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Anuga 2021 beginnt am SamstagKölns größte Messe des Jahres steht an

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Die Messe in Köln 

Köln – Kölns Messechef Gerald Böse schaut derzeit gerne aus dem Fenster seines Büros in der 12. Etage des Messehochhauses. Die Parkplätze auf dem Messegelände sind für den Aufbau wieder voll. „Den Anblick habe ich lange vermisst“, sagte Böse. Es gibt auch in der Stadt Anzeichen, dass der Messebetrieb mit der Lebensmittelmesse Anuga ab Samstag wieder Fahrt aufnimmt. Die Preise für Übernachtungen gehen nach oben. „Einige Hoteliers übertreiben es bei den Preisen. Nach den Monaten der Krise steht uns allen vielmehr Mäßigung gut zu Gesicht“ meint er.

4600 (2019: 7900) Aussteller haben sich angemeldet. Auch in den letzten Wochen kamen noch Zusagen. Und die Vorregistrierungen zur Anuga deuten darauf hin, dass etwa 60 Prozent der Besucher im Vergleich zur Vorveranstaltung kommen werden. Die Anuga ist laut Böse damit die größte Fachmesse der Welt, die im Jahr 2021 stattfindet.

Kind + Jugend machte den Auftakt zu mehr Normalität

Die Tendenz stimmt für die Messe. Zur Zahntechnikmesse IDS waren zuletzt 25.000 Gäste aus 114 Ländern gekommen, auch aus Asien. „Das hätten wir kaum für möglich gehalten“, so Böse. Immerhin war das etwa ein Viertel der Besucher im Vergleich zur IDS vor der Pandemie. Bei der Kind + Jugend waren es etwa zehn Prozent. Für Böse war auch die Messe ein Erfolg. „Wir haben viel Kraft in die Kind + Jugend als erste Messe nach dem Berufsverbot gesteckt. Je früher wir wieder starten konnten desto deutlich war das Signal, dass wir wieder da sind“, so Böse.

Und Kind + Jugend und IDS als erste hybride Messen hätten positive Deckungsbeiträge geliefert. Wie auch die digitalen Plattformen, die sich laut Böse rechnen mussten. „Wir haben deshalb unsere Kunden in die Pflicht genommen, Beiträge für die Entwicklung von individuellen Plattformen zu leisten.“ Nicht für jedes Messethema konnten deshalb digitale Lösungen entwickelt werden.

Mischformen werden bleiben

Aber klar ist, dass die Messe in Zukunft physisch und digital unterwegs sein wird. Die Messe habe drei Millionen Besucherdaten und etliche hunderttausend Aussteller-Daten als Basis, um neue digitale Services zu etablieren. Mit Samsung wurde etwa ein Tool entwickelt, mit dem Aussteller potenzielle Besucher gezielt zu ihrem Stand führen können. Andererseits können so Besucher auf Aussteller aufmerksam machen, die sie bislang noch nicht im Blick hatten, die aber genau das Produkt anbieten, das sie suchen.

Die Branchen unsere Messeschwerpunkte rund um Ernährung, Möbel und Einrichten, Garten und Freizeit, Digitales und Games sind gut durch die Pandemie gekommen. Das hilft der Messe. In einer Zeit, in der Laut Böse in der Branche eine Konsolidierung ansteht. „Es gibt Gespräche über Kooperationen, an denen auch wir beteiligt sind“, so Böse. 2022 bietet die Kölner Messe wir mit Satelliten der Orgatec, der ISM, der Kind + Jugend und der h+h cologne vier neue Messen im Ausland an. „Hier stoßen wir zum Teil in Lücken, die andere Messegesellschaften hinterlassen haben“, so Böse. In Köln gibt es mit der Polis Mobility und der Anuga Horizon zwei neue Messen.

Die Kurzarbeit hat die Messe Ende September beendet. „Zur Vorbereitung der Messen im Herbst und im neuen Jahr brauchen wir jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter“, so Böse.

Das Ergebnis ist aber tiefrot. „Im laufenden Jahr werden wir deutlich unter 200 Millionen Euro Umsatz erzielen und voraussichtlich einen dreistelligen Millionenverlust erleiden“, so Böse. Auch im kommenden Jahr wird die Messe Verluste schreiben. Eine Unterstützung der Eigentümer sei bis 2023 voraussichtlich aber nicht erforderlich.