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Automarke aus ChinaWie BYD den Markt für E-Autos neu aufrollt

Lesezeit 4 Minuten
E-Autos der chinesischen Marke BYD warten auf ihre Verladung.

E-Autos der chinesischen Marke BYD warten auf ihre Verladung.

Auf dem chinesischen E-Automarkt gehörte Tesla bislang zu den Platzhirschen. Doch jüngst zog die Marke BYD aus Südchina an den US-Amerikanern vorbei. Warum ist die Marke so erfolgreich?

Als Wang Chuanfu seine kleine Batterie-Firma in Shenzhen gründet, brummen auf Chinas Straßen noch dreckige CO2-Schleudern. Fast 30 Jahre später surren immer mehr Elektroautos durch die Städte. Viele davon tragen ein Logo mit drei Buchstaben: BYD. Anfangs baute die Firma noch Handy-Akkus, seit 2003 sind die Südchinesen im Autogeschäft und mauserten sich zum mittlerweile größten E-Autobauer auf dem wichtigsten Fahrzeugmarkt der Welt. Mit mehr als 520000 verkauften E-Autos im vierten Quartal 2023 stieß Wangs Konzern sogar den US-Primus Tesla weltweit vom Podest. Der E-Autopionier unter Elon Musk vertrieb im selben Zeitraum 484507 an die Endkunden. Auf dem heimischen Markt USA, in dem BYD nicht vertreten ist und auf hohe Einfuhrzölle stoßen würde, bleibt Tesla weiter die Nummer eins bei Elektroautos.

Günstige Einstiegsmodelle

Doch was steckt hinter BYDs Erfolg? Die Marke produziert viele Teile selbst und verkauft ihre Modelle günstig in unterschiedlichen Segmenten, wodurch sie viele Kunden erreicht. Tesla und andere E-Autobauer versuchten dagegen, über den teuren Premium-Bereich Kunden zu bekommen. Diese Marken wollten nicht im mittleren und unteren Segment einsteigen, weil dort der Preiswettbewerb sehr hoch ist, sagt Branchen-Experte Zhong Shi.

E-Autos der chinesischen Marke BYD warten auf ihre Verladung.

E-Autos der chinesischen Marke BYD warten auf ihre Verladung.

BYD fing jedoch dort an und ist dem Analysten zufolge die einzige Marke, die diese Segmente voll abdecken kann. In China bietet BYD Neuwagen ab umgerechnet etwa 10000 Euro an. Ein wichtiger Vorteil sind die Batterien – das teuerste Einzelbauteil in einem E-Auto. Weil die Shenzhener diese selbst herstellen, behalten sie die Kostenkontrolle, denn andere Firmen müssen dafür auf Zulieferer zurückgreifen, wie Zhong erklärt. „BYDs eigene Batterien sind besser als die aller Wettbewerber, die Kosten sind niedriger und die Qualität ist nicht schlecht“, sagt er.

Neue Konkurrenten sind Tech-Konzerne. Xiaomi und Huawei etwa bauen über Kooperationen mit anderen Firmen eigene E-Automodelle. Laut Branchen-Experte Ferdinand Dudenhöffer könnten heutige Autokonzerne damit zu reinen Herstellern werden, die Fahrzeuge nur noch montieren, während die wichtige Software von den Tech-Konzernen kommt. „Es sieht so aus, als würden wir Zeuge der größten Transformation der Branche“, sagt er.

Dass BYD den chinesischen Markt mit Billigpreisen aufmischt, bekommt auch Europas größter Autobauer Volkswagen zu spüren. Jahrzehntelang hatten die Wolfsburger in China die Nase vorn. Dieses Jahr überflügelte BYD mit seinem schnellen Wachstum die Deutschen, auch weil deren Elektroautos in China zunächst nicht gut ankamen. Die Folge: VW musste zwischenzeitlich kräftig die Preise senken, um den Verkauf anzukurbeln. Derzeit gibt es den ID.3 in China für 163000 Renminbi, umgerechnet 20800 Euro. In Deutschland kostet der Wagen in der Grundausstattung an die 40000 Euro.

Robust gezeichneter Geländewagen: Womöglich fährt der Fang Cheng Bao Bao 5 künftig auch auf europäischen Märkten vor.

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China allein reicht BYD, was übrigens für „Build Your Dreams“ (Erbaue deine Träume) steht, allerdings nicht. Die Chinesen versuchen schon länger, im Ausland einen Fuß in die Tür zu bekommen. Leicht fällt ihnen das nicht. In Nordamerika versagen hohe Zölle von 25 Prozent den Chinesen, den US-Marken Konkurrenz zu machen. Doch sie machen sich auf den Weg: Vergangene Woche stach die „BYD Explorer No. 1“ in See. Das Frachtschiff sollte in Shenzhen Halt machen, um 7000 Autos zu laden und nach Europa zu bringen.

Fokus noch auf Südostasien

In Deutschland fahren bislang kaum BYD-Autos. Laut Kraftfahrtbundesamt wurden 2023 von Januar bis November 3438 Fahrzeuge von BYD neu zugelassen – bei fast 470000 reinen Elektroautos insgesamt in diesem Zeitraum. „Deutschland ist noch kein Hauptmarkt für BYD“, sagt Zeng Zhiling von der Shanghaier Beratungsfirma LMC Automotive Market Consulting. Der Fokus liege eher auf Südostasien und Südamerika.

In der EU droht zudem die Anti-Subventionsuntersuchung Brüssels, chinesischen E-Autobauern das Geschäft zu verhageln. Das Zauberwort heißt: Lokalisieren. BYD müsse seine Produktion nach Europa verlagern, meint Experte Zhong. Derzeit bauen die Chinesen in Ungarn eine Fabrik, was das Tor zum EU-Markt öffnen könnte. Mit BYD könnte dort also vielleicht bald zu rechnen sein. Doch der aufstrebende Autobauer hat laut Zhong auch noch Hausaufgaben zu machen: BYDs Produkte seien gut, aber die Firma habe nicht das nötige Wissen, um Autos für den internationalen Markt herzustellen. (dpa)