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Mini-GewerbegebietWarum Firmen aus Lindlar, Lohmar und Kürten nach Wipperfürth ziehen

Lesezeit 4 Minuten
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Das Mini-Gewerbegebiet „Im Schlieper Kamp“. 

Wipperfürth – Unbemerkt von vielen, ist ein neues, kleines Gewerbegebiet in Wipperfürth entstanden: Im Schlieper Kamp, in unmittelbarer Nähe zum Sportplatz in Ohl, haben sich in den vergangenen Jahren rund ein Dutzend kleine und mittlere Unternehmen aus ganz verschiedenen Branchen angesiedelt – vom Busunternehmen über einen Heizungsbauer bis zum Metzgerservice. Dass sogar Firmen aus Lindlar nach Wipperfürth kamen, hat seinen Grund.

Auf dem Areal stand früher die Entrindungsanlage des Sägewerks Messerschmidt. Doch das stellte 2003 seinen Betrieb ein. Die Stadt Wipperfürth erwarb schließlich das Grundstück, um auf der Brache wieder Gewerbe anzusiedeln. Denn das ist dort sehr viel einfacher umzusetzen, als landwirtschaftliche Flächen zu Gewerbeflächen umzuwandeln.

„Bis 2017 lief es eher schleppend“, erinnert sich City-Managerin Mery Kausemann. Viele Interessenten hätten damals noch auf einer Erweiterung des Industriegebiets Klingsiepen gewartet. Doch dann sei es Schlag auf Schlag gegangen, und seit vergangenem Jahr sind alle Grundstücke vergeben. Was noch fehlt, ist der Endausbau der Erschließungsstraße. Ein Tiefbauunternehmen dafür zu finden, sei momentan schwierig, so die Verwaltung.

Für 54 Euro pro Quadratmeter nehmen die Firmen Einschränkungen in Kauf

Die Verkehrsanbindung von Niederklüppelberg ist nicht gerade optimal. Die große Nachfrage nach Gewerbeflächen und der günstige Preis von 54 Euro pro Quadratmeter erschlossener Baufläche aber hat dazu geführt, dass die Flächen schnell vergeben waren.

„Mit dem Gewerbegebiet Schlieper Kamp wollten wir vor allem ortsansässigen Firmen helfen“, sagt Dirk Kremer, Beigeordneter und Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft WEG. Man habe nie viel Werbung für das Areal gemacht. Dennoch haben sich in dem neuen Gewerbegebiet einige Firmen angesiedelt, die nicht aus Wipperfürth stammen.

20 Minuten Fahrtzeit bis zur A4 in Engelskirchen

Der Preis spielte auch eine Rolle, als sich die Firma Gartenteams Mürkens entschied, von Lohmar nach Niederklüppelberg umzuziehen. Denn am alten Standort habe man keine Möglichkeit der Erweiterung gehabt, erklärt Inhaber Robert Mürkens. Und der Grundstücksmarkt in der Region sei derzeit sehr überschaubar. Die Kunden kämen aus der ganzen Region, deshalb sei die Lage des Unternehmens nicht von zentraler Bedeutung, sagt Mürkens. „In 20 Minuten sind wir in Engelskirchen.“

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Auch ein Solar-Anbieter aus Lindlar hat sich in Wipperfürth angesiedelt.

Nicht zufrieden ist der Firmenchef allerdings mit dem Wipperfürther Bauamt. Als Unternehmer werde man hier wie ein Störenfried behandelt, der Zeitplan bei Genehmigungen sei eine Katastrophe, beklagt der Firmeninhaber. „Wipperfürth hält sich für den Nabel der Welt“, so seine Erfahrung. Mürkens ärgert sich zudem, dass er auf seinem Baugrundstück erhebliche Höhenunterschiede von bis zu 1,8 Metern vorgefunden habe, das sei so mit der Stadt nicht abgesprochen gewesen.

Firmen aus Lindlar, Kürten und Lohmar

Erst vor einem halben Jahr umgezogen ist die Firma Hamacher Solaranlagen, von der Montanusstraße in Frielingsdorf nach Niederklüppelberg. Am alten Standort wurde es dem stark expandierenden Unternehmen zu eng. Denn die Solarbranche boomt nach wie vor. „2020 hatten wir 14 Mitarbeiter, aktuell sind es 38“, sagt Christopher Beck, einer der drei Geschäftsführer. Bei der Wahl für Niederklüppelberg habe auch der Grundstückspreis eine Rolle gespielt, sagt Beck. „Das Bauland ist hier bezahlbar.“

Was Beck allerdings nervt, ist die derzeit schlechte Erreichbarkeit des Gewerbegebiets. So ist etwa die Straße über Dohrgaul nach Wipperfürth wegen Bauarbeiten komplett dicht, ohne dass man dies vorher vernünftig kommuniziert habe.

Verzögerung beim Gewerbegebiet Kürten-Spitze gab den Ausschlag

Ein Exot im neuen Gewerbegebiet wird die Firma Sweet Gifts aus Kürten, sie stellt Fruchtgummi her. Die Halle am neuen Standort steht schon, der Umzug nach Wipperfürth ist für Ende 2022 geplant. „Noch kaufen wir vieles zu, aber am neuen Standort wollen wir mit drei Mitarbeitern eine komplette Produktion aufbauen, mit dem Schwerpunkt auf zuckerfreien Produkten, etwa für Diabetiker“, erklärt Firmeninhaber Norbert Melcher.

Auch veganes Fruchtgummi sei in der Planung. „Wir haben lange auf ein neues Gewerbegebiet in Kürten-Spitze gehofft“, sagt der Unternehmer. Doch daraus werde wohl nichts, und so entschied man sich zum Umzug nach Wipperfürth. „Wir standen erst auf einer Warteliste, dann ist jemand abgesprungen und wir kamen zum Zug.“

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Von der Ansiedlung neuer Firmen profitiert die Hansestadt doppelt: Es sind viele neue Arbeitsplätze entstanden, und die Unternehmen zahlen hier Gewerbesteuer. Und so plant die Stadt bereits das nächste Gewerbegebiet. Mit einer Fläche von zehn Hektar soll es deutlich größer als das Schlieper Kamp ausfallen. Im November tagt der Fachausschuss. Dort will die Verwaltung die Pläne vorstellen und erreichen, dass das Planverfahren eingeleitet wird.