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Folgen der BankfilialschließungenHandelsverband warnt vor Bargeld-Engpässen in Deutschland

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Mehrere Geldscheine wird an eine Kundin an einer Kasse übergeben.

Immer beliebter bei den Verbrauchern wird das Abheben von Bargeld an der Supermarktkasse.

Deutschland droht Bargeld-Engpass durch zunehmende Bankfilialen-Schließungen, so der Handelsverband HDE. Für viele Kunden sei der Bargeld-Supermarktservice mittlerweile alternativlos.

Als Folge zunehmender Filialschließungen bei Banken warnt der Handelsverband vor Bargeld-Engpässen in Deutschland. Der Verband präsentierte am Mittwoch eine Umfrage, der zufolge die große Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher an Scheinen und Münzen festhalten will. Gleichzeitig aber würden Banken und Sparkassen Geschäftsstellen schließen und Geldautomaten abbauen.

„Obwohl der Trend zum unbaren Bezahlen geht, bleibt Bargeld ein wichtiges und beliebtes Zahlungsmittel“, sagt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands HDE, und warnt zugleich: „Wenn allerdings weiterhin immer mehr Bankfilialen schließen, droht der Bargeldkreislauf zusammenzubrechen.“ Bei seiner Einschätzung beruft er sich auch auf die Ergebnisse einer Umfrage, die der HDE bei dem Institut Appinio in Auftrag gegeben hat.

42 Prozent zahlen Einkäufe bar

Danach will mit 60 Prozent die Mehrheit der Befragten in Deutschland das Bargeld weiterhin als eines der zentralen Zahlungsmittel behalten. Beim Einkaufen zahlen immer noch 42 Prozent am liebsten mit Bargeld. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) bevorzugt die kontaktlose Kartenzahlung, während 16 Prozent kontaktlos mit Smartphone, Smartwatch oder Mobile-Payment-App und 15 Prozent mit Karte und PIN-Eingabe zahlen.

Positiv bewerten die Verbraucherinnen und Verbraucher die zunehmende Möglichkeit, im Einzelhandel an der Kasse Bargeld abzuheben. Als letzter großer Lebensmittelhändler hatte in diesem Oktober der Essener Discounter Aldi Nord diesen Service eingeführt. Laut der Umfrage im Auftrag des HDE findet die große Mehrheit von 80 Prozent dieses Angebot gut oder sehr gut. Von ihnen schätzen daran die meisten, dass die Abhebung im Geschäft Zeit spare (58 Prozent) und dass sie bequemer sei als der Gang zur Bank oder zum Geldautomaten ist (57 Prozent).

Hauptgeschäftsführer Genth unterstreicht aber auch, dass es zur Auszahlung im Supermarkt oft keine Alternative gebe. „Viele Menschen nutzen das Angebot, im Geschäft vor Ort beim Einkaufen an der Kasse Bargeld abzuheben. Häufig sind Kunden auf diesen freiwilligen Service des Handels angewiesen, da es in vielen Regionen immer weniger Geldautomaten und Bankfilialen gibt“, erklärt er.

Umgang mit Bargeld wird für den Handel immer kostenintensiver

Die Umfrage von HDE und Appinio ergab, dass 59 Prozent der Verbraucher schon einmal Geld an der Supermarktkasse abgehoben haben. Deshalb appelliert Genth: „Es ist höchste Zeit, sich Gedanken über die Zukunft des Bargelds zu machen und den Bargeldkreislauf zu sichern. Sonst besteht die Gefahr, dass wir ein bedeutendes Zahlungsmittel verlieren.“ Das Sterben der Bankfilialen habe zur Folge, dass der Umgang mit Bargeld für den Handel derzeit immer herausfordernder und kostenintensiver werde.

„Händlerinnen und Händler tragen zum einen die Kosten für die mögliche Beschaffung von Banknoten. Zudem liegen hinter der Bargeldauszahlung meist noch Gebühren für die Kartentransaktion“, kritisiert der Verbandschef und fordert, dass die Banken bei Bargeldauszahlungen auf die bislang erhobenen Händlerentgelte verzichten. „Die Banken dürfen ihre eigenen Bargeld-Infrastrukturen nicht länger auf Kosten des Handels entlasten“, verlangt Genth.