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Auch im EinzelhandelFür Verbraucher wird's noch teurer – Firmen wollen Preise erhöhen

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Auch der Einzelhandel wird seine Preise laut einer Prognose des Ifo-Instituts voraussichtlich anheben. (Symbolbild)

Köln – Ob im Einzelhandel oder beim Dienstleister: Die deutschen Verbraucher müssen sich auf weitere deutliche Preiserhöhungen einstellen, so das Münchner Ifo-Institut. Eine Entwarnung bei der Inflation ist den Wirtschaftsforschern zufolge zunächst nicht zu erwarten.

Timo Wollmershäuser, Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen, sagt voraus: „In den kommenden Monaten werden die monatlichen Raten noch über vier Prozent liegen und sich erst gegen Ende 2022 allmählich der Zwei-Prozent-Marke nähern. Für das Gesamtjahr rechnen wir nun mit einer Inflationsrate von etwa 3,5 Prozent.“

Ifo-Institut gründet Erhebung auf Befragungen zu geplanten Preiserhöhungen

Hintergrund der Ifo-Prognose ist eine eigene Erhebung des Wirtschaftsforschungsinstituts, laut der viele Unternehmen ihre Preise erhöhen wollen. Nach einem historischen Höchststand von 44,9 Punkten im November sanken die Ifo-Preiserwartungen im Dezember nur „geringfügig“ auf 44,6 Punkte, wie Wollmershäuser mitteilte. Für die Erhebung fragt das Institut nach den Plänen für Preiserhöhungen in den kommenden drei Monaten.

Aktuell wollen quasi alle Wirtschaftsbereiche die Preise erhöhen. Im Einzelhandel ermittelte das Ifo-Institut 60 Saldenpunkte, im Großhandel 57 und in der Industrie 55. Die Saldenwerte geben an, wie viel Prozent der Unternehmen ihre Preise erhöhen wollen. Abgezogen wird der Prozentwert derer, die ihre Preise senken wollen. Neutrale Antworten bleiben unberücksichtigt.

Bundesanleihen knacken „Null-Marke“

Lange hat der deutsche Staat dank negativer Zinsen mit Schulden Gewinne verbucht – Anleger mussten draufzahlen, wenn sie ihm Geld borgten. Nun muss der Staat zumindest für zehnjährige Bundesanleihen wieder etwas Geld zahlen. Aus Sicht von Ökonomen hat die geknackte „Null-Marke“ aber eher symbolischen Wert.

Gestern war die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen erstmals seit knapp drei Jahren wieder leicht positiv. Sie stieg am Vormittag bis auf rund 0,02 Prozent. Es ist das erste Mal seit Mai 2019, dass zehnjährige Bundesanleihen wieder eine positive Rendite abwerfen.

Die Wertpapiere gelten an den Märkten als richtungsweisend. Die steigende Inflation macht sich an den Kapitalmärkten damit immer stärker bemerkbar. Für Anleger ist der Anstieg allerdings nicht mehr als ein kleiner Hoffnungsschimmer. Denn abzüglich der hohen Inflation bringen die Papiere real, also unter dem Strich, noch immer Verluste ein. (dpa)

Im Baugewerbe ergaben sich 42 Saldenpunkte. Der geringste Wert wurde mit 34 bei den Dienstleistern gemessen. „Dennoch stellt das für diesen Wirtschaftszweig einen Rekordwert dar“, wie das Ifo-Institut mitteilte.

Ifo-Institut: Unternehmen geben gestiegene Energie- und Beschaffungskosten weiter

„Die Unternehmen geben die gestiegenen Kosten für Energie sowie bei der Beschaffung von Vorprodukten und Handelswaren weiter“, erläutert Wollmershäuser. Das werde noch eine Zeit lang für hohe Inflationsraten sorgen, denn der Anstieg der Verbraucherpreise werde immer im Vergleich zum Vorjahr gemessen. „Demnach müssten die Verbraucher in diesem Jahr im Schnitt zehn Prozent mehr für Energie ausgeben.“

Die Lohnkosten dürften die Inflation dagegen nicht zusätzlich antreiben. „Die bisherigen Lohnverhandlungen deuten auf keine Lohn-Preis-Spirale hin“, sagt Wollmershäuser. „Wir erwarten, dass die Tariflöhne in diesem und im kommenden Jahr um knapp zweieinhalb Prozent zulegen. Das wäre dann so stark wie im Durchschnitt der Jahre vor der Corona-Krise.“

Im vergangenen Jahr waren die Verbraucherpreise bereits um 3,1 Prozent gestiegen, so stark wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Eine höhere Rate war zuletzt im Jahr 1993 mit 4,5 Prozent gemessen worden. 2020 lag die Jahresteuerung bei 0,5 Prozent.

Krisenbedingte Effekte sorgen zusätzlich für Preissteigerungen

Die Preisentwicklung 2021 hat nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verschiedene Ursachen, darunter Basiseffekte durch niedrige Preise im Jahr 2020. „Hier wirkten sich insbesondere die temporäre Senkung der Mehrwertsteuersätze im zweiten Halbjahr 2020 sowie der Preisverfall der Mineralölprodukte im Vorjahr erhöhend auf die aktuelle Gesamtteuerung aus“, erläuterte Georg Thiel, Präsident der Behörde.

Hinzu kämen zunehmend krisenbedingte Effekte wie Lieferengpässe und gestiegene Preise für Vorprodukte. Vor allem Energieprodukte verteuerten sich 2021 gegenüber dem Vorjahr deutlich – um 10,4 Prozent. 2020 hatte es noch einen Rückgang um 4,8 Prozent gegeben. Besonders stark stiegen die Preise für leichtes Heizöl (+41,8 Prozent) und Kraftstoffe (+22,6 Prozent).