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Wipperfürther EvB-GymnasiumWunderland und Wahnsinn – „Alice in Alice“ hat Premiere

Lesezeit 2 Minuten

Wipperfürth – „Oje, oje, ich komme viel zu spät“ – hastig wirft das Kaninchen einen Blick auf die Uhr und rennt davon. Und Alice, die noch nie ein sprechendes Kaninchen gesehen hat, sprintet hinterher. So beginnt eines der einflussreichsten Kinderbücher der Weltliteratur: „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll.

Bissige Kommentare zum Zeitgeist

Die Theater-AG des Engelbert-von-Berg-Gymnasiums bringt heute, am Samstag und am Sonntag, eine eigene Fassung auf die Bühne. „Alice in Alice“ heißt das Stück, das Autor Samuel Horn frei nach Carroll geschrieben hat. Horn ist ein ehemaliger EvB-Schüler, ebenso wie Tobias Schmidt, der zusammen mit Daniel Kohlhaas Regie führt. Samuel Horn sorgt auch für die Live-Musik.

Die wichtigste Änderung gegenüber der Vorlage: Die Figur von Alice (Annika Loh) tritt ihrer Doppelgängerin Alice* (Kaja Grewe) gegenüber – ein geschickter dramaturgischer Schachzug, der die Selbstgespräche und Gedanken des Mädchens lebendig werden lässt. Alice muss im Wunderland viele Abenteuer bestehen, das größte jedoch sind die Irrungen und Wirrungen des Erwachsenwerdens. Zugleich flicht der Autor viele bissige und ironische Kommentare zum Zeitgeist ein: Die verrückte Teegesellschaft mit Hutmacher und Hase (Cherilyn Kremann und Cyrina Manet) entpuppt sich als trüber Haufen von Alt-68ern, für die die Zeit stehen geblieben ist. Eine durchgeknallte und reichlich bekiffte Raupe (Judith Tymosiuk) verfasst politische Gedichte mit Anspielungen auf die AFD. Und die Zwillinge Zwiebeldie und Zwiebeldum (Selin Kahl und Samuel Richter) erweisen sich als verführerische Demagogen. Zum Stammpersonal der Theateraufführungen gehört auch EvB-Hausmeister Thomas Esser als Lehrer Grünkern.

Sehr beeindruckend an der Inszenierung sind auch die aufwendigen Kostüme und die Beleuchtung: So trägt die fiese Herzkönigin (Amélie Weiß) einen riesigen Reifrock aus übergroßen Spielkarten, wabernde Lichter zaubern eine geheimnisvolle, psychedelische Atmosphäre auf die Bühne.

Alice kommt schließlich zu der Erkenntnis „Wir sind nicht verrückt – wir sind vollkommen wahnsinnig!“ Eingespannt zwischen G8, Abistress und dem Leben „da draußen“ eine Erkenntnis, die viele Gymnasiasten wohl sofort unterschreiben würden.

Alice in Alice: Aufführungen am Freitag, Samstag und Sonntag (31. März, 1./2. April), um 19 Uhr (Einlass 18.30 Uhr) in der EvB-Aula, Lüdenscheider Str. 46. Vorverkauf in den Buchhandlungen in Wipperfürth und Hückeswagen und im Sekretariat.