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Teurer SchluckBierpreise werden im Kölner Karneval wohl stark ansteigen

Lesezeit 3 Minuten
Das Kölsch wird teurer, wahrscheinlich schon vor Beginn des Straßenkarnevals.

Das Kölsch wird teurer, wahrscheinlich schon vor Beginn des Straßenkarnevals.

Für die anstehenden Karnevalstage in Köln müssen sich die Konsumenten teilweise auf erhebliche Kostensteigerungen beim Kölsch-Genuss einstellen.

In einem aktuellen Schreiben eines Biergroßhandels an zahlreiche Kölner Wirte heißt es, dass sämtliche Brauereien erheblich von den Kostensteigerungen im Rohstoff- und Energiebereich betroffen sind. „Nahezu alle Brauereien passen ihre Abgabepreise an“, ist dort zu lesen. Weiter steht dort: „Die Gaffel-Brauerei hat eine Anpassung ihrer Fassbier-Preise angekündigt“. Als Datum für die Anpassung wurde in dem Schreiben, das der Rundschau vorliegt, der 16. Januar 2023 genannt. Verlangt würden 18 Euro/pro Hektoliter für Gaffel Kölsch Fassbier. Bei einer Nachfrage unter Wirten ist pro Stange von 2,40 Euro bis an die 3 Euro die Rede. Ein Gaffel-Sprecher machte zu den Preiserwartungen für die Karnevalszeit zunächst keine Angaben.

Preiserhöhung noch vor Karneval wahrscheinlich

„Würden wir die Preissteigerung direkt weitergeben, müsste ein Glas fünf bis sechs Euro kosten“, sagt Michael von Rieff, geschäftsführender Gesellschafter von Reissdorf. Die Brauerei plane womöglich noch vor Karneval eine Anpassung der Kölschpreise: „In den nächsten Wochen werden Preiserhöhungen kommen müssen.“

Anders sieht das Michael Rosenbaum, Geschäftsführer der Brauereien Mühlen und Sünner: „Wir haben bereits im letzten Jahr die Preise erhöht. Noch sind keine Preissteigerungen für 2023 geplant.“ Er sagt aber auch, dass sich das noch ändern könne: „Wir beobachten jetzt erstmal die Preise für Braugerste und -weizen und warten die weitere Entwicklung ab.“

Würden wir die Preissteigerung direkt weitergeben, müsste ein Glas fünf bis sechs Euro kosten.
Michael von Rieff, Geschäftsführer Reissdorf

Die massiven Kostensteigerungen seien „eine große Herausforderung“ für die Brauereien des Kölner Brauereiverbands, sagt Geschäftsführer Christian Kerner. Als Krise wolle er die aktuelle Situation aber nicht bezeichnen. „Ich würde keine Panik machen. Die Energiepreise gehen gerade wieder runter. Einige Brauereien haben auch Prozesse optimiert, um Einsparpotenziale zu nutzen.“ Doch er sagt auch: „Fakt ist: So massive Kostensteigerungen wie in den letzten Jahren sind auf die Brauereien seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr zugekommen.“

Auch überregional sind Brauereien aktuell mit massiven Kostensteigerungen konfrontiert. Nach einer Analyse des Deutschen Brauer-Bundes (DBB) haben sich neben den Kosten für Gas und Strom zuletzt vor allem Braumalz und Verpackungsmaterialien drastisch verteuert. Kohlensäure, deren Preis sich zwischenzeitlich nahezu verdoppelt hatte, war zeitweise nicht mehr auf dem Markt verfügbar, so dass 2022 einzelne Betriebe der Getränkeindustrie die Produktion stoppen mussten. Hier hat sich die Lage aber deutlich entspannt.

Kosten für Rohstoffe sind stark gestiegen

„Die Inflation setzt die Wirtschaft unter hohen Druck. Wir müssen damit rechnen, dass die Kosten 2023 auf hohem Niveau bleiben und teilweise weiter steigen“, so DBB-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. Der anhaltend hohe Kostendruck sei die größte Herausforderung für die Brauwirtschaft im neuen Jahr, neben der Aufrechterhaltung einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung.

Vor allem stark steigende Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personal und Logistik belasten die Unternehmen. Dies werde sich auch auf die Preise auswirken, so die Prognose des DBB. Zahlreiche Brauereien in Deutschland stehen vor einem äußerst schwierigen Geschäftsjahr und haben für 2023 bereits Preiserhöhungen angekündigt.Nach Einschätzung des Deutschen Brauer-Bundes hat sich die Branche als äußerst widerstandsfähig erwiesen. „Viele Brauereien konnten die Erfahrungen aus der Corona-Krise nutzen, auch wenn die Dimensionen heute ungleich größer sind“, so Eichele.

„Wir arbeiten seit nunmehr fast drei Jahren in einem permanenten Krisenmodus. Kostensteigerungen und unerwartete Engpässe in den Lieferketten begleiten uns schon seit Beginn der Pandemie. (mit dpa)


Mehr Bier verkauft als im Krisenjahr

Für die Monate Januar bis November 2022 liegt die deutsche Brauwirtschaft mit einem Absatz von 81,2 Millionen Hektolitern Bier bei einem Plus von 3,2 Prozent gegenüber dem Krisenjahr 2021. Alkoholfreie Sorten sind bei der Erhebung ausgenommen.

Dies ist nur auf den ersten Blick ein positives Signal, denn im Vor-Corona-Jahr 2019 hatte der Bierabsatz im Vergleichszeitraum noch bei 85,2 Millionen Hektolitern gelegen. Die Zahlen für das Gesamtjahr 2022 veröffentlicht das Statistische Bundesamt Anfang Februar. (dpa)