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Wortakrobat mit HaltungComedian Quichotte gastiert in Alter Drahtzieherei Wipperfürth

Lesezeit 3 Minuten

Für seinen Auftritt erhielt Quichotte viel Applaus von den knapp 200 Besuchern in der Alten Drahtzieherei.

Wipperfürth – Der Ritter, der gegen Windmühlen kämpft. Nach der berühmten Romanfigur von Miguel de Cervantes, Don Quixotte de la Mancha, hat sich Comedian „Quichotte“ benannt und damit eine gute Wahl getroffen. Denn der Ritter von der traurigen Gestalt steht nicht nur dafür, etwas Sinnloses zu tun, sondern auch dafür, sich selbst treu zu bleiben, gegen alle Widerstände . Etwas, das auch den Comedian Quichotte auszeichnet: Er zeigt Haltung.

Am Mittwoch war Quichotte in der Alten Drahtzieherei und er hat auch seinen Sancho Pansa mitgebracht, den Gitarristen, Freund und langjährigen Weggefährten Florian Fehling. „Nicht weniger als ein Spektakel“ hatte er versprochen, so lautet der Titel des aktuellen Bühnenprogrammes. Ob es ein Spektakel war, sei mal dahingestellt. Der Sänger, Rapper und Autor zeigte das, was man von ihm kennt: Impro-Comedy, mal laute, mal leise, kleine Geschichten aus dem Leben, dazu gekonnte Musikeinlagen und eben Haltung.

„Das Leben ist zu kurz für Artenschutz“? Nein!

Dass es nicht egal ist, wenn Junggesellen aus dem Emsland homophobe Sprüche in der Kölner U-Bahn kloppen. Dass es nicht egal ist, wenn sich Menschen in einen selbstzufriedenen Kokon zurückziehen, während auf der Straße die Aluhüte den gesellschaftlichen Konsens abraspeln.

„Das Leben ist zu kurz für Artenschutz“? Nein! Der eine oder andere Texthänger, die eine oder andere erwartbare Pointe, alles geschenkt. Quichottes Raps haben mehr Wörter, als in eine Buchstabensuppe passen. Sein hinter guter Laune versteckter Witz ist schärfer als das rostige Schwert seines Namensvetters und allemal schärfer als der vieler seiner Kollegen. Quichotte ist etwas Besonderes in der Comedy-Szene.

Nur wenige leere Stühle

Und das Wipperfürther Publikum dankte mit tosendem Applaus und schallendem Gelächter. Es genoss die Tatsache, dass solche Veranstaltungen wieder gehen genauso wie der Comedian, der erzählt, dass er seinen dreijährigen Sohn in der Corona-Zeit mit Schokolade bestechen musste, damit der ihm nach dem Staubsaugen Beifall spende.

200 Zuschauer waren zugelassen, einige wenige Stühle blieben leer. Auch die Betreiber der „Drahte“ waren froh, wieder für ein größeres Publikum öffnen zu dürfen. „Wir kommen wieder ans Laufen und sind guter Dinge“, sagte Geschäftsführer René Köhler am Rande der Veranstaltung. „Ein bisschen Angst haben wir vor neuen Beschränkungen“, ergänzte seine Assistentin Sophie Weiß. „Wenn wir bei steigenden Zahlen wieder schließen müssten, das wäre tödlich.“

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Die Sanierungsarbeiten in der Drahtzieherei gehen gut voran. Auf die Tatsache, dass die Toilettenanlage im Untergeschoss noch nicht zur Verfügung steht, reagierte man mit genauso viel Improvisationstalent wie der Wortakrobat auf der Bühne. Per Taschenlampe wurden die Gäste in der Pause in das benachbarte Jugendamt geleitet.