AboAbonnieren

Abriss statt SanierungSo geht es mit der Hauptschule in Wipperfürth weiter

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Am Dienstag beschloss der Rat einstimmig, die Sanierung des „Altbaus“ zu stoppen und ihn stattdessen abzureißen. 

Wipperfürth – Wie geht es weiter mit der Konrad-Adenauer-Hauptschule? Am Dienstag beschloss der Rat einstimmig, die Sanierung des „Altbaus“ zu stoppen und ihn stattdessen abzureißen, wie von der Verwaltung vorgeschlagen. Gleichzeitig soll ein „Planungsprozess für einen Neubau eingeleitet werden“.

Warum soll die Schule abgerissen werden?

Der Gebäudezustand ist schlecht, die Kosten der Sanierung steigen immer weiter an. Erst kürzlich war festgestellt worden war, dass die Zwischendecken in dem 50 Jahre alten Gebäude aus Brandschutzgründen komplett herausgestemmt und erneuert werden müssten. Für die laufende Sanierung von Dach und Fassade waren im Haushalt 5,5 Millionen Euro vorgesehen.

Dazu kommen aber noch nicht bezifferbare Ausgaben hinzu, für die Sanierung der Fachräume, einen neuen Aufzug, barrierefreie Toiletten, neue Türen und vieles weitere. Klar ist auch, dass die Baukosten derzeit überall geradezu explodieren. Eine umfangreiche Sanierung würde überschlägig bis zu zwei Drittel eines Neubaus kosten, teilte das Gebäudemanagement mit.

Über den Abriss müsse jetzt entschieden werden, andernfalls könnten die beteiligten Unternehmen die Stadt verklagen.

Was bedeutet das für die Schule?

Die Konrad-Adenauer-Hauptschule muss schon seit Monaten wegen der begonnenen Sanierung auf sämtliche Fachräume verzichten. Chemie-, Physik-, Biologieräume und Räume für Arbeitslehre stehen nicht zur Verfügung, ebenso wie der Informatikraum.

„Informatik ist Pflichtfach in den Stufen fünf und sechs“, erklärt Schulleiter Wolfgang Beilfuß im Gespräch mit unserer Zeitung. Auf Tablets auszuweichen, sei nur eine Notlösung. Der Informatikraum sei aber auch wichtig für die Schüler der höheren Klassen, „die schreiben dort ihre Lebensläufe“. Der naturwissenschaftlichen Unterricht musste nun theoretisch stattfinden.

„Unsere Schülerinnen und Schüler lernen aber vor allem durch ,Begreifen’, erläutert Beilfuß. Es gehe um die Qualität des Unterrichts. Eine Nutzung der Fachräume der benachbarten Realschule sei wegen der Stundenpläne schwierig.

Generell hält der Schulleiter die jetzige Entscheidung für einen Abriss und Neubau für richtig. „Für die Zukunft ist das die bessere Lösung.“Die fehlenden Fachräume waren auch Thema im Ausschuss für Schule und Soziales. „Katastrophal“ nannte Bürgermeisterin Anne Loth die jetzige Situation. „Wir werden alles daran setzen, dass Sie einen Großteil der Fachräume kriegen“, versprach sie. Das Gebäudemanagement (GM) sieht dafür eine Zwischenlösung vor. Ziel sei „der Schule möglichst schnell deutliche Abhilfe zu schaffen“, sagte Renate Brüning, die Leiterin des GM. Allerdings sei es teilweise sehr schwer, Handwerkerleistungen zu erreichen.

Was ist mit der benachbarten Realschule?

Die Hermann-Voss-Realschule nutzt den ihr zugewandten, vorderen Teil der Hauptschule, den sogenannten „Altbau“. Der ist nach Einschätzung des Gebäudemanagements in einem besseren Zustand als der „Neubau“, muss aber ebenfalls saniert werden. Auf dem Pausenhof und dem Parkplatz rechts neben dem Gebäude soll deshalb aus Containern ein zweigeschossiges „Interim“ errichtet werden, mit Platz für 14 Klassen. Fachräume lassen sich dort nicht unterbringen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dies Stadt will die Container kaufen, die Kosten für das Interim – ohne Ausstattung und die Außenanlagen – belaufen sich aktuell auf rund 3,6 Millionen Euro. Auch hier dürften die Kosten weiter steigen. Sobald die Realschule das Interim bezogen hat – voraussichtlich im Frühsommer 2023 – kann die Sanierung des „Neubaus“ beginnen. Ist diese abgeschlossen, soll die Hauptschule in den Neubau umziehen, dann könnte der Abriss des Altbaus beginnen.

Wie soll eine neue Hauptschule aussehen?

Das weiß derzeit noch niemand. Im August findet ein „Visionsworkshop Schulentwicklung“ statt, bei dem Verwaltung, Politik, Vertreter der Schulen und externe Fachleute die gesamte Wipperfürther Schullandschaft unter die Lupe nehmen wollen. Aus diesem Workshop sollen dann weitere Ideen entwickelt und konkretisiert werden.

Fachleiter Marius Marondel rechnet mit konkreten Ergebnissen im kommenden Jahr. Die Schullandschaft neu auszurichten, werde sicher fünf Jahre dauern, meinte dagegen Franz Josef Flosbach (FDP). „Irgendwann muss man auch mal mutig Ja sagen“, sagt Wolfgang Beilfuß und warnt davor, eine Entscheidung zu lange herauszuzögern.

Was sagt die Politik?

Kritik gab es im Rat vor allem von der SPD. Sie wollte eine Entscheidung über einen Abriss ohne eine genauere Kostenaufstellung zunächst nicht mittragen. „Kein Mensch reißt erst ab und überlegt dann, was mache ich als nächstes“, kritisierte Regina Billstein (SPD). Genauere Zahlen seien zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich, entgegnete GM-Leiterin Renate Brüning.

Friedhelm Scherkenbach (CDU) erinnerte an den Umbau und die Sanierung des EvB-Gymnasiums. „Dort lagen wir ursprünglich bei 5,6 Millionen Euro, jetzt kommen wir auf 20 Millionen.“ Christoph Goller (Grüne) nannte es „erschreckend, dass die Mängel erst so spät sichtbar wurden“.