Prozent der Aussagen zu, von der Corona-Pandemie wirtschaftlich oder finanzielle negativ betroffen zu sein, und zwar rund zehn Prozent „voll und ganz“, sowie rund 15 Prozent „eher“.

Rheinländer sind überraschend optimistisch

Der Rheinländer bewahrt aber offenbar das sonnige Gemüt, das ihm oft nachgesagt wird. Zumindest bleibt er optimistisch. 57 Prozent blicken positiv ins laufende Jahr. Sie geben ihrer erwarteten persönlichen Lage die Schulnote 1 oder 2, bei 39 Prozent sind es die Noten 3 und 4, und mit 5 oder 6 bewerten vier Prozent die Perspektiven.

Im Durchschnitt ist das die Note 2,5. „Angesichts der Krise, die uns noch lange im Jahr begleiten wird, ein erstaunlich positiver Wert“, so Johanna Hettler, Geschäftsführerin von delta Marktforschung.

Um die Stimmung in der Region abzubilden, wurden in der Studie verschiedene Aspekte des Lebens abgefragt, die den Menschen Sicherheit vermitteln: Sicherheit des Arbeitsplatzes, Einschätzung der eigenen finanziellen Lage, Stabilität des sozialen Umfelds oder gesundheitliche Sicherheit. „Darüber hinaus haben wir gefragt, wie die persönliche Lage im Jahr 2021 insgesamt eingeschätzt wird. Hier schwingen andere Themen mit – unter anderem Frust über den Lockdown und die Einschränkungen, die damit in allen Lebensbereichen gegeben sind“, so Hettler.

Die Noten für die Teilbereiche lagen zwischen 2,0 und 2,4. Finanzielle Sicherheit und stabiles soziales Umfeld haben laut der Studie statistisch den größten Einfluss auf die Gesamtsicht der persönlichen Lage. Das erwarten vergleichsweise oft Ältere. Die eigene gesundheitliche Situation und die Sicherheit vor Verbrechen werden dagegen von ihnen weniger positiv gesehen.  Unterschiede in der Einschätzung zwischen Frauen und Männern sind gering.

Besonders optimistisch sind die Berufstätigen hinsichtlich der Sicherheit ihres Arbeitsplatzes – freilich mit großen Unterschieden zwischen den Berufsgruppen. Geprägt ist der positive Wert von Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst, am pessimistischen sind die Selbstständigen,  die aber immer noch die Note 2,7 vergeben. Und Junge halten ihren Arbeitsplatz für sicherer als die zwischen 30 und 59, sehen ihren Arbeitsplatz

Aber auch die Friseurmeisterin kann jetzt vielleicht ein wenig zuversichtlicher in die Zukunft schauen. Vier Wochen halte sie den Lockdown finanziell noch aus, sagte sie Ende Januar. Die Erlaubnis zur Öffnung zum 1. März könnte also gerade noch rechtzeitig für sie kommen.