Eine Elterninitiative hat im Jugendhilfeausschuss das Konzept eines Waldkindergartens in Klespe vorgestellt. Die Politik zeigt sich begeistert.
„Gibt es in der Region nirgends“Völlig neuartiger Waldkindergarten in Wipperfürth-Klespe geplant
In Klespe könnte etwas völlig Neues entstehen – ein Waldkindergarten, angebunden an einen Bauernhof. Die Kinder erleben, wie Kühe gemolken werden. Sie sehen Kälber heranwachsen, lernen, dass Eier nicht vom Kaufmann, sondern vom Huhn kommen, und dass frisches Gemüse und Obst nicht immer verfügbar sind.
Im Jugendhilfeausschuss stellte Isabelle Nowotnik für eine Elterninitiative das Konzept eines Waldkindergartens vor, der an den Bio-Bauernhof von Wolfgang und Angela Kern in Klespe angegliedert werden soll. Die Firma Pütz Galabau aus Grünenberg hatte eine eindrucksvolle Visualisierung mit verschiedenen Ansichten erstellt.
Waldkindergarten: Bio-Landwirt unterstützt das Projekt
Nowotnik und die Elterninitiative haben in den vergangenen zwei Jahren schon viele Vorarbeiten geleistet. Es gab Gespräche mit dem Jugendamt, der Landwirtschaftskammer und dem Landschaftsverband Rheinland, die dem Projekt positiv gegenüber stehen. Als nächstes geklärt werden müssen das Baurecht, die Frage der Fördermittel und des Trägers.
Landwirt Wolfgang Kern würde dem Waldkindergarten ein rund 1500 Quadratmeter großes Grundstück verpachten. Das Kita-Gelände mit dem Bauwagen soll umzäunt werden, von dort können die Kinder mit ihren Erzieherinnen und Erziehern die Umgebung im Wald erkunden. „Wir Bio-Landwirte zeigen gerne, was wir haben“, sagt Wolfgang Kern. Er stehe dem Projekt sehr positiv gegenüber.
CDU-Politikerin sicher: „Das wäre eine tolle Bereicherung für Wipperfürth“
Sandra Wolf-Lenort ist Waldpädagogin aus Lindlar und hat mit „Little Woods“ ein eigenes Unternehmen. Sie hat in Lindlar zwei Waldkindergärten mit gegründet und begleitet das Projekt der Wipperfürther Elterninitiative. „Einen Waldkindergarten, der an einen Bauernhof angeschlossen ist, wo mit tiergestützter Pädagogik gearbeitet werden kann – so etwas gibt es hier in der Region nirgends“, sagt Wolf-Lenort. Insofern sei das Projekt eine Riesenchance. Der schwierigste Punkt, der dabei geklärt werden müsse, sei die Frage des Standorts.
Aus der Politik gab es viel Lob für die Elterninitiative. „Das wäre eine tolle Bereicherung für Wipperfürth“, lobte die Ausschussvorsitzende Margit Ahus (CDU). „Wir werden Sie nach bestem Wissen und Gewissen unterstützen“, versprach Annedore Reich-Brinkmann für die Grünen-Fraktion. Deutlich zurückhaltender reagierte die Verwaltung. „Klespe liegt im Landschaftsschutz- und im Wasserschutzgebiet, es ist Außenbereich, es gibt keinen Kanalanschluss, eine Außenbereichssatzung ist nicht möglich“, erklärte der Beigeordnete Dirk Kremer.
Die Verwaltung müsse zunächst bei der Bezirksregierung in Köln eine landesplanerische Voranfrage stellen. Im nächsten Schritt müsste die Stadt dann den Flächennutzungsplan ändern – ein Verfahren, dass erfahrungsgemäß viel Zeit frisst. „Die Idee der Waldkita ist super“, so Kremer, aber man müsse vielleicht über einen anderen Standort nachdenken.
„Wir versuchen unser Bestes“, versprach Fachbereichsleiter Marius Marondel. „Ob es klappt, können wir nicht garantieren.“ Isabelle Nowotnik von der Elterninitiative will sich nicht entmutigen lassen. „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren viel Gegenwind erhalten. Auch in Wipperfeld, wo es eine Waldgruppe gibt, war es eine ellenlange Litanei. Die muss man Schritt für Schritt abarbeiten.“
Waldkindergarten
Aus Skandinavien kam die Idee der Waldkindergärten Mitte der 1950er Jahre nach Deutschland. In einem Waldkindergarten verbringen die Kinder den Großteil des Tages draußen, statt Plastikklötzen dienen Tannenzapfen, Äste und andere Naturmaterialien als Spielzeug.
Die Kinder sollen ökologische Zusammenhänge begreifen und lernen, Verantwortung für die Natur und ihre Spielkameraden zu übernehmen. Mittags oder bei schlechtem Wetter können sie sich in einen Bauwagen zurückziehen. Laut Studien sollen Kinder aus Waldkitas motorisch fitter sein als andere Kinder und seltener unter Allergien leiden.