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Salz zum Streuen in Oberberg?Ein Muss auf Straßen, tabu auf dem Gehweg

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Wipperfürth/Lindlar – Nicht nur in der Suppe, auch im Winterdienst ist Salz unverzichtbar. „Schon aus Kostengründen setzen die kleineren Kommunen nur Streusalz ein“, erklärt Ralf Bremmekamp, Leiter des Lindlarer Bauhofs Tebel. Splitt dagegen werde fast nie verwendet, denn der verstopfe die Gullys und Kanalleitungen und müsse hinterher mit Kehrmaschinen wieder eingesammelt werden. Und das kostet richtig viel Geld. Auch der Wipperfürther Bauhof setzt beim Winterdienst ausschließlich auf Streusalz, so wie es die Streurichtlinie vorgebe, erklärt Bauhofleiter Magnus Bernhard.

Räumpflicht

Die Stadt Wipperfürth und die Gemeinde Lindlar regeln die Räumpflicht wie folgt: „Zwischen 7 und 20 Uhr sind gefallener Schnee und entstandene Glätte unverzüglich nach Beendigung des Schneefalls bzw. der Glätte zu beseitigen. Nach 20 Uhr sind Schnee und Glätte werktags bis 7 Uhr, sonn- und feiertags bis 9 Uhr des folgenden Tages zu beseitigen.“ (Quelle: Straßenreinigungs - und Gebührensatzungen)

Etwas anders sieht das bei der Straßenmeisterei Klingsiepen aus, zuständig für die Kreis-, Landes- und Bundesstraßen in Wipperfürth, Lindlar, Hückeswagen, Radevormwald und Marienheide. Da auf diesen Straßen in der Regel schneller als auf den Gemeindestraßen gefahren wird, besteht die Gefahr, dass das Streusalz von vorbeifahrenden Autos von der Straße gefegt wird, bevor es wirken kann. Deshalb setzen die 24 Straßenwärter des Straßenmeisterei vor allem bei trockener Fahrbahn auf ein Sole-Salzgemisch. Die flüssige Sole wird auf die Fahrbahn gesprüht, das Salz bleibt darauf haften. „Zudem hat Sole den Vorteil, dass sie auch bis circa minus 12 Grad Celsius wirkt, Salz dagegen nur bei etwa minus 4 Grad“, erklärt Dirk Goldack, Betriebsleiter der Straßenmeisterei. Die Sole lagert die Straßenmeisterei in einem großen Tank. Das genau Mischverhältnis von Sole und Salz können die Fahrer am Streufahrzeug je nach Bedingungen unterschiedlich einstellen.

Eine große Herausforderung für alle Winterdienstmitarbeiter war am Wochenende das Blitzeis. „Da kann man nur streuen, hoffen und wieder streuen“, sagt Goldack. Im Grunde aber sei man machtlos.

Nicht nur die Winterdienstmitarbeiter, auch viele Privatleute setzen gerne auf die Wirkung von Streusalz – obwohl Grundwasser, Pflanzen und auch Hundepfoten unter dem Streusalz leiden und Autos dadurch schneller rosten. Und auch ein Teil der winterlichen Straßenschäden ist wohl auf Streusalz zurückzuführen. Das durch Salz verflüssigte Eis sickert in kleine Risse ein, beim nächsten strengen Nachtfrost gefriert es erneut und sprengt die Fahrbahn von unten auf.

Die Gemeinde Lindlar empfiehlt in ihrer Straßenreinigungssatzung, auf Gehwegen auf Salz grundsätzlich zu verzichten – außer bei Eisregen und an gefährliche Stellen wie Treppen und bei starkem Gefälle.

Diese Ausnahmen gelten auch in Wipperfürth. Doch dort ist die Satzung noch rigider: „Auf Gehwegen ist bei Eis- und Schneeglätte zu streuen, wobei die Verwendung von Salz und anderen auftauenden Stoffen grundsätzlich verboten ist.“

Jürgen Baldsiefen von der Wipperfürther Stadtverwaltung vermutet, dass dieses scharfe Verbot noch aus einer alten Mustersatzung stammt. Man könne darüber nachdenken, die Straßenreinigungssatzung in diesem Punkt zu überarbeiten.