Billig wie noch nieFür wen lohnt sich das 9-Euro-Ticket?
Berlin – Für nur 9 Euro im Monat bundesweit Bus und Bahn fahren im Nahverkehr – das ist von Juni an für drei Monate möglich. Es ist ein beispielloser Versuch der Politik, Pendler zu entlasten und von einem Umstieg auf die Bahn zu überzeugen. Befürworter sehen eine große Chance für mehr klimafreundlichen Verkehr. Kritiker fürchten ein Strohfeuer und warnen, dass übervolle Busse und Bahnen mögliche neue Nutzer eher abschrecken. Doch welche Kunden haben überhaupt etwas vom 9-Euro-Ticket?
ÖPNV-Stammkunden
Für Pendler mit Abo für den Nahverkehr, mit Monats- oder Jahreskarte lohnt es sich in jedem Fall. Ihnen werden für Juni, Juli und August nur jeweils 9 Euro abgebucht bzw. sie erhalten eine Erstattung. Viele Verkehrsverbünde hoffen, mit den drei günstigen Start-Monaten dauerhafte Abo-Kunden zu gewinnen.
Auto-Pendler
Drei Viertel der Haushalte, die regelmäßig ein Auto nutzen, hielten in einer Umfrage der Förderbank KfW im Winter einen häufigeren Wechsel auf Busse und Bahnen für vorstellbar. Gut bedient mit einem Umstieg sind diejenigen von ihnen, die passende Bus- und Bahn-Verbindungen zur Arbeit haben, etwa in Ballungsräumen, Großstädten und vielen Mittelstädten. Sie sparen bares Geld, wenn sie ihren Wagen stehen lassen und öffentlich fahren. Denn das 9-Euro-Ticket kostet je Werktag weniger als 50 Cent. So günstig kommt man mit dem Auto kaum hin und her – selbst angesichts des ebenfalls beschlossenen Spritbonus: Drei Monate lang werden die Energiesteuern auf Kraftstoffe gesenkt.
Ausflügler
Für viele Tages- und Wochenendausflüge, selbst für manche Urlaubsreise in Deutschland kann sich der Kauf lohnen. Zeitungen und Medien-Websites sind längst voll mit 9-Euro-Ticket-tauglichen Ausflugstipps, Touristiker rechnen mit großem Andrang. Zum Start und Abschluss langer Wochenenden wie zu Pfingsten (5./6. Juni) und Fronleichnam (16. Juni) rechnet der Fahrgastverband Pro Bahn jedoch mit Chaos in den Zügen Richtung Küste und Berge.
Dorfbewohner
Nicht so viel bringt das Aktionsticket für Bus und Bahn, wenn am Wohnort nur selten Busse oder gar Züge halten. Das ist in vielen Dörfern der Fall. An mehr als jeder dritten deutschen Haltestelle kann man nach Berechnungen der Bahn-Tochter Ioki nicht mal einmal pro Stunde in die eine oder andere Richtung fahren. Man kann auch auf dem Land Sprit und Parkgebühren mit dem 9-Euro-Ticket sparen, muss zeitlich aber sehr flexibel sein.
Radfahrer
Der Nutzen für Radler hängt stark von Reisetag und -uhrzeit ab. Es könnte für Fahrgäste mit Rad mitunter eng werden in den Zügen. Denn die Zahl der Stellplätze ist begrenzt. Wenn es zu voll wird, kann das Zugpersonal entscheiden, keine weiteren Fahrräder einzulassen – auch wenn die Besitzer schon ein Extra-Ticket fürs Rad gekauft haben. Das brauchen sie in den meisten Verkehrsverbünden ohnehin, denn im 9-Euro-Ticket ist die Mitnahme nicht enthalten.
Familien
Laut Deutscher Bahn brauchen Sechs- bis 14-Jährige ein eigenes 9-Euro-Ticket oder einen anderen Fahrschein: Die kostenfreie Mitnahme ist beim 9-Euro-Ticket ausgeschlossen. Kinder unter sechs Jahren reisen generell kostenfrei. Wer viele Kinder hat und nur einmalig einen Ausflug machen möchte, ist möglicherweise mit einem normalen Ticket besser bedient. Es beinhaltet die kostenfreie Mitnahme von Kindern bis 14 Jahren.
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Fernreisende und Fernpendler
Das 9-Euro-Ticket gilt nicht im Fernverkehr, also weder in ICE, Intercity und Eurocity noch in den Nachtzügen unterschiedlicher Anbieter, auch nicht in Flixtrain oder Flixbus. Das DB-Fernverkehrsticket beinhaltet aber in 130 deutschen Städten das sogenannte City-Ticket: die kostenlose Anfahrt zum Bahnhof und Weiterfahrt zum Zielort mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Hierfür ist das 9-Euro-Ticket also nicht nötig. (dpa)