Nach dem katastrophalen Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet mit tausenden Opfern wollen auch in Oberbergs Norden viele Menschen helfen.
Welle der HilfsbereitschaftWipperfürther sammeln für Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien
Bei der Türkisch-Islamischen Gemeinde in Wipperfürth läuft das Telefon heiß: Nach dem katastrophalen Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet mit tausenden Opfern wollen auch in Oberbergs Norden viele Menschen helfen. Die gut organisierten und gut vernetzten Moschee-Vereine in Wipperfürth und auch Lindlar sammeln Spenden, aber auch weitere private Initiativen kümmern sich. Wir geben einen Überblick, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Türkisch-Islamische Gemeinde Wipperfürth
Wie der Wipperfürther Gemeindevorstand Muammar Zurnaci erklärt, sammele man in Wipperfürth derzeit Geldspenden. „Sachspenden sind derzeit nicht möglich“, so Zurnaci. So laute die Absprache mit dem türkischen Konsulat und den Behörden. Was auch daran liege, dass das betroffene Gebiet sehr groß sei und die Behörden vor Ort den besten Überblick hätten. Zudem gelte es, die Straßen freizuhalten, damit Hilfe aus der Türkei, die es reichlich gebe, auch vor Ort ankomme. „Wenn jetzt jeder mit einem Bus oder Lkw in das betroffene Gebiet fährt, dann gibt es ein großes Chaos“, so die Befürchtung von Zurnaci.
Generell sei man aber auch in Wipperfürth bereit, mit Sachspenden zu helfen, das habe man 1999, beim letzten großen Erdbeben, ebenfalls getan. Die Türkisch-Islamische Wipperfürth habe kein eigenes Spendenkonto, stattdessen laufe eine Spendenaktion über den Dachverband Ditib. „Man kann uns auch Bargeld vorbeibringen, wir überweisen es dann“, so Zurnaci.
Die Wipperfürtherin Gaby Weiß, Mitbegründerin von „Wipp-Asyl“, der „Starken Herzen“ und der „Mittwochsfrauen“, hat in den vergangenen Tagen zusammen mit engagierten Mitstreiterinnen Wolldecken, Plumeaus und Winterjacken gesammelt. Denn in der betroffenen Region im Süden der Türkei und im Norden Syriens ist es vor allem nachts bitterkalt.
Hilfe aus der Belegschaft von Voss
„Ein erster Lkw mit Hilfsgütern ist schon unterwegs“, berichtet Anna Zribi, die mit Weiß in engem Kontakt steht. Zribi und ihr Mann arbeiten bei Voss. „Wir haben Arbeitskollegen, die aus der betroffenen Region Antakya stammen, deren Eltern verschüttet wurden“, sagt sie. Und so sei die Hilfsbereitschaft sehr groß. „Die Anteilnahme innerhalb der Voss-Belegschaft ist sehr hoch“, bestätigt auch Marco Schawohl, Marketingchef bei Wipperfürths größtem Arbeitgeber.
Unter den 1600 Beschäftigten am Standort in Wipperfürth seien viele türkischstämmige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Familien- und Freundeskreis betroffen seien. Unmittelbar nach Bekanntwerden des tragischen Ereignisses habe man eine Spendenaktion ins Leben gerufen, bei der eine Hilfsorganisation vor Ort mit Geldspenden des Unternehmens und der Belegschaft unterstützt werde. „Darüber hinaus engagieren sich auch noch viele Mitarbeitende bei anderen Hilfseinrichtungen oder organisieren in Eigeninitiative Sach- und Geldspenden“, so Schawohl.
Schmidt + Clemens spendet 10.000 Euro
Ähnlich sieht es bei Schmidt + Clemens in Lindlar-Kaiserau aus. „Auch wir haben Mitarbeiter, die aus der Erdbebenregion stammen und die dort Verwandte haben“, sagt Lars Niemczewski, Pressesprecher von S+C. Die Beschäftigten hätten eine eigene Spendenaktion organisiert, der Lindlarer Edelstahlspezialist hat selbst 10.000 Euro an den Malteser-Hilfsdienst gespendet.
Dohrgauler Spatzen verkaufen Bilder
Hilfe gibt es auch im Kleinen, etwa von der Kita Dohrgauler Spatzen. Am heutigen Freitag, 10. Februar, werden dort Bilder von Kindern verkauft, der Erlös soll gespendet werden für die Opfer des verheerenden Erdbebens in der Türkei und in Syrien. „Einige unserer Kita-Kinder haben vergangenes Jahr in einem Projekt eine Kunstausstellung im Rathaus gemacht. Einen kleinen Teil der Bilder sowie extra angefertigte Bilder auf Holzrahmen sollen gegen eine Spende verkauft werden“, erklärt Dominic Willms, der Leiter der Dohrgauler Spatzen.
Der Verkauf findet von 7 bis 15 Uhr in der Turnhalle der „Spatzen“ in Wipperfürth-Dohrgaul, Dohrgaul 22, statt.
Sammlung am Gymnasium Lindlar
Geld gesammelt wird derzeit auch am Gymnasium Lindlar. „Wir haben Schülerinnen und Schüler, die aus der Region stammen, und deren Großeltern dort noch leben“, sagt Schulleiter Christoph Menn-Hilger. Im Sekretariat habe man eine große Spendenbox aufgestellt, alle Schüler und Eltern seien per Durchsage, über den schulinternen Messengerdienst und per E-Mail über den Spendenaufruf informiert worden.
Spenden im Sportpalast
Der Sportpalast Lindlar eröffnete eigens für die Erdbebenopfer ein Spendenkonto auf Paypal. Sachspenden wie Winterkleidung, Schuhe, Hygieneartikel oder Decken nehmen sowohl der Standort in Lindlar als auch das Studio in Meinerzhagen noch bis Ende der Woche entgegen. Für Uygar Özcelik, Teilhaber und Geschäftsführer des Lindlarer Fitnessstudios, ist die Hilfsaktion eine Herzensangelegenheit: „Ich bin selbst Deutsch-Türke. Meine Familie hat Freunde und Bekannte in der Krisenregion. Zu wissen, was dort aktuell passiert, ist kaum zu ertragen. Uns als Sportpalast war sofort klar, dass wir helfen möchten“.
Das Spendenkonto finden Interessierte auf der Facebook- und Instagramseite des Sportpalastes.
Ditib Lindlar verkauft Speisen für Spenden
Auch der Lindlarer Arm von Ditib beteiligt sich an der Sammlung von Spenden. Wie die Ditib-Gemeinde in den sozialen Medien berichtet, soll am Samstag um 12 Uhr vor der Moschee an der Eichenhofstraße die türkische Spezialität Lahmacun verkauft werden, der Erlös fließt in die Erdbebenhilfe.