Warten auf die Burn-Out-KlinikWoran hakt es beim Umbau von Schloss Heiligenhoven?
- Der Umbau von Schloss Heiligenhoven zu einer Burnout-Klinik stockt immer noch
- Die Baugenehmigung liegt seit zwei Jahren vor
- Woran hakt es? Wir geben Einblick in den Stand der Dinge und die mögliche Zukunft
Lindlar – Geht es mit der geplanten Schlossklinik Heiligenhoven weiter, und wenn ja, wann? Eine Frage, die viele Lindlarer beschäftigt. Doch eine eindeutige Antwort gibt es derzeit nicht. Laut Vertrag mit der Gemeinde Lindlar hätten die Bauarbeiten spätestens Mitte Januar beginnen müssen, das ist nicht geschehen.
Dieser sogenannte Durchführungsvertrag legt außerdem fest, dass der Eigentümer spätestens 14 Tage vor der Baubeginnanzeige eine finanzielle Sicherheit bei der Gemeinde hinterlegen muss. Das soll verhindern, dass im Fall einer Zahlungsunfähigkeit des Bauherrn die Gemeinde auf einer halbfertigen Bauruine sitzen bleibt. Bislang wurde weder der Baubeginn angezeigt, noch hat die Gemeinde eine finanzielle Sicherheit erhalten.
Die Baugenehmigung liegt seit zwei Jahren vor
Das Bauamt des Oberbergischen Kreises hat am 11. Januar 2017 die Baugenehmigung für die Errichtung der Schlossklinik Lindlar erteilt. Diese Baugenehmigung gilt laut Kreis drei Jahre, also bis zum 10. Januar 2020, sie kann aber vor Ablauf nochmals um ein Jahr verlängert werden. Bislang liegt dem Kreis keine Baubeginnanzeige vor. Der bereitss erfolgte Abriss des Küchentrakts und der Ausbau der Abbiegespur an der L 299 fallen nicht unter die Baugenehmigung.
Im Sommer 2015 hatte der Landschaftsverband Rheinland das Schloss samt 64 000 Quadratmeter großem Grundstück an die niederländische Dommeldal Finance B.V verkauft, der Kaufvertrag wurde allerdings erst Ende 2017 notariell besiegelt. Dommeldal will in Heiligenhoven eine Privatklinik für Stressfolge-Erkrankungen errichten, der Neubau eines Bettenhauses neben dem Schloss soll 120 Betten umfassen. Für Umbau und Neubau hat Dommeldal Investitionen in Höhe von rund 30 Millionen Euro angekündigt.
Schlossklinik
Schloss Heiligenhoven in Lindlar soll zu einer Spezialklinik für die Behandlung von Patienten mit Angst- und Erschöpfungszuständen, Schlafstörungen, Depressionen und Burnout umgebaut werden. Die Klinik mit 120 Betten ist ausgelegt für Patienten mit privater Krankenversicherung, für Patienten mit einer privaten Zusatzversicherung und für Selbstzahler. Vergleichbare Kliniken kalkulieren mit einem Tagessatz von rund 500 Euro.
Rund 30 Millionen Euro sollen in den Umbau von Schloss Heiligenhoven investiert werden, ein Großteil davon für den Neubau eines Bettenhauses, das neben dem Schloss entstehen soll.
In der künftigen Schlossklinik Heiligenhoven sollen rund 100 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Für die Umsetzung des Projekts haben die Niederländer als Bauherrn eine eigene Projektgesellschaft Schloss Heiligenhoven gegründet, mit Sitz in Kranenburg bei Kleve, direkt an der holländischen Grenze.
Die Klinik selbst soll von einem Mieter, den Limes Schlosskliniken AG mit Sitz in Köln, betrieben werden. Vorgesehen ist ein Mietvertrag über 30 Jahre. In Teterow bei Rostock betreibt Limes seit Januar 2016 eine erste Burnout-Klinik. Weitere Kliniken hat Limes mehrfach angekündigt, sie wurden bislang jedoch nicht realisiert. Auch der angekündigte Baubeginn für die Klinik in Lindlar wurde immer wieder nach hinten verschoben.
Seit Oktober 2019 werden die Aktien der Limes AG an der Düsseldorfer Börse gehandelt. Der Ausgabekurs lag bei 105 Euro, aktuell liegt er bei 99 Euro. Die Einschätzungen von Börsenexperten schwanken zwischen „idealem Investment“ und „sehr hohes Risiko“.
Zuletzt hatte Limes im Januar 2019 in Bad Brückenau an der bayerisch-hessischen Grenze einen langfristigen Mietvertrag für den historischen Fürstenhof und das Schlosshotel Bad Brückenau unterzeichnet. Wie die „Main Post“ berichtet, soll dort ebenfalls eine Burnout-Klinik eingerichtet werden, für bis zu 55 Patienten. Die Klinik soll 2020 eröffnen.
Die Gemeinde Lindlar besitzt keine Anteile
In Lindlar fand vor knapp zwei Wochen vor Ort eine Baubesprechung statt, an der neben dem Architekten auch ortsansässige Firmen wie Dachdecker und Steinmetze sowie ein Lindlarer Immobilienverwalter teilnahmen, außerdem Petric Newrzella, Fachleiter Bauen, Planen, Umwelt der Gemeinde Lindlar. Bürgermeister Dr. Georg Ludwig ist deshalb weiterhin zuversichtlich, dass die eigentlichen Bauarbeiten im Frühjahr 2019 beginnen können. „Es ist Aktivität auf der Baustelle“, so Ludwig. Die Gemeinde Lindlar habe sich vertraglich abgesichert und sei damit auf der sicheren Seite. Vom Eigentümer wünscht sich der Bürgermeister eine bessere Information der Öffentlichkeit zur Schlossklinik Heiligenhoven. Vermutungen, die Gemeinde Lindlar habe Anteile an der Limes AG oder Dommeldal, wies der Bürgermeister in der Einwohnerfragestunde deutlich zurück. „Das dürften wir gar nicht.“
Die Bürgerinitiative Schloss Heiligenhoven, die dem Projekt von Anfang an sehr skeptisch gegenüber stand, sieht sich durch die jüngsten Entwicklungen bestätigt.
Die BLZ hat beim Schlosseigentümer und bei der Limes Schlosskliniken AG sowohl telefonisch als auch per E-Mail um Informationen gebeten – bislang ohne Antwort zu erhalten.