Beschwerden bei der Post auf HöchststandWenn der Postbote nicht klingelt

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Ein DHL-Paketzusteller liefert in seinem Zustellbezirk in Nürnberg Sendungen aus.

Bonn – 

Jeder kennt die Fälle aus eigenem Erleben oder aus dem Bekanntenkreis: Der Abholschein für das Päckchen liegt im Briefkasten, obwohl der Empfänger sich sicher ist, dass er den ganzen Tag zu Hause war und die Türklingel funktioniert. Der Nachbar war auch da.

Nie zuvor sind bei der Bundesnetzagentur so viele Beschwerden über die Paket- und Postzustellung in Deutschland eingegangen wie im vergangenen Jahr. Von den 3318 Meldungen insgesamt kamen im Jahr 2015 mit 451 die meisten Beschwerden aus Nordrhein-Westfalen. Es folgten Berlin (351), Hamburg (317) und an vierter Stelle Niedersachsen (315). Die wenigsten Beschwerden kamen - wie schon 2014 - aus dem Saarland (15), geht aus der Auswertung der Bundesnetzagentur hervor. In einigen Regionen wie Berlin und Hamburg habe es punktuell auffällig verstärkte Beschwerdezahlen gegeben.

Zum Teil seien Briefsendungen tagelang nicht zugestellt worden. Die Post habe dies mit einem unvorhersehbar hohen Krankenstand und dem Neuzuschnitt von Zustellbezirken oder vermehrtem Urlaubsaufkommen begründet. Die Bundesnetzagentur habe daraufhin genaue Informationen zur Personalplanung, zu den Zustellabbrüchen und zu den Zustelltouren eingefordert und und auf eine Verbesserung der Lage gedrängt, so ein Sprecher.

Bei ihrer Statistik hat sich die Bonner Behörde auf die Ebene der Bundesländer beschränkt. "Es kommen viele Meldungen aus ländlichen Regionen", sagte ein Sprecher der Bundesnetzagentur. In strukturschwachen Gebieten werde besonders häufig darüber geklagt, dass montags der Briefkasten leer bleibe. Bei der Zustellung von Briefen richten sich die meisten der Beschwerden naturgemäß an den Platzhirsch Deutsche Post DHL. Beim Versand von Paketen ist der Wettbewerb zwischen den Anbietern ausgeprägter, aber auch hier ist die Deutsche Post Marktführer.

Dass die Zahl der Beschwerden über die Post stetig zugenommen hat, könnte Post-Pressesprecher Dirk Klasen zufolge auch einen ganz einfachen Grund haben: "Die Beschwerdestelle der Bundesnetzagentur ist deutlich bekannter geworden." Grundsätzlich sei aber jede Beschwerde über die Post eine zu viel. Das Unternehmen nehme sie sehr ernst.

Über die Jahre hinweg habe sich der Schwerpunkt der Beschwerden auch deutlich verändert, erläutert Klasen. Vor einigen Jahren hätten die Schließung von Filialen oder die Umwandlung von Filialen in Postagenturen im Vordergrund gestanden. Diese Meldungen gibt es heute deutlich seltener: "Das Gefühl, die Post ist nicht mehr präsent, wird kaum noch zum Ausdruck gebracht", sagt Klasen. Schließlich gebe es 13 000 Postfilialen und 12 000 Paketshops.

Derzeit steht der Statistik der Bonner Netzagentur zufolge bei den Kunden die Qualität der Zustellung besonders im Blickfeld, sowohl bei Briefen als auch auch bei Paketen. Etliche Kunden melden sich bei der Bonner Behörde, weil sie den Eindruck haben, dass der Briefkasten montags oft leer bleibe. Diesen Hinweisen ist die Bundesnetzagentur nachgegangen und hat die Post zu Stellungnahmen aufgefordert. Den Vorwurf, die Montagszustellung gezielt "einzusparen", habe das Unternehmen ausdrücklich bestritten, so der Sprecher.

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