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Schwächelnde WirtschaftChinas Zentralbank senkt wichtige Leitzinssätze auf historisches Tief

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Eine Frau fährt an einem im Bau befindlichen Wohnprojekt am Stadtrand von Peking vorbei.

Die chinesische Wirtschaft leidet unter einer beispiellosen Krise des Immobiliensektors.

Die chinesische Baubranche galt lange als wichtiger Wachstumsmotor. Heute stehen viele Immobilienkonzerne vor der Zahlungsunfähigkeit.

Die chinesische Zentralbank hat zwei wichtige Leitzinsen gesenkt, um die schwächelnde Wirtschaft im Land anzukurbeln. Wie die Notenbank am Montag mitteilte, sinkt der Leitzins für die günstigsten Sätze, die Banken Unternehmen und Haushalten anbieten können, von 3,45 auf 3,35 Prozent; der Leitzinssatz für Immobilienkredite verringert sich von 3,95 auf 3,85 Prozent. In beiden Fällen handelt es sich das niedrigste Zinsniveau jemals.

China: Wirtschaft leidet unter Immobilien-Krise

Die chinesische Wirtschaft leidet unter einer beispiellosen Krise des Immobiliensektors. Zugleich hat sich der inländische Konsum seit der Corona-Pandemie nicht nachhaltig erholt und die Jugendarbeitslosigkeit ist hoch. Geopolitische Spannungen insbesondere mit den USA und zunehmend auch mit der Europäischen Union belasten den Außenhandel.

Die Leitzinssenkung war erwartet worden, nachdem das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal mit 4,7 Prozent enttäuschend ausgefallen war. Im ersten Quartal waren es noch 5,3 Prozent. Neue Zahlen zum Absatz im Einzelhandel im Juni bestätigten die schlechte Konsumstimmung.

Vergangene Woche hatte die chinesische Staatsführung bei einer Konferenz der Kommunistischen Partei Lösungen für zentrale wirtschaftliche Probleme wie den Immobilienbereich in Aussicht gestellt, ohne dabei konkret zu werden. Die chinesische Baubranche galt lange als wichtiger Wachstumsmotor. Der Bauboom der vergangenen Jahrzehnte geschah jedoch hauptsächlich auf Pump. Eine Reihe riesiger Immobilienkonzerne steht heute vor der Zahlungsunfähigkeit, Projekte werden nicht fertiggestellt und die Preise sind im Keller.

Schuldenberg von 5,6 Billionen Dollar

Die Baukrise wirkt sich mittlerweile auch stark auf die Haushaltslage der Kommunen aus. Nach offiziellen Angaben sitzen sie auf einem gigantischen Schuldenberg von umgerechnet 5,6 Billionen Dollar, was Anlass zur Sorge um die allgemeine finanzielle Stabilität des Landes gibt. Die Parteikonferenz vergangene Woche vereinbarte auch hier, gezielt tätig zu werden, ohne dies näher auszuführen.

Die Entscheidung, die Leitzinsen zu senken, sei ein „Schritt in die richtige Richtung“, erklärte Zhang Zhiwei, Chefökonom von Pinpoint Asset Management, am Montag. „Aber die Geldpolitik ist nicht das wichtigste politische Instrument.“ Im weiteren Verlauf des Jahres komme es vor allem auf staatliche Unterstützungsmaßnahmen an. (afp)