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Trotz DenkmalschutzWipperfürth will eins der ältesten Häuser der Stadt abreißen

Lesezeit 4 Minuten
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Haus Schlieper droht der Abriss. 

Wipperfürth – Eines der ältesten Häuser Wipperfürths wird wohl in den kommenden Wochen abgerissen werden, und das, obwohl das Haus seit langen unter Denkmalschutz steht sowohl für die Stadtgeschichte eine besondere Bedeutung hat als auch bauhistorisch etwas besonders ist.

Haus ist rund 300 Jahre alt

Rund 300 alt ist das sogenannte „Haus Schlieper“ in Niederklüppelberg, gelegen direkt an der Kreisstraße 39 zwischen Dohrgaul und Ohl. Das ehemalige Bauernhaus steht seit den 1980er Jahren leer und verfällt zusehens.

Schon 2007 gab es Kontakte mit dem Eigentümer. 2013 ergriff die Stadt Wipperfürth nach eigenen Angaben erste Sicherungsmaßnahmen, seit 2018 ist das Grundstück eingezäunt, um Vandalismus zu verhindern. Um die Jahreswende 2019/20 stürzte ein Teil des Daches ein.

Statiker hat Haus untersucht

Die Bauaufsicht der Stadt Wipperfürth hat das baufällige Haus schon längere Zeit im Blick. „Wir haben deshalb jetzt noch einen Statiker hinzugebeten, und der hat akute Einsturzgefahr festgestellt“, sagt Sylvia Mehlhorn, die Leiterin der Bauaufsicht bei der Stadt. Daraufhin ließ die Verwaltung am Freitag die Kreisstraße 39 komplett sperren, um auszuschließen, dass Verkehrsteilnehmer von herabstürzenden Gebäudeteilen getroffen werden.

Weil Gefahr im Verzug ist, will die Bauaufsicht das baufällige Haus möglichst zügig abreißen lassen, auch wenn es natürlich bedauerlich sei, wenn ein Baudenkmal verschwinde, sagt Mehlhorn. Die Kreisstraße 39 bleibt bis aus weiteres gesperrt. Was die Kosten für den Abriss angehe, so sei man zwar mit dem Eigentümer in Kontakt, vermutlich werde die Stadt aber in Vorleistung treten müssen.

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Gesperrte Straße in Niederklüppelberg.

Auf die Bauaufsicht wartet jetzt viel Arbeit. Zunächst will sie erreichen, dass der Abriss „freihändig“ vergeben werden kann und nicht erst ausgeschrieben werden muss - denn dann würde weitere Zeit ins Land ziehen. Wie schnell ein Bauunternehmer gefunden wird, der Kapazitäten für den Abriss frei hat, ist eine weitere, noch ungeklärte Frage. Und zum Schluss muss die Stadt noch die Entsorgung des Bauschutts dokumentieren.

Abrissarbeiten werden ausgeschrieben

Ebenfalls bei der Wipperfürther Stadtverwaltung angesiedelt ist die Untere Denkmalschutzbehörde. Mitarbeiterin Katharina Tholen berichtet, dass man immer wieder versucht habe, mit dem Eigentümer des Hauses zu einer Lösung zu kommen, „zumal dieses Haus ja auch stadtbildprägend ist“. Aber letztendlich sei das Ganze am fehlenden Geld gescheitert. „Wo nichts ist, kann auch nichts investiert werden.“ Nun sei eine bauordnungsrechtliche Verfügung ergangen, der Untere Denkmalbehörde seien somit die Hände gebunden, erklärt Tholen.

Der Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth hat die Geschichte des Hauses erforscht. Der Bautyp des Durchgangsdielenhauses ist im Bergischen Land nur selten zu finden, sondern eher in Norddeutschland anzutreffen. Von 1834 bis 1844 war die Gemeindeverwaltung von Klüppelberg in dem Haus untergebracht. Auch der Bürgermeister und der Polizeidiener wohnten dort. Bis zur Fertigstellung der Kirche in Klaswipper 1837 feierte die evangelische Gemeinde dort teils Gottesdienst.

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Bis 1963 diente Haus Schlieper als Bauernhof, danach wurde es zu Wohnzwecken umgebaut. Um das Haus vor dem Abriss zu retten, hatte der Heimat- und Geschichtsverein versucht, das Freilichtmuseum in Lindlar für eine Umsetzung ins Museum zu gewinnen. Doch mit dem fast 450 Jahre alten Haus Schürfelde aus Meinerzhagen verfügt das Lindlarer Museum bereits über ein niederdeutsches Hallenhaus.

Darum ist das Haus so einzigartig

Das Haus Schlieper nahe Wipperfürth ist eines der letzten, erhaltenen niederdeutschen Bauernhäuser in der Region, berichtete schon vor rund zwei Jahren der Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth.

Ursprünglich als niederdeutsches Langhaus von einem Bauern errichtet, sei die stilistische Nähe zum mitteldeutschen Bauernhaus erkennbar, berichtete HGV-Vorsitzender Erich Kahl und veries auf die entsprechende Fachliteratur, in der das Haus gewürdigt werde. Das bestätigt auch der Michael Kamp, der Leiter des Freilichtmuseums Lindlar.

Das Freilichtmuseum Lindlar des Landschaftsverbands Rheinland hat Erfahrung mit der Rettung von Denkmälern. Doch im Falle von Haus Schlieper wäre eine Translokation – also Abtragung vor Ort und dann entweder Einlagerung oder sofortiger Wiederaufbau – kaum zu bewerkstelligen. In einer vorsichtigen Kostenschätzung vor zwei Jahren ging das Freilichtmuseum Lindlar von Kosten für so ein Projekt in Höhe von mindestens 1,5 Millionen Euro aus.