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AltersvorsorgeDie Zinsen von Lebensversicherungen steigen wieder

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Ein Kugelschreiber auf einem Antrag zum Abschluss einer Lebensversicherung. Die Verzinsung von kapitalbildenden Verträgen zieht wieder an.

Ein Kugelschreiber auf einem Antrag zum Abschluss einer Lebensversicherung.

In der Niedrigzinsphase sind die Renditen von kapitalbildenden Lebensversicherungen auf Talfahrt gegangen. Mit steigenden Zinsen ändert sich das wieder.

Die laufende Verzinsung von Lebensversicherungen legt im kommenden Jahr tendenziell wohl weiter zu. Darauf weisen die ersten Deklarationen hin, die die Ratingagentur Assekurata veröffentlicht hat. Sie sind Teil einer Studie zur Überschussbeteiligung der deutschen Lebensversicherer, die das Assekurata regelmäßig herausgibt.

Höchste laufende Verzinsung liegt bislang bei 3,75 Prozent

Aktuell sind dort die Werte für 21 Versicherer angegeben, bei 19 auch die Vorjahreswerte. Die höchste laufende Verzinsung für eine klassische private Rentenversicherung hat aktuell die VPV deklariert mit 3,75 Prozent. Es folgen Inter mit 3,25 (2024: 3,0) sowie Ideal, Axa sowie deren Tochtergesellschaft dbv mit 3,0 Prozent. Während Ideal die Verzinsung stabil hält, haben Axa und dbv die um jeweils 0,4 Prozentpunkte angehoben. Diese Unternehmen differenzieren bei der Deklaration nicht zwischen klassischen Verträgen und der sogenannten neuen Klassik, bei denen die Beitragszahlungen nicht zu 100 Prozent garantiert sind. Dadurch werden Unternehmen bei der Anlage freier, was zu höheren Kapitalanlageergebnissen führen kann.

Marktführer Allianz mit mehr als zehn Millionen Kunden hat die laufende Verzinsung stabil gehalten bei 2,7 beziehungsweise 2,8 Prozent für die neue Klassik. Das sei keine Selbstverständlichkeit, so Volker Priebe, Vorstand bei der Allianz Lebensversicherung. Die Zinsen seien schon wieder im Sinkflug. Die Gesamtverzinsung klassischer Lebens- und Rentenversicherungsverträge bleibe demnach bei 3,5 Prozent, für Verträge mit abgespeckter Garantie bei 3,8 Prozent.

Noch hat kein Versicherer die Zinsen gesenkt

Die laufende Verzinsung bezieht sich auf den Sparanteil der Beiträge und setzt sich aus dem Garantiezins und dem Überschussanteil aus Kapitalanlagen zusammen. Ist der Garantiezins höher – bei alten Verträgen kann er bis zu 4,0 Prozent betragen – bekommen die Versicherten diesen gutgeschrieben. Die Gesamtverzinsung enthält zusätzlich noch auch Schlussüberschusskomponenten wie Risiko- und Kostenüberschüsse. Diese ergeben sich daraus, dass Menschen früher sterben oder die Versicherungen günstiger gewirtschaftet haben.

Insgesamt zehn Unternehmen haben die Verzinsung erhöht, wie aus der Aufstellung von Assekurata und Pressemitteilungen der Unternehmen hervorgeht. Neun haben sie stabil gehalten. Das tut auch die Gothaer, wie sie am Freitag mitgeteilt hat. Gesenkt hat noch keiner.

Verbraucherschützer sehen kapitalbildende Policen kritisch

An der Studie zur Überschussdeklaration für 2024 hatten 43 Unternehmen teilgenommen, die nach Prämieneinnahmen einen Marktanteil von 68 Prozent widerspiegeln. Im Neugeschäft war die Verzinsung im Schnitt um 0,2 Prozentpunkte auf 2,46 Prozent gestiegen, bei Bestandstarifen um 0,3 Prozentpunkte auf 2,42 Prozent. Lebensversicherungspolicen sind in der Bundesrepublik nach wie vor eine der populärsten Formen privater Kapitalanlage und Altersvorsorge. Es gibt fast so viele Verträge wie Einwohner.

Dabei sehen die Verbraucherschützer kapitalbildende Lebensversicherungen kritisch. Sie bemängeln hohe Kosten und fehlende Flexibilität bei den Verträgen mit Laufzeiten auch über mehrere Jahrzehnte. Wer eine Lebensversicherung vorzeitig auflösen müsse, erhalte möglicherweise nicht einmal den eingezahlten Beitrag zurück. Verbraucherschützer raten dazu, Todesfallschutz und Sparen zu trennen, etwa durch eine Risikolebensversicherung und Fondssparen auch in einem börsengehandelten ETF.