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Wipperfürther HellesDie Hansestadt hat ihr jetzt ihr eigenes Bier

Lesezeit 3 Minuten

Benny und Ferdi Braun im Braukeller

Wipperfürth – Von wegen Rasenmäher und Heckenschere. Wenn Ferdi Braun (32) in seinen Keller steigt, trifft er auf Edelstahl-Kessel, Flaschen, Fässer und einen Raum, der besonders penibel sauber gehalten wird – hier unten liegt die Geburtsstätte des Braunbräu.

Donnerstag, 1. Juli wird das mit Liebe zum Detail gebraute Bier aus den Katakomben an der Alten-Kölner-Straße gerollt und erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Braunbräu-Stand wird das Zentrum des Bergischen Feierabendmarktes auf dem Marktplatz sein. „Ein Bier aus und für unsere Heimatstadt – schöner geht es nicht“, nickt Ferdi Braun und streicht über das grün-braune Logo, das ihn gemeinsam mit Bruder Benny Braun (28) zeigt.

Die Idee zum Bier im Wein-Tal gehabt

Die Brauns und das Bier kommen Ende 2017 zusammen, und zwar ausgerechnet im Ahrtal, das eher für den Weinbau bekannt ist. „Wir haben dort ein Brauseminar besucht und schnell gemerkt, dass das Brauen zwar viel Arbeit ist, aber keine Hexerei“, erinnert sich Benny Braun. Für den ersten eigenen Versuch in Wipperfürth muss ein Glühwein-Kessel herhalten. Das Gemisch ist ungenießbar und verschwindet schließlich im Abfluss – was den Ehrgeiz der Brüder allerdings noch mehr anstachelt.

 Gemeinsam mit der Familie wird getestet.

Sie wälzen Literatur und probieren aus, bis ein Helles entsteht, das erst bei den Familienfeiern und allmählich im Freundeskreis zum Geheimtipp wird. Den Glühwein-Apparat tauschen sie gegen einen Sudkessel, der anfangs 30 Liter fasst. Zum Jahreswechsel investieren sie in einen 150-Liter-Bottich. „Wir rechnen mit je sieben bis 14 Tagen für Haupt- und Nachgärung. Darauf folgt die Reifezeit bei einem Grad Celsius – macht ungefähr acht Wochen pro Charge“, erklärt Ferdi Braun.

Vier verschiedene Sorten Braunbräu gibt es

Bewusst haben sich die Wipperfürther für einen klassischen Gerstensaft entschieden. „Ja, es gibt momentan wieder den Trend hin zu ausgefallenen Bieren, aber ganz ehrlich: Niemand trinkt jeden Abend ein Kirschbier“, ist Benny Braun sicher. In jedem Fall seien hochwertige Zutaten wichtig.

Das Malz stammt aus einer Gelsenkirchener Mälzerei, der Hopfen kommt als Pellets aus gepressten Blüten, was die feine Dosierung erlaubt. „Das Geheimnis eines Bieres ist aber die Hefe – wenn du da sparst, wirst du nie ein gutes Ergebnis bekommen“, weiß Ferdi Braun.

Braunbräu bleibt naturtrüb

Vier Sorten haben es bei Braunbräu inzwischen bis zur Produktionsreife geschafft. Neben dem „Wipperfürther Hell“, das am Donnerstag aus dem Fass gezapft wird, stehen das „Wipperfürther Dunkel“, ein Landbier, und der „Bergische Friese“ im Sortiment. Letzterer ist für Liebhaber nordischer Pilssorten gedacht und deutlich hopfenlastiger.

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Gemein ist allen Sorten, dass sie naturtrüb ausgeschenkt werden. „Eine mechanische oder gar chemische Filterung lehnen wir ab – sie würde dem Bier wichtige Aromastoffe stehlen“, ist Ferdi Braun überzeugt. Die Rückstände des Brauprozesses – der Treber – wird inzwischen in einem Kuhstall verfüttert, nach dem die Biotonne zu klein wurde.

Holzrahmen für die Kästen selbst zusammengeschraubt

2021 könnte für Braunbräu ein entscheidendes Jahr werden: Die bisherigen 20-Liter-Fässer sollen der 30-Liter-Variante mit gastroüblichem Anschluss weichen. Um den Flaschenverkauf vorzubereiten, hat Benny Braun einen Geschirrspüler umgebaut, in dem 32 Bügelflaschen Platz finden, und etliche Holzrahmen zusammengeschraubt, die je zwölf Braunbräu-Pullen fassen.

Braunbräu im rustikalen Kasten.

Rezepte für echte Hingucker wie ein schwarz-rot-goldenes Gebräu zur Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr haben die Hobby-Brauer ebenfalls schon in der Schublade.

Zuerst muss das Bier mit dem Lokalkolorit indes auf dem Marktplatz überzeugen. „Inzwischen steigt die Aufregung wirklich stündlich“, verrät Ferdi Braun mit Blick auf Donnerstag. Die Biertrinker seiner Heimatstadt warten schon.